800 Jahre Karlsschrein
Donnerstag, 23.07.2015

Aachen kommt nach der Heiligtumsfahrt 2014 aus dem Feiern nicht mehr raus: Ab heute steht der Karlsschrein im Dom nicht mehr in der Chorhalle, sondern an seinem ursprünglichen Ort im Oktogon. Eine einmalige Gelegenheit, Karl dem Großen nahe zu sein
INFO: Karl I., „der Große”, Gedenktag katholisch: 28. Januar, Hochfest in Aachen, in Aachen: Übertragung der
Gebeine: 27. Juli, Kaiser des
Frankenreiches, * 2. April 742 (?), † 814 in Aachen. Karl der Große gehört zu
den bedeutenden Gestalten der mittelalterlichen Geschichte, die die Grundlagen
Europas schufen. Der Karls-Mythos dauert bis heute an. „Das Reich Karls des
Großen hat dem, was wir Europa nennen, zum ersten Mal Gestalt verliehen”
(Lucien Febvre). Karl übernahm nach dem Tod seines Vaters Pippin, des Kleinen,
im Jahr 768 Titel und Regierung als König der Franken gemeinsam mit seinem Bruder
Karlmann und nach dessen Tod 771 die Alleinherrschaft. Er nahm den aus Rom
geflohenen Papst Leo III. bei sich auf, bestätigte dem Papst die Herrschaft
über den Kirchenstaat und wurde am 25. Dezember 800 in Rom durch Papst Leo zum
Kaiser gekrönt. Karls Bedeutung liegt weniger in seinem frommen Leben, als in
seiner politischen und geschichtlichen Wirksamkeit. Sein brutaler, 30 Jahre
lang währender Sachsenfeldzug verdient nur mit Mühe den Titel Missionierung
oder Christianisierung. Andererseits hat er mit seiner Politik die Fundamente
des christlichen Abendlandes gelegt, der Kirche und damit auch dem Glauben in
Europa bleibenden Raum verschafft. Karl beendete sein Leben in Aachen, wo er
814 in seiner Pfalzkapelle, dem Aachener Münster, in einem römischen Marmorsarkophag
beigesetzt wurde. Auf Kaiser Friedrich Barbarossas Veranlassung erfolgte 1165
die Heiligsprechung Karls durch den Erzbischof von Köln unter Billigung von
Gegenpapst Paschalis III., aber gegen den Willen von Papst Alexander III. Seit
1176 wird die Verehrung geduldet: sie ist offiziell „gestattet, nicht
anerkannt”, er ist deshalb nicht im Martyrologium Romanum verzeichnet.
Nach der
Heiligtumsfahrt 2014 steht in diesem Jahr ein weiteres herausragendes Ereignis
im Aachener Dom auf dem Programm. Vom 23. Bis 27. Juli steht der im Jahr 1215
fertig gestellte Karlsschrein im Mittelpunkt des Jubiläums. Während der
Festtage wird der Schrein seinen derzeitigen Platz in der Chorhalle des
Aachener Doms verlassen und wieder nahezu an seinem ursprünglichen Standort im
Oktogon aufgestellt. Der Kern ist ein Holzschrein aus Eiche, darauf
silbervergoldete Figuren und Reliefs, Verzierungen aus Emaille, Edelsteine und Filigrane.
Auf der Stirnseite sitzt Karl der Große, neben ihm - stehend genauso groß -
Papst Leo III. und Erzbischof Turpin von Reims. Auf der rückwärtigen Stirnseite
die thronende Maria und das Christuskind. Auf den Dachreliefs sind zwei Mal
acht deutsche Könige und Kaiser zu sehen, die meisten in Aachen gekrönt, in
irgendeiner Form Gönner oder Gefährten von Karl dem Großen. Während des
Jubiläums können Besucher Karl dem Großen besonders nahe zu sein. Außerdem gibt
es während der Festtage ein abwechslungsreiches Programm, unter anderem mit
Gottesdienstfeiern, Konzerten, Vorträgen und kulturellen Angeboten. Mehr Informationen
zum Programm gibt es auf www.800JahreKarlsschrein.de.
Unser Gesprächspartner: Domkapitel Aachen, Dompropst Manfred von
Holtum, Klosterplatz 2, 52062 Aachen, Tel: 0241 / 47709-118, Fax: 0241 / 452887,
Mail: heiligtumsfahrt2014@dom.bistum-aachen.de