Bitte nicht schreien lassen!

von Christa A. Thiel

Montag, 23.02.2015

Baby
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Und wenn es schreit, bitte nicht schreien lassen!

Wie können Kinder Vertrauen zu ihren Eltern entwickeln? Vertrauen, das ihnen im weiteren Leben hilft, gut zurechtzukommen? Professor Peter Zimmermann ist Entwicklungspsychologe. Sein Spezialgebiet: Sichere Bindungen.

Wichtige Voraussetzungen sind, dass das Kind weiß, wo die Bindungsperson ist, dass sie dort für das Kind auch erreichbar ist, wenn es Trost und emotionale Unterstützung braucht, und dass die Bindungsperson dann auch unterstützend und wirklich helfend reagiert.

Ein Kind entwickelt dann mit größerer Wahrscheinlichkeit eine sichere Bindung, wenn sich die Betreuungsperson feinfühlig verhält, das heißt: die Bindungssignale des Kindes wahrnimmt, richtig interpretiert, prompt und angemessen darauf reagiert. Man braucht also eine gewisse Aufmerksamkeit für das Kind, sonst bemerkt man nicht, was das Kind braucht, oder man bemerkt es erst dann, wenn das Kind schon sehr emotional erregt ist. Dann braucht man viel länger, um das Kind wieder zu beruhigen.

Die richtige Interpretation ist notwendig, damit man das passende Fürsorgeverhalten wählt; prüfen kann, ob das Kind zum Beispiel Angst oder Hunger hat, und auch erkennt, wenn das Kind wieder beruhigt ist.

Die prompte Reaktion ist vor allem im Säuglingsalter wichtig, damit Kinder lernen, dass ihr Schreien und Rufen auch mit der Reaktion der Bezugsperson in Verbindung steht. Ab einem Alter von etwa vier Jahren entwickeln Kinder Verständnis dafür, dass Eltern auch andere Absichten haben und deshalb nicht immer sofort reagieren.

Bezugspersonen sollten sich Gedanken darüber machen, was die Bedürfnisse, Absichten, Wünsche und Gefühle des Kindes sind. Dies mit einzubeziehen oder  sich in die Situation des Kindes zu versetzen – zum Beispiel: „Wie wäre es mir ergangen und was hätte ich mir gewünscht, wenn ich das gerade erlebt hätte?“ – erleichtert es, angemessen zu reagieren.

Montag, 23.02.2015