Antonius 2022: Als Beten noch geholfen hat
Montag, 17.01.2022
Die Wissenschaft hilft: Das „Antoniusfeuer“, an der Hunderttausende starben, wurde als Vergiftung durch Getreidepilze entlarvt. Die Krankheit ist verschwunden, die Pest auch. Im Münsterland erinnern sie an andere Zeiten und wünschen sich „Frohe Ostern”.
INFO: Heute wünschen sie sich in der Bauerschaft Gemen „Frohe Ostern“ - und das seit fast 400 Jahren. Ein eigenartiger Brauch, der mit einem Mann zusammenhängt, der in Ägypten das Mönchstum erfunden hat und heute auf dem Kalender steht. Er galt als letzte Hoffnung von Pestopfern sowie als Patron der Haustiere und vor allem der Schweine, weshalb ihm gerade die ländliche Bevölkerung große Verehrung zuteilwerden ließ: Antonius der Große (Antonius Abbas oder Antonius Eremita, *um 251, † 356), ein Mönch, Asket und Einsiedler. Sein Leben ist bereits in der Vita Antonii (ca. 360) von Athanasios (um 300–373), Bischof von Alexandria, überliefert. Er stammte aus Mittelägypten, folgte dem Bibelwort „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe was du hast, und gib es den Armen; so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“ (Mt 19,21) und verschenkte sein Eigentum, um sich während der Diokletianischen Christenverfolgungen in die Einsamkeit zurückzuziehen. Der von vielen als Ratgeber geschätzte Einsiedler lebte nach der Überlieferung in einer ehemaligen ägyptischen Grabkammer, später in der Wüste am Golf von Suez und wurde oft von quälenden Visionen heimgesucht. Viele Schüler wählten ebenfalls das Eremitenleben, darum gilt Antonius als Begründer des christlichen Mönchtums. Seine Verehrung breitet sich seit dem 5. Jahrhundert auch im Abendland aus und nahm seit der Übertragung der Reliquien nach Frankreich weiter zu. Antonius starb um 356 und soll 105 Jahre alt geworden sein. Im Osten verbreitete sich seine Verehrung schnell und kam von dort ins Abendland.
Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts wurde er zum Namensgeber für das „Antoniusfeuer“, einer Seuche, die sich durch einen vorwiegend im Roggen wachsenden giftigen Getreidepilz (Mutterkorn) verbreitete: Die Vergiftungen führten zu Wahnvorstellungen, Krämpfen, absterbenden Finger und Zehen, Atemlähmung und Kreislaufversagen. Der zur Pflege der Kranken 1059 in Frankreich gegründete Antoniter-Orden verbreitete sich in ganz Europa, baute rund 370 Hospitäler und hatte als Gegenleistung für die Krankenpflege das Recht, das „Antoniusschwein“ auf Kosten der Allgemeinheit frei laufen zu lassen. Im Süddeutschen wurde der Heilige darum zum Sau- oder Fackentoni, in Nord- und Westdeutschland zum Swinetünnes. Er ist einer der „Lieblingsheiligen“ im Bistum Münster: Seit weit mehr als 1.000 Jahren wird Antonius dort verehrt und das älteste Zeugnis stammt aus dem Jahr 861. Bischof Liudbert von Münster schenkte damals dem Stift in Freckenhorst Reliquien des Abtes. 37 Kirchen in der Diözese tragen seinen Namen, zahlreiche Denkmäler und Statuen sind ihm geweiht. Der nach ihm benannte Antoniter-Orden vereinigte sich 1777 mit dem Malteserorden, die letzten deutschen Ordenshäuser in Köln und Höchst wurden in Folge der Französischen Revolution geschlossen.
Das Thema der Versuchungen und Peinigungen des heiligen Antonius ist ein wichtiges Motiv in der Kunst, auch in der Literatur wurden die Versuchungen des heiligen Antonius bearbeitet. Dargestellt wird er zumeist mit Schriftrolle, einem Schwein, einer Glocke, dem T-förmigen Antoniuskreuz, Untieren oder Dämonen. Er gilt als Schutzpatron der Haustiere, vor allem der Schweine, der Metzger und Bauern, gegen Geschwüre, Lepra, und Viehseuchen. Gedenk- und Namenstag des Heiligen ist der 17. Januar.
Antoniusfest Schöppingen Gemen: Das Fest des hl. Abtes Antonius wird seit 1636 in der Filialgemeinde St. Antonius in der Schöppinger Bauernschaft Gemen besonders festlich begangen. Im Dreißigjährigen Krieg herrschte dort eine massive Pestepidemie, besonders heftig in der Bauernschaft Gemen. Täglich wurden Pesttote auf Leiterwagen zum Schöppinger Friedhof gebracht, der bald nicht mehr ausreichte, so dass ein heute noch existierender eigener Pestfriedhof angelegt werden musste. Um Fürsprache riefen die Gemener Bauern den hl. Antonius als Schutzpatron gegen Krankheiten an und gelobten, zu seiner Ehre eine Kapelle zu bauen, dort zu seinem Festtag am 17. Januar die große Antonius-Betstunde abzuhalten und den Tag vorher als strengen Fast- und Abstinenztag wie Karfreitag zu begehen. Der Festtag selbst sollte dann alljährlich „wie Ostern“ gefeiert werden – ein Gelübde, an dem sie seitdem Jahr für Jahr festgehalten haben.
1923 wurde etwa 500 m von der Pestkapelle entfernt an der Straße von Schöppingen nach Ahaus die Antoniuskirche in Gemen errichtet. Seitdem wird das Antoniusfest als Patronats- und Kirchweihfest mit dem Ewigen Gebet begangen. Dem heute um 10.00 Uhr beginnenden Festhochamt folgen ab 14 Uhr die traditionellen Betstunden, die traditionsgemäß vom Pfarrer der Nachbargemeinde Heek gehalten werden, und um 18.00 Uhr findet in der Kirche die feierliche Schlussfeier mit sakramentalem Segen statt. Jeder Gemener, heißt es, hält sich diesen Tag frei und geht an ihm mindestens zweimal, wenn nicht dreimal zur Kirche. Und man begrüßt sich an dem Tag allen Ernstes mit „Frohe Ostern!“ Zur Mitfeier des Antoniustages in Gemen sind alle herzlich eingeladen. Es gelten die aktuellen Corona-Bestimmungen.
Kontakt: Pfarrei St. Brictius, Kirchplatz 7, 48624 Schöppingen, Tel. 02555 / 99 79 870, E-Mail: stbrictius-schoeppingen@bistum-muenster.de, Öffnungszeiten Pfarrbüro: Mo-Mi 8.30-10.30 Uhr, Do 16.30-18.30 Uhr, Internet: http://www.st-brictius.de/