Angebote für Geflüchtete aus der Ukraine

Seit genau neun Monaten rollt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Auch bei uns gibt es viel Hilfe: In Solingen zum Beispiel engagiert sich eine ganze Gemeinde – und im Bistum Münster gibt es einen neuen Seelsorger für Ukrainer ... 

INFO: Migrationsforscher Gerald Knaus sieht die Kommunen vor einem „historischen Fluchtwinter“. Vier Millionen Ukrainer hätten einen Antrag auf temporären Schutz in Deutschland gestellt, so der österreichische Soziologe in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel am 7. November. Angesichts der fortgesetzten Raketenangriffe Russlands auf die Infrastruktur warnte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am gleichen Tag vor dem Hungertod vieler Ukrainer. Die massiven Zerstörungen hätten dramatische Folgen: In der Hauptstadt Kiew gebe es täglich nur vier Stunden Strom, in ländlichen Regionen sei die Situation ebenfalls dramatisch.

Auch der frühere ukrainische Caritaspräsident Andrij Waskowycz befürchtet eine „Welle von Kälteflüchtlingen“ aus seinem Heimatland. Im Falle eines strengen Winters seien Maßnahmen erforderlich, die „weit über die Kräfte der Caritas und der ukrainischen Gesellschaft hinausgehen“, so Waskowycz am 15. November bei einer Veranstaltung des Deutschen Caritasverbands (DCV)in der Berliner Katholischen Akademie. Er leitet jetzt das Büro zur Koordinierung humanitärer Initiativen des Ukrainischen Weltkongresses, einer internationalen Nichtregierungsorganisation und Interessenvertretung der Ukrainerinnen und Ukrainer. Ministerpräsident Hendrik Wüst empfing am selben Tag in der Düsseldorfer Staatskanzlei den Botschafter der Ukraine Oleksii Makeiev. „Die Ukraine kann sich auf unsere bedingungslose Solidarität verlassen“, erklärte der Ministerpräsident: „Nordrhein-Westfalen steht zu seiner humanitären Verantwortung. Wer vor Putins Krieg flieht, ist in Nordrhein-Westfalen willkommen. Gleichzeitig kann der Wiederaufbau in der Ukraine nicht warten. Wir werden die Ukraine beim Wiederaufbau unterstützen.“ 

Um den Menschen in der Ukraine zu helfen, hat die Landesregierung unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Wüst die Initiative „NRW hilft der Ukraine“ ins Leben gerufen. Das Ministerium des Inneren koordiniert Transporte mit dringend benötigten Hilfsgütern in die Ukraine – vor allem Medikamente, die durch den Verbund der Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt werden.

Am 17. November prangerte die Hilfsorganisation Care die Zerstörung von Stromnetzen in der Ukraine an und warnte vor dramatischen Folgen der russischen Angriffe auf Versorgungsstrukturen. Das könne dazu führen, dass viele Menschen ihr Zuhause verlassen müssten. Rund 17,7 Millionen Menschen in der Ukraine benötigten derzeit humanitäre Hilfe. Über sechs Millionen seien innerhalb des Landes auf der Flucht.

Spiel und Spaß für ukrainische Kinder in der Katholischen Kirchengemeinde St. Sebastian Solingen: Wie in vielen Gemeinden bringt der Krieg in der Ukraine viele geflüchtete Menschen in die katholische Kirchengemeinde St. Sebastian in Solingen. Im Austausch mit den geflüchteten Müttern wurde dort schnell klar: die Kinder brauchen mehr Angebote – vor allem, um einfach mal wieder ausgelassen zu spielen und Spaß zu haben. Das haben sich die Pfadfinderinnen und Pfadfinder des Stamm Silva auf die Fahne geschrieben und laden nun in Kooperation mit der Kirchengemeinde seit April 2022 jeden Freitag von 17.00 – 18.30 Uhr ukrainische Kinder und ihre Familienangehörigen zum Spiel- und Spaßtreff in ihre Gruppenstunde ein. Die größeren Kinder werden in die Gruppenstunde integriert und die kleineren Kinder toben sich auf dem Außengelände des Kindergartens St. Katharina, der sich direkt hinter der Kirche St. Katharina und dem Pfarrheim befindet, aus und werden von ehrenamtlich Engagierten mit altersgerechten Spielen beschäftigt. Wie schön zu sehen, dass die jungen Menschen trotz Sprachbarrieren aufeinander zugehen, mit Mimik und Gestik kommunizieren und einfach gemeinsam Spaß haben.

Besondere gemeinsame Aktionen runden das Angebot ab: Ein ukrainisches Geburtstagskind wurde mit einer Geburtstagstorte überrascht und die Glückwunschlieder in beiden Sprachen miteinander gesungen/gesummt. Ein Puppentheater wurde von einer gebürtigen Ukrainerin, die schon länger in Deutschland lebt, und einer Solingerin zweisprachig aufgeführt. Am Lagerfeuer kommen alle zusammen, um gemeinsam Marshmallows zu essen. Für das leibliche Wohl und den Austausch mit den Erwachsenen ist selbstverständlich auch gesorgt: Kaffee, Tee, selbstgebackener Kuchen und Wasser stehen bereit. Und die Erwachsenen haben sich die Kinder als Beispiel genommen und überwinden Sprachhürden mittels Dolmetscherinnen und Dolmetscher sowie digitalem Übersetzer.

Unsere Gesprächspartnerin: Sabina Vermeegen, Engagementförderin, Hackhauser Str. 10, 42697 Solingen, Kath. Pfarrgemeinde St. Sebastian, Pastoralbüro: Hackhauser Str. 10, 42697 Solingen, Tel. 0212 / 231400-0, Mail: pastoralbuero@sebastian-solingen.de, Internet: www.sebastian-solingen.de. Die Pfadfinder: Stamm Silva - St. Katharina, Wald, E-Mail: post@stamm-silva.de, Internet: https://www.stammsilva.de/, https://www.facebook.com/stammsilva

Auszug aus einem Facebook-Post der Pfadfinder vom 17. März 2022: „Jeden Tag eine gute Tat“ Dies ist unser Leitspruch als Pfadfinder. Auch wir als Pfadfinder, wollen den geflüchteten Frauen und Kindern aus der Ukraine einen Zufluchtsort bieten. In Kooperation mit der Katholischen Kirche in Solingen-Wald ist die Idee entstanden, ein Elterncafé mit Kinderbetreuung anzubieten. Die Frauen können bei Kaffee und Kuchen etwas zur Ruhe kommen und sich mit Gesprächen austauschen. Die Kinder werden durch uns Pfadfinder, in den verschiedenen Altersstufen aufgefangen und finden dort neue Kontakte zu unseren anderen Gruppenkindern und bekommen durch Spiel und Spaß etwas Ablenkung vom Erlebten. Für die kleineren Kinder gibt es eine Spielgruppe im angrenzenden Kindergarten. Nun brauchen wir auch ihre Hilfe! Für Bastelaktionen und auch für die Betreuung an der frischen Luft werden Sachspenden gebraucht.

⁃ Blätter, Malblöcke, vielleicht auch Bastelkarton

⁃ Stifte wie Buntstifte, Filzstifte, Wachsmalstifte oder auch Wasserfarben

⁃ Zubehör wie Scheren, Pinsel und Anspitzer

⁃ Jegliches Spielzeug für draußen. Z.B. Bälle, Hüpfseile, Schläger für Federball oder Tischtennis usw.