175 Jahre Bonifatiuswerk: Mission is possible
Mittwoch, 09.10.2024
In Skandinavien, im Baltikum, aber auch in vielen Teilen Ostdeutschlands gibt es nur wenige Katholiken. Um sie zu unterstützen, wurde vor 175 Jahren das Bonifatiuswerk (Paderborn) gegründet. Die Herausforderungen sind aber nicht weniger geworden...
INFO: „Boni facere“ - Gutes tun: Das hat sich das Bonifatiuswerk zum Programm gemacht. Nicht nur in nord- und osteuropäischen Regionen, wo es kaum Katholiken gibt, ist das in Paderborn angesiedelte Hilfswerk aktiv. Ein wichtiger Akzent seiner Arbeit liegt inzwischen auch auf der Förderung katholischen Lebens hierzulande. Denn die Kirchenzugehörigkeit schwindet, Religion und christlicher Glaube verlieren ihre gesellschaftliche Bindekraft, die finanziellen und personellen Ressourcen werden geringer.
Keiner soll alleine glauben“ - das ist der zeitlos gültige Leitgedanke des Bonifatiuswerks. Zu sehen ist er auch als Schriftzug auf den aktuell mehr als 600 rapsgelben „Boni-Bussen“. Die Kleintransporter sind in den Fördergebieten unterwegs, um Gemeinden zu vernetzen und Menschen in abgelegenen Regionen zu kirchlichen Angeboten wie Kommunionunterricht, Seniorentreffs oder der Kirchenchorprobe zu fahren. Seit der Gründung der Verkehrshilfe im Jahr 1949 wurden bis heute fast 3.500 Fahrzeuge durch das Bonifatiuswerk finanziert.
Ein Klassiker sind die seit 1969 angebotenen Religiösen Kinderwochen. Die Aktion „Weihnachtsmannfreie Zone“ wirbt seit 2002 für „den echten Nikolaus“, der im Gegensatz zum Weihnachtsmann christliche Werte wie Nächstenliebe, Einsatzbereitschaft und Mut verkörpere. Seit 2013 unterstützt das Bonifatiuswerk missionarische Projekte in ganz Deutschland. Damit Multiplikatoren im Firmunterricht Glaubensinhalte zeitgemäß vermitteln können, bietet das Hilfswerk seit 2023 als erstes digitales Großprojekt eine entsprechende App an.
Möglichkeiten, an die vor 175 Jahren niemand dachte, als das Hilfswerk - damals noch unter dem Namen „Bonifatius-Verein“ in Regensburg - am 4. Oktober 1849 gegründet wurde. Damals gab es tiefgreifende gesellschaftliche und politische Veränderungen. Arbeiter aus dem katholischen Schlesien zogen ins protestantisch geprägte Preußen. Kirchen, Pfarrhäuser oder Schulen gab es für sie nicht. Erste große Herausforderung des Vereins war es, diese Katholiken zu unterstützen.
Möglichkeiten, an die vor 175 Jahren niemand dachte, als das Hilfswerk - damals noch unter dem Namen „Bonifatius-Verein“ in Regensburg - am 4. Oktober 1849 gegründet wurde. Damals gab es tiefgreifende gesellschaftliche und politische Veränderungen: Arbeiter aus dem katholischen Schlesien zogen ins protestantisch geprägte Preußen. Kirchen, Pfarrhäuser oder Schulen gab es für sie nicht. Erste große Herausforderung des Vereins war es, diese Katholiken zu unterstützen. Später, nach der deutschen Teilung, setzte sich der 1968 in Bonifatiuswerk umbenannte Verein dafür ein, dass katholisches Glaubensleben in der DDR möglich blieb. Seit 1974 unterstützt das Hilfswerk katholische Christen in Schweden, Norwegen, Island, Finnland und Dänemark, 1995 kamen Lettland und Estland hinzu.
Allein im Jahr 2023 hat das Bonifatiuswerk 1.123 Projekte für katholische Minderheiten in Deutschland, Skandinavien und dem Baltikum mit 9,6 Millionen Euro gefördert. Das Geld fließt in den Bau von Kirchen, Klöstern, Schulen und Kindergärten, religiöse Kinder- und Jugendfreizeiten sowie soziale Projekte. Immer am dritten Sonntag im November ruft das Bonifatiuswerk zu Spenden in den katholischen Gottesdiensten auf - in diesem Jahr am 17. November. Die vorausgehende Diaspora-Aktion steht 2024 unter dem Motto „Erzähle, worauf Du vertraust“ und wird am 10. November in Regensburg eröffnet. Die Aktion möchte Menschen miteinander ins Gespräch darüber bringen, „was uns trägt und antreibt“, um miteinander im Gottvertrauen zu wachsen. (Angelika Prauß, KNA)
Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken: Das 1849 von Laien gegründete Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken ist von der Deutschen Bischofskonferenz mit der Förderung der Diaspora-Seelsorge beauftragt. Das Hilfswerk mit Sitz in Paderborn unterstützt Katholiken, die weit verstreut als Minderheit unter Anders- und Nichtglaubenden leben, vornehmlich in Ost- und Norddeutschland, Skandinavien, Estland und Lettland. Mit Spenden fördert das Bonifatiuswerk den Bau und die Renovierung von Kirchen und Gemeindezentren, Jugend- und Bildungshäusern, katholischen Schulen und Kindergärten sowie die Motorisierung von Pfarreien. Es unterstützt mit der Diaspora-Kinder‑ und Jugendhilfe Projekte der Glaubensweitergabe sowie pastorale und sozial-karitative Projekte. Jedes Jahr führt das Bonifatiuswerk den traditionellen Diaspora-Sonntag durch, an dem in allen Gemeinden Deutschlands für die Arbeit des Bonifatiuswerks gesammelt wird.
Anschrift / Kontakt: Kamp 22, 33098 Paderborn, Postfach 11 69, 33041 Paderborn, Tel. 05251 29 96 - 0, Fax 05251 29 96 / 88, E-Mail: info@bonifatiuswerk.de, Internet: https://www.bonifatiuswerk.de.
Namensgeber Winfried / Bonifatius: Bonifatius wurde 672/73 als Sohn einer Adelsfamilie im Königreich Wessex in England mit dem Namen „Wynfreth“ geboren und trat gegen den Willen seines Vaters ins nahe gelegene Benediktinerkloster Exeter ein. Mit 30 Jahren wurde er Priester, Abt in Nursling und verfasste als Lehrer für Grammatik und Dichtung Bibelauslegungen, die erste englische Grammatik der lateinischen Sprache und Gedichte. 716 endete eine Missionstätigkeit in Friesland erfolglos, 718 aber erhielt er von Papst Gregor II. den Auftrag, in den deutschsprachigen Ländern das Evangelium zu verkünden. Mit dem neuen Namen „Bonifatius“ kehrte er über Bayern und Thüringen nach Friesland zu Bischof Willibrord in Utrecht zurück und begann 721 seine Mission in Hessen und Thüringen.
722 in Rom zum Missionsbischof geweiht, nahm er die Neuordnung der Kirche im Süden und Osten des späteren Deutschlands in Angriff und gründete zahlreiche Kirchen und Klöster. 732 wurde Bonfatius von Papst Gregor III. zum Erzbischof und päpstlichen Vikar des Ostteiles des Frankenreiches ernannt. In diesem Amt gründete und reorganisierte er u.a. die Bistümer Salzburg, Passau, Regensburg, Freising, Würzburg, Büraburg bei Fritzlar und Erfurt. Gegen viele Widerstände legte Bonifatius, ab 746 Bischof von Mainz, damit die Grundlagen für die katholische Kirche in den deutschsprachigen Ländern. Am 5. Juni 754 wurde er auf Missionsreise nahe dem friesischen Dokkum ermordet und in seinem 744 gegründeten Kloster Fulda, der späteren Reichsabtei, bestattet. Seit 1867 treffen sich die deutschen katholischen Bischöfe zu ihrer Herbstvollversammlung an seinem Grab im Dom zu Fulda. Zu seinem 1250. Todesjahr 2004 erinnerten zahlreiche Veranstaltungen an den „Apostel der Deutschen“ und „Wegbereiter des Abendlandes“.
Unser Gesprächspartner: Georg Austen, Jg. 1958 aus Büren, 1986 zum Priester geweiht. Im Erzbistum Paderborn zuständig für die Pfadfinder, die Katholische Landjugend-Bewegung, den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Paderborn, Studentenpfarrer und Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Paderborn, 2002-2006 Sekretär des XX. Weltjugendtags 2005 und Leiter des Weltjugendtags, seit 2006 Generalsekretär des Bonifatiuswerkes. Kontakt: Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V., Kamp 22, 33098 Paderborn, Tel. 05251 / 29 96 11, E-Mail: Austen@bonifatiuswerk.de, Internet: http://www.georg-austen.de.