Beerdigungsdienst durch Laien

von Stefan Klinkhammer

Dienstag, 19.11.2024

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Mick Michels leitet den ersten Ausbildungskurs für ehrenamtliche Beerdigungsleiter am Niederrhein. Foto: Christian Breuer (pbm)

Tote bestatten, Trauernde trösten – das gehört zu den sogenannten „Werken der Barmherzigkeit“.  Und wenn Laien den Beerdigungsdienst übernehmen, ist es gut: „Die ganze Gemeinde der Glaubenden soll den Leidenden und Trauernden geschwisterlich beistehen“...

INFO: Nach seiner Pensionierung wollte er sich noch mehr als bisher in der Kirche engagieren: Mick Michels aus Kleve begann mit 65 Jahren seine Ausbildung als Freiwilliger für den Trauer- und Begräbnisdienst. Im November 2015 hatte Bischof Dr. Felix Genn dies durch eine Veröffentlichung im Kirchlichen Amtsblatt des Bistums ermöglicht. Die Teilnehmer des ersten Kurses wurden unter anderem auf die Arbeit mit Angehörigen vorbereitet, denn auch Trauergespräche gehören zu den Aufgaben der ehrenamtlichen Helfer.

Heute leiten in vielen Pfarreien im Bistum Münster inzwischen Ehrenamtliche Beerdigungen und Mick Michels bildet weitere Beerdigungsleiterinnen und -leiter aus. Denn auch wenn die Kirche in ihrem Leben oft keine große Rolle mehr spielt – in Trauerfällen gehören eine Seelsorgerin oder ein Seelsorger für viele Menschen nach wie vor dazu. Die Nachfrage nach ehrenamtliche Beerdigungsleiterinnen und -leitern ist so groß, dass das Bistum Münster über die Bildungsforen für die Kreisdekanate Wesel und Kleve in diesem Jahr erstmals eine Ausbildung am Niederrhein anbot. Derzeit treffen sich elf Frauen und Männer aus Alpen, Kalkar, Goch, Kleve, Rees-Haldern und Rhede regelmäßig bis Ende des Jahres, um dann selbst die Beauftragung für die Seelsorge in der Trauerpastoral zu erhalten.

Für Michels ist das ein deutliches Zeichen für einen „Abschied von der hauptamtlichen Kirche“ – und der Dienst sei sowohl von den Priestern als auch den Gemeindemitgliedern „von Anfang an akzeptiert“ worden. Authentizität ist für ihn der Schlüssel, um mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen: „Im Gespräch mit anderen Beerdigungsleitern erfahre ich, dass sie ähnliche Erfahrungen machen wie ich: Man kennt die Lebensgewohnheiten der Menschen, ihre Sprache, die Örtlichkeiten. Das hilft, mit ihnen auf Augenhöhe zu reden.“ Er treffe oft auf Hinterbliebene, die Halt suchen und ein offenes Herz haben. „Wenn wir die Sprache dieser Menschen sprechen, dann können wir in ihre Herzen kommen“, ist sich Michels sicher. Und dann könne es eben auch möglich sein, dass in aller Trauer die Botschaft von der Auferstehung und dem ewigen Leben bei den Menschen ankommt. „Ich selber bin fest überzeugt davon, und diese Überzeugung spürt meine Gegenüber“, weiß er. (pbm)

 

Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene befreien – und das 7. Werk der Barmherzigkeit lautet: „Tote bestatten“. Es wurde im 3. Jahrhundert durch den Kirchenvater Lactantius hinzugefügt. Oft wird ihnen noch ein achtes Werk „Trauernde trösten“ und ein neuntes Werk „Sterbende begleiten“ zugerechnet.

Die deutschen Bischöfe haben 1994 einen Text zur Bestattungskultur und Begleitung von Trauernden aus christlicher Sicht unter dem Titel „Unsere Sorge um die Toten und die Hinterbliebenen“ veröffentlicht. Am 20. Juni 2005 veröffentlichten sie die Schrift „Tote begraben und Trauernde trösten. Bestattungskultur im Wandel aus katholischer Sicht.“ (Die deutschen Bischöfe 81): „Der christliche Glaube leistet einen unverzichtbaren Beitrag für eine Kultur des Trauerns und des Umgangs mit dem Tod, indem er die Frage nach den Toten und ihrem Schicksal wachhält. Die Kirche versteht sich als Gemeinschaft der Lebenden und Toten und ist deshalb Trägerin eines fortdauernden kulturellen Gedächtnisses. Die Veröffentlichung „Tote begraben und Trauernde trösten. Bestattungskultur im Wandel aus katholischer Sicht“ will den Pfarrgemeinden eine Hilfe und Ermutigung sein, die biblischen Werke der Barmherzigkeit in der Trauer, beim Tod und der Bestattung von Menschen zu verwirklichen.“ (www.dbk.de)

Dienstag, 19.11.2024