Ausstellung Domforum: 100 Jahre Petersglocke
Dienstag, 18.07.2023

Der Kölner Stadt- und Domdechant Robert Kleine und die Petersglocke im Dom, Collage: KIP
„St. Peter bin ich genannt... 100 Jahre Petersglocke“ so heißt die Sommerausstellung im Domforum. Der dicke Pitter steht im Fokus – vor 100 Jahren ist die Petersglocke des Kölner Domes gegossen worden. Die aktuelle Sommerausstellung geht bis zum 06.08 …
INFO: 24 Tonnen wiegt sie - soviel wie 6 bis 7 Nashörner. Oder eben so viel wie ein großer Mähdrescher. Das gehört zu den Fun-Facts am Jubiläum. Doch mit ihrem tiefen, wummernden Sound übertrifft sie alle und alles: 3,20 Meter hoch, 3,22 breit und 24 Tonnen schwer: ein wahrer Koloss. Vor 100 Jahren, am 5. Mai 1923, wie ursprünglich geplant und wie in der Inschrift der Glocke zu lesen -, wurde die Petersglocke im thüringischen Apolda gegossen. Mit einem Durchmesser von 3,22 Metern und einem Gewicht von 24 Tonnen war sie bis Ende des 20. Jahrhunderts die größte freischwingende Glocke der Welt. Ihre berühmte Vorgängerin, die 1874 von Andreas Hamm in Frankenthal gegossene Kaiserglocke, wurde während des Ersten Weltkriegs noch 1918 zerlegt, um sie für Rüstungszwecke einzuschmelzen.
Als aus der Kölner Bürgerschaft 1921/22 der Guss mit dem Schlagton eines reinen 'C' angeregt wurde, gab es nur eine Firma, die sich an der europaweiten Ausschreibung beteiligte: Die Firma Ulrich in Apolda wurde vom Metropolitankapitel beauftragt. Am 15. Januar 1922 baten Erzbischof Karl Joseph Kardinal Schulte, Oberbürgermeister Konrad Adenauer und zahlreiche weitere Persönlichkeiten den Reichskanzler Constantin Fehrenbach um „kostenlose Überweisung des Metalls für einen neuen Guß“. Am 5. Mai 1923 konnte dieser mit enormen technischen Schwierigkeiten ausgeführt werden und am 30. November 1924 wurde die fertige Glocke von Erzbischof Kardinal Joseph Schulte vor dem Hauptportal des Domes auf den Namen der Dompatrons geweiht. Der Schmuck mit zahlreichen Inschriften, figürlichen Darstellungen und Wappen zeigt nach der Erfahrung des 1. Weltkrieges u.a. den Spruch: „St. Peter bin ich genannt, schütze das deutsche Land. Geboren aus deutschem Leid ruf ich zur Einigkeit.“ Zum Erklingen kam „Der decke Pitter“ wegen technischer Schwierigkeiten erstmals jedoch erst am 28.Oktober 1925. Mehr: https://www.koelner-dom.de/erleben/petersglocke
Läuteordnung: Musikalisch gilt die Glocke mit ihrem tiefen 'C' als Meisterwerk. Sie legt den Grundton für das Geläut mit der Ursulaglocke (1862, 'c 1'), der Kapitelsglocke (1911, 'e 1') und der Aveglocke (1911, 'g 1'). Mehrmals mussten Klöppel und Aufhängung geändert werden, zuletzt im Oktober 2018. Die Petersglocke erklingt an hohen kirchlichen Feiertagen und zu besonderen Anlässen – an 15 Tagen im Jahr. Das Vollgeläut des Kölner Domes startet immer mit einem fünfminütigen Sologeläut der Petersglocke. Dann setzen alle anderen elf Glocken ihrer Größe nach von groß nach klein ein. Wenn nach etwa 20 Minuten auch alle weiteren Glocken ihren Vollklang entwickelt haben, wird die Petersglocke ausgeschaltet. Am Ostersonntag läutet sie durch. Das Vollgeläut endet nach etwa 30 Minuten. Zuletzt setzte sie sich am 28./29. Juni zum Patrozinium der Hohen Domkirche am Hochfest Hll. Peter und Paul in Bewegung. Hier die nächsten Termine:
- 26. September, 19:30 Uhr montags bis samstags, 20:00 Uhr sonntags: Einläuten des Weihetages der Hohen Domkirche
- 27. September, 9:40 Uhr sonntags, 18:10 Uhr montags bis samstags: Weihetag der Hohen Domkirche
- 7. Dezember, 19:30 Uhr montags bis freitags: Einläuten des Hochfestes Mariä Empfängnis, Patrozinium des Erzbistums
- 8. Dezember, 18:10 Uhr montags bis freitags, samstags vor dem Hochamt, am 9.12. um 18:10 Uhr: Hochfest Mariä Empfängnis, Patrozinium des Erzbistums
- 24. Dezember, 19:20 Uhr Einläuten des Weihnachtsfestes durch die Kölner Innenstadtkirchen, 23:10 Uhr Christmette in der Heiligen Nacht
Video vom Probeläuten des „Dicke Pitters“ im Kölner Dom nach der neuen Aufhängung des Klöppels im Oktober 2018.
Ausstellung im Domforum: Zum 100-Jährigen der Petersglocke wurde nicht nur im Mai 2023 ein Europäischer Glockentag in Köln ausgerichtet. Bis zum 3. August erzählt das DOMFORUM auf vier Ausstellungsstelen die ganze Geschichte der Petersglocke. Eine ausführliche Broschüre zur Ausstellung mit vielen Informationen und Bildern zur Historie und Erhaltung der Petersglocke ist gegen eine Schutzgebühr von € 3,- im DOMFORUM erhältlich. Adresse: Domkloster 3, 50667 Köln; Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 9.30-17 Uhr, Sonn- und Feiertage 13-17 Uhr; Kontakt: Telefonzeiten Mo-Do 10-12 Uhr / 13-15 Uhr, Fr 10-12 Uhr, Tel.: 0221 92584720; Dom- und Kirchenführungen: Tel. 0221 92584730, Fax 0221 92584731. Mehr: http://www.domforum.de/
Unsere Gesprächspartner: Rainer Tüschenbönner, seit Februar 2011 Leiter des Domforums, Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221/92 58 47-20, FAX 0221/92 58 47-31, https://www.facebook.com/domforum.koeln; Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates.
Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: presse@katholisches.koeln, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.
„Hohe Domkirche Sankt Peter und Sancta Maria“: Bereits an der Nordostecke der römischen Legionsstadt Colonia Agrippina gab es eine Vielzahl an Tempeln, Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n.Chr. baute dort der Kölner Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage. Als sein späterer Nachfolger Rainald von Dassel 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln brachte, entwickelte sich die Stadt e zu einem der großen abendländischen Wallfahrtsorte. Die für die Reliquien gebaute Kathedrale - Erzbischof Konrad von Hochstaden legte am 15. August 1248 den Grundstein - sollte das größte Bauwerk nördlich der Alpen werden. Gebaut wurde bis 1560, als der Bau aus Mangel an Kapital und Interesse der Bürger beendet wurde. Mit neuer Begeisterung nahm man 1842 den Bau wieder auf. 1863 war das Innere fertiggestellt, die beiden 1880 vollendeten Türme waren das höchste Bauwerk der Erde. Der Domschatz in den unterirdischen Gewölberäumen des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes zeigt kostbare Reliquiare, liturgische Geräte und Gewänder, Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis zum 20. Jahrhundert, mittelalterliche Skulpturen und fränkische Grabfunde. Die wechselvolle Geschichte der Kölner Kathedrale präsentiert sich in dieser einzigartigen Kombination von historischen Gewölberäumen mit Resten der römischen Stadtmauer, Säulen vom Vorgängerbau des Domes, moderner Architektur und der neuartigen Präsentation des Domschatzes.
Das für den 15.08.1948 angesetzte Fest zur 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung fand kurz nach dem Krieg weltweite Beachtung und galt für Köln als eine Art Wiederauferstehung aus den Trümmern. Der gesamte Innenraum wurde nach Behebung der Kriegsschäden 1956 wiedereröffnet. Zur 750-Jahr-Feier wurde der Dom offiziell in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt.
Derzeit wird an einer neuen LED-Beleuchtung gearbeitet, die künftig schätzungsweise 50 bis 70 Prozent Strom einsparen soll. Zudem gehen Bauarbeiten auf dem Kölner Domherrenfriedhof weiter. In diesem Jahr sollen Zisternen verlegt werden, die Regenwasser für die Bewässerung der Anlage speichern. Das 775-Jahr-Jubiläum der Grundsteinlegung der Kathedrale im August soll zwar nur klein begangen werden; allmählich richten sich die Blicke aber schon auf das Jahr 2030. Dann nämlich wird der Kölner Dom seit 150 Jahren vollendet sein. Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de.
Neuer Dokumentarfilm über Arbeit der Kölner Dombauhütte: Ein 45-minütiger Dokumentarfilm über die Arbeit der Kölner Dombauhütte ist ab sofort online zu sehen. Die Dokumentation des Kölner Filmemachers Marcus Laufenberg informiert über die Geschichte der Hütte und zeigt aktuelle Arbeiten verschiedener Gewerke am Kölner Wahrzeichen. Historische Rückblenden gehen zudem auf die Baugeschichte seit 1248 ein. Internet: https://www.koelner-dombauhuette.de/wissenswertes/film