Baumruine und Hoffnungszeichen

von Christof Beckmann

Dienstag, 08.04.2025

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Foto & Collage: KIP-NRW

Überall startet wieder die Saison, ob im großen Marienwallfahrtsort Kevelaer oder wo auch immer im Land. Auch in Telgte, wo seit das über 700 Jahre alte Gnadenbild der schmerzhaften Gottesmutter verehrt wird. Fragen an Wallfahrtsrektor Michael Langenfeld.

INFO: Überall startet wieder die Saison, ob im großen Marienwallfahrtsort Kevelaer oder wo auch immer im Land. Auch in Telgte, wo seit das über 700 Jahre alte Telgter Gnadenbild der schmerzhaften Gottesmutter verehrt wird. Dort steht wie überall Wallfahrtszeit 2025 unter dem Leitgedanken „Pilger der Hoffnung“ – dem Motto des Heiligen Jahres 2025. Und da lohnt sich der Blick auf einen der ältesten Bäume im ganzen Land, wo jetzt die Knospen knospen: Die Marienlinde (auch „Dicke Linde“) ist eine vermutlich 750 Jahre alte, denkmalgeschützte Linde in Telgte. Sie gehört damit zu den ältesten Bäumen Deutschlands. Die markante Sommerlinde ist die letzte von ursprünglich drei Torlinden und steht als Baumveteran am Münstertor, dem nördlichen Stadttor von Telgte. Der Sage nach soll aus ihrem Holz das Telgter Gnadenbild geschnitzt worden sein.

Wallfahrt nach Telgte: Die örtliche Kirche unter dem Patronat des hl. Sylvester ist schon vor Liudger gegründet worden. Im 13. Jahrhundert war Telgte zunächst ein Wallfahrtsort zum Heiligen Kreuz: Ziel der Pilger und Pilgerinnen war eine Kreuzreliquie, die im Christuskopf eines mit Silberplättchen beschlagenen Eichenholzkorpus (um 1210) eingelassen war. Beides ist noch heute in der Propsteikirche St. Clemens zu sehen. Im 14. Jahrhundert mit zahlreichen Katastrophen verschob sich der Akzent von der Heilig-Kreuz-Wallfahrt zur Marienwallfahrt. In der vor 1348 geschnitzten Pietà mit der trauenden Gottesmutter und ihrem toten Sohn auf dem Schoß fanden viele eine Identifikationsperson. Die Patronin der erstmals 1348 urkundlich erwähnten Liebfrauengilde wurde 1479 mit einer Krone ausgestattet. Im 15. und 16. Jahrhundert stellte eine ganztägige Umtracht am zweiten Dienstag nach Pfingsten Stadt und Kirchspiel unter den göttlichen Schutz gestellt. 

Viele Votivgaben in der Wallfahrtskapelle waren bereits Ausdruck des Dankes für erfahrene Hilfe bevor die Verehrung mit Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen einen weiteren Aufschwung nahm. Er legte am 1. Juni 1654 den Grundstein für die barocke Wallfahrtskapelle, weihte sie 1657 persönlich ein und ordnete Wallfahrtsprozessionen aus allen Orten seines Bistums nach Telgte an. Es wurde zum „religiösen Herz des Münsterlandes“, so Papst Johannes Paul II.. 

Heute machen sich jedes Jahr etwa fünfzig große Wallfahrten aus den Kirchengemeinden des Bistums Münster auf den Weg zur Schmerzhaften Mutter nach Telgte. Die Wallfahrt aus dem Nachbarbistum Osnabrück zählt zu den großen Fußwallfahrten Deutschlands, einer der westfälischen Jakobswege führt durch Telgte und die zum 750. Jubiläum der Stadt Telgte ins Leben gerufene Kutschenwallfahrt ist eine besondere örtliche Tradition.

Marienlinde in Telgte: Der nach Baumkataster 1328 gepflanzte Sommerlinde ist die letzte von ehemals drei, die am Tor nach Münster standen. Ihr offizieller Stammumfang wird mit 653 cm angegeben, die Baumhöhe mit 10 m, der Kronendurchmesser mit 12 m. Sie gehört zu den ältesten Bäumen Deutschlands. Der Sage nach soll aus ihrem Holz das Telgter Gnadenbild geschnitzt worden sein. Im 17. Jahrhundert sollen 18 Personen in ihrem hohlen Stamm Platz gefunden haben – damals war es üblich, von einer Wallfahrt ein Blatt der Linde mit nach Hause zu nehmen. Im Oktober 10.10.2006 brach der Baum durch ein Sturmereignis auseinander. Link: http://starke-bäume.de/index.php?go=baumartenview&id=313

Unser Gesprächspartner: Propst Dr. Michael Langenfeld, seit 2014 Pfarrer an der Propstei- und Pfarrkirche St. Clemens und Wallfahrtsrektor in Telgte, stammt aus Recklinghausen. Er studierte Theologie in Münster, Rom und Bonn. Kontakt: Wallfahrtsbüro Telgter Wallfahrt, Kardinal-von-Galen-Platz 9, 48291 Telgte, Tel. 02504 / 93231–11, E-Mail: info@telgter-wallfahrt.de, Internet: http://www.st-marien-telgte.de/, Facebook: https://www.facebook.com/StMarienTelgte/?locale=de_DE

Dienstag, 08.04.2025