Antisemitismus ist keine Meinung
Freitag, 11.10.2019
Halle an der Saale trauert. Und mit der Stadt in Sachsen-Anhalt trauert das ganze Land. Zwei Menschen wurden dort am Mittwoch (9. Oktober) von einem offenbar rechtsradikalen Attentäter erschossen, zwei weitere verletzt.
Dass es nicht noch schlimmer kam, ist wohl nur der gepanzerten Eingangstür an der Synagoge zu verdanken, die der mutmaßliche Täter durch gezielte Schüsse aufbrechen wollte. Man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn er tatsächlich in das jüdische Gotteshaus hätte eindringen können. Bis zu 80 Menschen waren dort versammelt, um ihren höchsten Feiertag zu begehen: Jom Kippur – das Fest der Versöhnung.
Mitten hinein in dieses Fest brach am Mittwoch unversöhnlicher Hass. Der Attentäter hat seine Attacke nicht nur gefilmt und live im Internet übertragen, er hat sie vorher offenbar auch schriftlich vorbereitet. Entsprechende Dokumente wurden in Internetforen gefunden, in denen sich Rechtsradikale austauschen.
Beides – das Video und auch die Dokumente – zeigen auf grausame Weise, wie aus Worten irgendwann Taten werden können. Und genau deshalb ist es nicht egal, wie über Menschen gesprochen wird, die anders aussehen, anders leben oder anders glauben als man selber. Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Nicht nur gegen geltendes Recht und Gesetz, sondern auch gegen die Gebote Gottes.
In einem davon heißt es: "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten." Denn Worte sind nicht folgenlos. Sie können Menschen verletzen, lächerlich machen, herabsetzen, sie zum Außenseiter und zum Sündenbock stempeln. Von da aus ist der Weg zur Gewalt nicht mehr weit. Und wer erstmal auf diesem Weg unterwegs ist, für den hat auch ein anderes Gebot wohl keine Bedeutung mehr: "Du sollst nicht töten".