„Überaus schön, doch unvollendet …“

von Elvis Katticaren

Montag, 01.08.2022

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Foto: Dom zu Köln vom Rhein gesehen, KIP

Große Dinge werfen ihren Schatten voraus. Am 15. August feiert der Kölner Dom „700 Jahre Chorweihe gotischer Dom“. Die aktuelle Sommerausstellung im Domforum soll schon mal darauf einstimmen…bis 15.08. ist zu sehen, der Eintritt ist frei…

INFO: Gut zehn Jahre nach der Chorweihe besuchte der italienische Dichter Francesco Petrarca 1333 Köln und damit auch den im Bau befindlichen gotischen Dom. Diesen bezeichnete er als „überaus schön, doch unvollendet“. In der gleichnamigen Ausstellung vom 25.06.–14.08. im DOMFORUM wird das am 27. September 1322 geweihte Bauwerk und seine aus dieser Zeit stammende Ausstattung vorgestellt: Gezeigt werden zeitgeschichtlichen Hintergründe, die geistesgeschichtliche Situation, das soziale Leben in der Stadt sowie die zeitgenössische Architektur, Bildung und Frömmigkeit. Die Ausstellung ist eine Kooperation der Kölner Dombauhütte, dem Archiv des Erzbistum Köln und DOMFORUM. Zur Ausstellung gibt es Begleitveranstaltungen, Führungsangebote und eine Broschüre. Eintritt frei, Spende erbeten. Im Rahmen der Reihe „Stadt • Punkte“ wird die Ausstellung von einem Vortragsprogramm begleitet. Mehr: https://www.koelner-dom.de/erleben/domjubilaeum2022#ausstellungen. Adresse: Domforum – Besucherzentrum des Doms, Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 925847-30, Fax -31, Internet: www.domforum.de

Domjubiläum 2022 - 700 Jahre Chorweihe: Das 700-Jahr-Jubiläum der Chorweihe wird vom 15. August an mit Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen und einem besonderen Blick ins Mittelalter gefeiert. Ab dem 17. August können Besucherinnen und Besucher bei speziellen technischen Führungen den östlichen Teil der Kathedrale in ihrer Ausstattung aus dem 14. Jahrhundert erleben. Dafür wurde der Dom zuvor dreidimensional vermessen und sein mittelalterliches Erscheinungsbild historisch rekonstruiert.

Die traditionelle Dreikönigswallfahrt wird auf zehn Tage verlängert und findet vom 18. bis 27. September statt. Sie beschließt damit das Jubiläum. Zu den Höhepunkten der Feiern zählt die Uraufführung eines eigens komponierten Dreikönigsoratoriums - einer „musikalischen Hommage an den Kölner Dom“.

Domjubiläum 2022 im Internet: www.koelner-dom.de/erleben/domjubilaeum2022.

Programmbuch zum Domjubiläum mit allen Informationen zum Festprogramm und historische Hintergrundinformationen zum Download: Programmbuch herunterladen (PDF)

„Hohe Domkirche Sankt Peter und Sancta Maria“: Bereits an der Nordostecke der römischen Legionsstadt Colonia Agrippina gab es eine Vielzahl an Tempeln, Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n.Chr. baute dort der Kölner Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage. Als sein späterer Nachfolger Rainald von Dassel 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln brachte, entwickelte sich die Stadt e zu einem der großen abendländischen Wallfahrtsorte. Die für die Reliquien gebaute Kathedrale - Erzbischof Konrad von Hochstaden legte am 15. August 1248 den Grundstein - sollte das größte Bauwerk nördlich der Alpen werden. Gebaut wurde bis 1560, als der Bau aus Mangel an Kapital und Interesse der Bürger beendet wurde. Mit neuer Begeisterung nahm man 1842 den Bau wieder auf. 1863 war das Innere fertiggestellt, die beiden 1880 vollendeten Türme waren das höchste Bauwerk der Erde. Der Domschatz in den unterirdischen Gewölberäumen des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes zeigt kostbare Reliquiare, liturgische Geräte und Gewänder, Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis zum 20. Jahrhundert, mittelalterliche Skulpturen und fränkische Grabfunde. Die wechselvolle Geschichte der Kölner Kathedrale präsentiert sich in dieser einzigartigen Kombination von historischen Gewölberäumen mit Resten der römischen Stadtmauer, Säulen vom Vorgängerbau des Domes, moderner Architektur und der neuartigen Präsentation des Domschatzes.

Das für den 15.08.1948 angesetzte Fest zur 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung fand kurz nach dem Krieg weltweite Beachtung und galt für Köln als eine Art Wiederauferstehung aus den Trümmern. Der gesamte Innenraum wurde nach Behebung der Kriegsschäden 1956 wiedereröffnet. Zur 750-Jahr-Feier wurde der Dom offiziell in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt. Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de.

Dreikönigsschrein: Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom ist ein als Goldschmiedearbeit hergestelltes Reliquiar aus der Zeit Ende des 12. Jahrhunderts. Er ist 500 Kilo schwer und mit 220 cm Länge, 110 cm Breite und 153 cm Höhe der größte erhaltene mittelalterliche Schrein und gehört zu den wichtigsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters. Er dient der Aufbewahrung von Gebeinen, die von Konstantinopel nach Mailand gelangten und die Erzbischof Rainald von Dassel, der für Italien zuständige Reichskanzler von Kaiser Barbarossa, aus der Kirche Sant´Eustorgio als Kriegsbeute in den karolingischen Hildebold-Dom nach Köln brachte. Sein Nachfolger Erzbischof Philipp von Heinsberg beauftragte Nikolaus von Verdun mit der Herstellung des zweigeschossigen Schreins aus Gold, vergoldetem Silber, Kupfer und Emaille, die 1225 abgeschlossen war. Mit zahlreichen goldenen Figuren, Edelsteinen und antiken Schmucksteinen, die auf einem Eichenholzkern aufgebaut sind, illustriert er die christliche Heilsgeschichte von den Anfängen des Alten Testaments bis zum Jüngsten Gericht. Er wurde im 1248 begonnenen gotischen Dom zum Ziel großer Pilgerströme, auch für die in Aachen gekrönten deutschen Könige war er ein Pflichttermin. Seit 1948 steht der Schrein hinter dem Hochaltar. Er enthält die Schädel und Knochen von drei Männern unterschiedlichen Alters, zudem die Gebeine von Gregor von Spoleto sowie weitere unbeschriftete Skelettteile, die lange den Heiligen Felix und Nabor zugeschrieben wurden. Die Untersuchung der Stoffe, die die Knochen umhüllten, ergab in den 1980er Jahren, dass sie im Nahen Osten hergestellt wurden und aus dem 2. und 4. Jahrhundert stammen.

Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates. Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: presse@katholisches.koeln, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.

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