Advent heißt Warten

von Christof Beckmann

Donnerstag, 09.12.2021

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Bild: Gerd Altmann auf Pixabay

Josef Wohlmuth ist ein großer Liebhaber des Advents. Tausende von Studenten gingen durch seine Seminare, er war Professor in Köln und Bonn, unterwegs in fast ganz Europa. Was macht für ihn diese Adventszeit wirklich „besinn-lich“?

INFO: Mit dem ersten Advent begann das neue Kirchenjahr. Ursprünglich war die Adventszeit eine 40-tägige Fasten- und Bußzeit, die dem Fest der Geburt Jesu am 25. Dezember vorausging. Weil das genaue Datum der Geburt Jesu nicht überliefert ist, hatten sich die Kirchen in Rom und in Afrika bereits in frühchristlicher Zeit auf diesen Tag festgelegt. Umstritten ist, ob das zu diesem Zeitpunkt im römischen Kaiserkult wichtige Fest des „Sol invictus“ dafür ausschlaggebend war, das sich jedoch auf das astronomische Ereignis der Wintersonnenwende um den 21./22. Dezember bezog. Sie markiert den Wendepunkt zu den wieder länger werdenden Tagen und wurde nach Einführung des julianischen Kalenders am 25. Dezember gefeiert. Zwischen diesen Tagen liegt die Sommersonnenwende – das Datum für das Fest des Hl. Johannes des Täufers – der Vorläufer und Wegbereiter Jesu war nach dem Lukasevangelium sechs Monate älter als Jesus. Papst Gregor der Große (590-604) beschränkte die Zeit des Advents auf die vier Sonntage vor Weihnachten. Im 11. Jahrhundert setzte Kaiser Konrad II. im „Straßburger Adventsstreit“ auf einer Synode im Kloster Limburg am 3. Dezember 1038 durch, dass der 4. Advent und der Heilige Abend auf einen Tag zusammenfallen dürfen – der Tag liegt ja noch vor dem offiziellen Festtag am 25. Dezember.

Der lateinische Begriff „Advent“ (griech. „epiphanias“) bezeichnete die Anwesenheit oder den Besuch eines Amtsträgers - insbesondere die Ankunft von Königen oder Kaisern, drückte aber auch die Ankunft der Gottheit im Tempel aus. Das von den Christen übernommene Wort steht damit für die Ankunft Gottes in der Welt durch die Geburt seines Sohnes Jesus Christus. Es ist zugleich eine Zeit der Erwartung der Wiederkunft Christi als Weltenrichter am Ende der Zeiten. Äußeres Zeichen für den früheren Bußcharakter der Adventwochen ist die violette Farbe in Messgewändern und Kirchenschmuck. Besondere liturgische Feiern in dieser Zeit sind Früh- und Spätschichten, aber auch sogenannte Rorate-Messen, die bei Kerzenlicht gefeiert werden. Ihr Name geht auf einen Gesang in der Liturgie zurück, der mit dem aus dem Buch des Propheten Jesaja (45,8) entnommenen Ruf „Rorate caeli desuper“ („Tauet, Himmel, von oben“) beginnt. Die vier Kerzen des zum jüngeren Brauchtum zählenden Adventskranzes symbolisieren das Kommen des „Lichtes der Welt“, immergrüne Zweige stehen für das ewige Leben. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts versüßt der Adventskalender mit 24 Türchen die Wartezeit bis Weihnachten.

Unser Gesprächspartner: Josef Wohlmuth kam viel herum in seinem Leben: Geboren am 7. Januar 1938 in Laibstadt, Bayern, war der Theologe in fast ganz Europa unterwegs, Tausende von Studenten gingen durch seine Seminare. Der fast 80-jährige langjährige Hochschullehrer studierte katholische Theologie in Eichstätt und Innsbruck, wurde 1964 zum Priester geweiht, war vier Jahre Kaplan und setzte sein Studium in Tübingen, Bologna, Nijmegen, Regensburg und Bonn fort. Er wurde bei seinem Doktorvater Josef Ratzinger promoviert und habilitierte sich 1980 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn im Fach Dogmatik und Dogmengeschichte. 1981-86 wirkte er als Professor für Theologie und ihre Didaktik an die Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität in Köln, anschließend bis zu seiner Emeritierung 2003 als Professor für Dogmatik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Zweimal war Wohlmuth Studiendekan am Theologischen Studienjahr der Dormitio-Abtei in Jerusalem, zudem 2004-2011 Leiter des Cusanuswerks.

Buchtipp: Josef Wohlmuth, Theologie als Zeit-Ansage. 163 Seiten, Verlag Ferdinand Schöningh GmbH, ISBN-10: 3506783939, ISBN-13: 978-3506783936

Donnerstag, 09.12.2021