‚Tag der Arbeit‘: Einsatz für Arbeiter

von Stefan Klinkhammer

Samstag, 01.05.2021

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Pfarrer Peter Kossen, Foto: Bischöfliche Pressestelle Münster/Gudrun Niewöhner

Wenn es nach Pfarrer Peter Kossen aus dem Bistum Münster ginge, müsste sich die Kirche viel stärker für die Rechte von Arbeitnehmern einsetzen. Er selbst engagiert sich seit Jahren für faire und würdige Arbeitsbedingungen – vor allem in Fleischbetrieben.

INFO: Seit den Corona-Ausbrüchen in Schlachtbetrieben wird verstärkt wahrgenommen, was Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich im Bistum Münster seit Jahren immer wieder anprangert. Seit Jahren setzt er sich für Gerechtigkeit in der Arbeitswelt, besonders in der Fleischindustrie ein. „Wenn man große Probleme angehen will, muss man global denken und handeln“, so der katholische Priester der Pfarrei Seliger Niels Stensen. Im Podcast „kannste glauben“ aus dem Bistum Münster sprach sich Kossen deutlich für das erwartete Lieferketten-Gesetz aus. Es soll sicherstellen, dass Unternehmen nicht nur in eigenen Betrieben und Fabriken Mindeststandards bei Arbeitsbedingungen einhalten und Menschenrechtsverstöße wie Kinderarbeit ausgeschlossen werden. Dabei dürfe es nicht nur um wirtschaftliche Vor- oder Nachteile gehen, warnte Kossen: „Was die Arbeitsverhältnisse hier betrifft, hat Deutschland in den letzten Jahren leider zugelassen, dass es Billiglohnland geworden ist. Wenn man jetzt versucht, das wieder zu regulieren, dann darf nicht aus dem Blick geraten, dass es Wirtschaftsräume und Arbeitsbedingungen in der Welt gibt, die man in gleicher Weise regulieren muss“, betont er.

Von der katholischen Kirche erwartet Kossen mehr und mutigen Einsatz für Gerechtigkeit in der Arbeitswelt. Katholische und evangelische Verantwortliche sollen sich zusammenschließen, um deutlich Veränderungen in den Arbeitsbranchen einzufordern: „Ich habe den Eindruck, dass wir das nicht gut können als Kirche, weil wir Sorge haben, dass wir Menschen auf die Füße treten, die möglicherweise hohe Kirchensteuern zahlen und Meinungsmacher vor Ort sind.“ Auch wünscht sich Kossen von Seiten der Kirche klarere Vorgaben zum Einkauf und eine damit verbundene Achtsamkeit für Arbeitsverhältnisse. „Wir sind als Kirche große Marktteilnehmer in Deutschland und wenn wir nach bestimmten Kriterien einkaufen oder auch Land verpachten würden, das würde den Markt revolutionieren. Da fehlt mir manchmal der Mut dazu, dies wirklich zu versuchen“, kritisiert Kossen im Podcast „kannste glauben“. Die Episode des Bistums-Podcast „kannste glauben“ mit Pfarrer Peter Kossen ist über die Podcast-Homepage www.kannste-glauben.de abrufbar. Zudem können alle Episoden der Reihe bei Spotify, podcaster.de, Deezer, Google Play und Itunes kostenfrei angehört und abonniert werden.

Unser Gesprächspartner: Peter Kossen, geboren 1968 in Wildeshausen, wuchs in Rechterfeld / Gemeinde Visbek auf. Nach dem Abitur 1988 am Gymnasium Antonianum in Vechta studierte er Theologie und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und verbrachte ein Jahr an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Nach dem Diplom machte er sein praktisches „Gemeindejahr“ in St. Johannes in Recklinghausen-Suderwich und empfing am 26. Mai 1996 die Priesterweihe im St. Paulus Dom zu Münster. Es folgten fünf Jahre als Kaplan in Nordwalde St. Dionysius, dann drei Jahre in Münster St. Norbert und St. Thomas Morus. 2004 wurde er Pfarrer in Emmerich am Niederrhein und wechselte 2011 nach Vechta als Ständiger Vertreter des Offizials für den niedersächsischen Teil des Bistums Münster (Offizialatsbezirk Oldenburg). Seit 2000 ist Peter Kossen Mitglied des Priesterrats des Bistums Münster, war 2013 Vorsitzender des Landes-Caritasverbands Oldenburg und ging 2017 als leitender Pfarrer an die Pfarrgemeinde Seliger Niels Stensen in Lengerich. Wie in Vechta setzte er sich auch hier gegen Missstände bei Werkverträgen, Zeitarbeit und Unterbringung von Arbeitern ein. Im Mai 2019 stellte er den mit Fachleuten und Engagierten gegründeten Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ vor, der Arbeitsmigranten bei der Durchsetzung ihrer Arbeitnehmerrechte stärken will. Für seinen Einsatz wurde er am 23. August 2020 durch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet mit dem Verdienstorden des Landes NRW ausgezeichnet.

1. Mai – Tag der Arbeit: Der 1889 von der Zweiten Internationalen (Arbeiterbewegung) als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufene 1. Mai ist seit 1919 gesetzlicher arbeitsfreier Feiertag in Deutschland. In der Katholischen Kirche ist er dem Fest „Josef, der Arbeiter“ gewidmet. Pius IX. ernannte ihn 1870 zum „Universalpatron der Kirche“. Sozial-Papst Leo XIII. (1878-1903) betonte die Beziehung des Zimmermanns zur Welt der Arbeit, so dass Pius XII. ihn 1955 zum „Patron der Arbeiter“ erkor. Johannes Paul II. nannte Josef den „Beschützer des Erlösers“ und Papst Franziskus rief mit seinem Apostolischen Schreiben „Patris corde“ ein ganzes Jahr zu Ehren des Ziehvaters von Jesus aus. Darin sieht er den Mann an der Krippe in einer Reihe mit jenen, die „heute zweifellos Geschichte schreiben: Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, Supermarktangestellte, Reinigungspersonal, Betreuungskräfte, Transporteure, Ordnungskräfte, ehrenamtliche Helfer, Priester, Ordensleute und viele anderen“. Menschen, die wie Josef „scheinbar im Verborgenen oder in der 'zweiten Reihe' stehen“, spielen laut Franziskus „in der Heilsgeschichte eine unvergleichliche Hauptrolle“.

Samstag, 01.05.2021