100 Jahre Schlacht von Verdun: Friede ist kostbar
Samstag, 20.02.2016

Paderborner zu Besuch in Frankreich (v.l.): Kaplan Ulrich Liehr, Generalvikar Alfons Hardt, Bischof Yves Le Saux, Erzbischof Hans-Josef Becker und der Generalvikar des Bistums Le Mans, Pfarrer Paul-Antoine Drouin; im Hintergrund die Kathedrale von Le Mans
Morgen, am 21. Februar vor 100 Jahren, begann eine der großen Katastrophen des letzten Jahrhunderts - das fürchterliche Gemetzel zwischen Deutschen und Franzosen auf dem Schlachtfeld von Verdun. Erzbischof Hans Josef Becker zur Lage in Europa ...
INFO: Zum 100. Jahrestag des Beginns der Schlacht um Verdun (Frankreich) am 21. Februar werden in der Stadt Gedenkfeiern daran erinnern, dass zwischen Februar und Dezember 1916 rund 2,5 Millionen deutsche und französische Soldaten durch die „Blutmühle“ des industriell geführten Vernichtungskrieges rund um die alte Bischofs- und Festungsstadt gehen mussten. 60 Millionen Granaten ließen keinen Stein auf dem anderen und sorgten in zehn Monaten zwischen Februar und Dezember für 700.000 Tote und Vermisste. Oberhalb der Festung Douaumont liegt heute inmitten eines großen Gräberfelds das Gebeinhaus von Douaumont, gebaut zwischen 1920 und 1932 auf Initiative des Bischofs von Verdun Charles Ginistry. Es gilt als eines der weltweit bekanntesten Mahnmale gegen den Krieg und birgt die Überreste von 130.000 Opfern. Mehr zur Illumination der Kathedrale, der Ausstellung „Verdun 1914-1916: Das Leben geht weiter“ und der App über den Link: http://de.verdun-tourisme.com/)
Über alle Krisen und Kriege zwischen Deutschland und Frankreich hinweg pflegt das Erzbistum Paderborn eine jahrhundertelange Freundschaft („Liebesbund ewiger Bruderschaft“) mit dem nordfranzösischen Bistum Le Mans – die Bistumspatrone Liborius und Julian machen es möglich: Sie begann, als im Jahr 836 von dort die Reliquien des heiligen Liborius nach Paderborn überführt wurden. Im Jahr 1243 gelangten auch Reliquien des heiligen Julian dorthin, der im 4. Jahrhundert erster Bischof der Diözese Le Mans war. Sie werden heute die heute im vorletzten Gelass des Reliquienretabels im Hochchor des Paderborner Domes aufbewahrt. Auf dem Reliquiar befindet sich eine Darstellung des Heiligen. Größere Julians-Darstellungen befinden sich im Chorgestühl und am Paradiesportal des Hohen Domes zu Paderborn.
Zum Patronatsfest des heiligen Julian Ende Januar reiste auch in diesem Jahr eine Delegation der „Deutsch-französischen St.-Liborius-Fraternität“ mit Erzbischof Hans-Josef Becker und Generalvikar Alfons Hardt nach Frankreich. In seiner Predigt zum Festgottesdienst in der Kathedrale von Le Mans sagte Becker: „Barmherzigkeit ist nicht abstrakt: Sie geschieht durch konkrete Menschen. Dankbar dürfen wir am Juliansfest im Jahr der Barmherzigkeit auf all diejenigen schauen, die die Beziehung zwischen den Diözesen Le Mans und Paderborn gerade in Kriegs- und Krisenzeiten lebendig gehalten und einander gegenseitig zugefügtes Unrecht vergeben haben“. Dieses kostbare Erbe müsse fortgesetzt werden, gerade in Zeiten, in denen Menschen vor Verfolgung flüchten oder von Terror bedroht seien: „Die Lösung kann und muss im ‚gemeinsamen Haus Europa‘, angegangen werden. Der 1180 Jahre währende ‚Liebesbund ewiger Bruderschaft‘ zwischen Le Mans und Paderborn lehrt uns, dass solche Solidarität, die aus christlicher Überzeugung erwächst, keine Utopie darstellt.“
Auf ihrem Weg nach Le Mans besuchte die Gruppe die Gedenkstätte in Verdun und betete für den Frieden. Traditionell feierten sie auch am Grab von Abbé Franz Stock in Chartres eine Heilige Messe: Der aus dem Erzbistum Paderborn stammende Priester wirkte während der deutschen Besatzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg als Seelsorger in Paris und gilt als einer der Wegbereiter der deutsch-französischen Aussöhnung. Das Seligsprechungsverfahren für Abbé Franz Stock war am 14. November 2009 von Erzbischof Hans-Josef Becker eröffnet und der diözesane Informativprozess zur Seligsprechung am 8. November 2013 abgeschlossen worden. Mehr: 50 Jahre Franz Stock-Komitee, Franz Stock: Zeuge der Menschlichkeit.
Auch Mitarbeiter der Abteilung Jugendpastoral aus dem Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn waren mit nach Frankreich gereist, um ein großes Ereignis vorzubereiten: Im Juli werden sich im Erzbistum mehr als 3.000 französische und deutsche Jugendliche auf dem Weg zum Weltjugendtag nach Krakau in Paderborn treffen.
Unser Gesprächspartner: Erzbischof Hans-Josef Becker, geboren am 8. Juni 1948 in Warstein-Belecke, 1967 Abitur in Rüthen, Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschulen, Referendariat in der Volksschule Rüthen, 1972 zweite Staatsprüfung für das Lehramt, Studium der Theologie und Philosophie in Paderborn und München. Priesterweihe am 11. Juni 1977, Aushilfstätigkeit in der Mindener Dompfarrei St. Gorgonius und Petrus, dann Vikar in St. Bonifatius Paderborn. 1981 Pfarradministrator in St. Nikolaus Lippstadt, 1987 Pfarrer in St. Nikolaus Lippstadt, 1992 Dechant im Dekanat Lippstadt, ab 1995 Leiter der Zentralabteilung Pastorales Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat. 1996 Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten durch Papst Johannes Paul II., am 23. Januar 2000 zum Titularbischof von Vina und Weihbischof in Paderborn, Bischofsvikar für Priesterfortbildung, 2002 Domkapitular, Wahl zum Diözesanadministrator von Paderborn, 2003 Wahl und Ernennung zum Nachfolger von Johannes Joachim Kardinal Degenhardt als Erzbischof von Paderborn.
Seit 2006 ist Erzbischof Becker Vorsitzender der Kommission VII (Erziehung und Schule) der Deutschen Bischofskonferenz sowie in die „Gemeinsame Konferenz“ von Deutscher Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken. 2008 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Publizistischen Kommission (Kommission IX) der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. „Auf dein Wort hin“ lautet der Wahlspruch, den sich Erzbischof Hans-Josef Becker schon bei seiner Ernennung zum Weihbischof in Paderborn wählte. Der Vers ist dem Lukas-Evangelium entnommen (Lk 5,5).
Mehr: www.erzbistum-paderborn.de