125. Geburtstag von Paul Schneider
Dienstag, 06.09.2022
Es gibt so Menschen, an die erinnert man sich auch lange nach ihrem Tod – weil sie etwas Besonderes geleistet haben. An Pfarrer Paul Schneider zum Beispiel. Der hat vor allem Mut bewiesen.
Immer wieder hat er sich eingemischt und gegen die Ungerechtigkeit der Nationalsozialisten gekämpft. Michael Nitzke über den Prediger von Buchenwald:
Seine Predigten waren kurz und dennoch ist er nicht bis zum Ende durchgekommen. Pfarrer Paul Schneider wurde 1938, zur Zeit der Nationalsozialisten, im Konzentrationslager Buchenwald in Einzelhaft genommen. Er predigte durch die Gitterstäbe zu seinen Mithäftlingen weiter.
Die mussten draußen aufmarschieren, voller Angst vor Zwangsarbeit und Tod. Paul Schneider rief nur wenige Worte durch das Zellenfenster. Doch die gaben Mut: „So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben...“ Viel weiter kam er nicht. Ein Wärter der SS schlug auf ihn ein, bis er nicht mehr sprechen konnte.
In Buchenwald schrie er seine kurzen Predigten aus der Einzelzelle, bis die Machthaber ihn schließlich zu Tode spritzten. Er ist gestorben, weil er seinen Mund nicht halten konnte. Für die Menschen, die ihn hörten, waren seine Worte Trost. Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit.
Den Mund halten konnte Pfarrer Paul Schneider auch vorher, in Freiheit, nicht. Er sprach dagegen, wenn in seiner Kirche die Glocken zur Ehre der Machthaber geläutet werden sollten. Er hielt seinen Mund nicht, als nach der Beerdigung seines Konfirmanden ein Parteivertreter Naziparolen verkündigte.
Vor knapp 125 Jahren wurde Paul Schneider geboren. Er wurde nur 41 Jahre alt, weil er seinen Mund nicht halten konnte. Sein Glaube gibt mir Mut, meinen Mund zu öffnen, wenn ich schreiendes Unrecht erkenne.
Mehr Infos über Paul Schneider findet Ihr hier: https://paul-schneider-gesellschaft.de/index.html?rCH=-2