Auch das ist Tafel
Samstag, 25.02.2017
Liebe geht durch den Magen – und Wertschätzung auch, wie die Arbeit der Tafeln zeigt. Hier werden nicht nur qualitativ einwandfreie Lebensmittel gesammelt und an Bedürftige weitergegeben, sondern hier werden auch Kochkurse angeboten.
Margret Wand hat einen solchen Kochkurs besucht und mit dem Kursleiter Michael Oberleiter über variantenreiche Kost, die gar nicht teuer sein muss, gesprochen. Oberleiter blickt auf eine beachtliche Vita als Koch zurück. Er leitete 15 Jahre lang als Geschäftsführer den Wuppertaler Catering- und Gastronomiebetrieb "Culinaria", wurde 1984 als "Koch des Jahres" ausgezeichnet und erhielt in seiner langen Karriere als Koch viele weitere Auszeichnungen und engagiert sich vielfältig.
Rentner, Alleinerziehende, Arbeitslose, Migranten – die Kundschaft der "Tafeln" in Deutschland ist bunt gemischt, sie ist arm, und sie wird immer größer: Gegenüber 2005 hat sich ihre Zahl verdreifacht. Aktuell versorgen die bundesweit rund 900 Tafel-Vereine mit ihren 2.100 Ausgabestellen rund 1,5 Millionen Menschen mit Essen.
Für den Bundesverband Deutsche Tafel sind die Zahlen ein Beleg für den kontinuierlichen Anstieg der Armut in Deutschland und zugleich für das staatliche Versagen in der Steuer- und Sozialpolitik. Die Bundesregierung müsse mehr tun, "um allen Menschen eine wirkliche Chance auf Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben zu eröffnen.“ Insbesondere für Kinder fordert der Bundesverband vermehrte Anstrengungen: Das Mindeste seien die Neuberechnung der Hartz-IV-Sätze für Kinder, eine Bildungspolitik vom Kindergartenalter an und kostenlose Mittagsmahlzeiten in Kitas und Schulen.
Ursprünglich stammt die Tafel-Idee aus Amerika. 1993 wurde in Berlin die erste deutsche Tafel gegründet, heute sind es bundesweit rund 900. Die meisten Tafeln werden von gemeinnützigen Verbänden getragen (Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt), schätzungsweise 40% werden von eingetragenen Vereinen betrieben.