Chinas Kirche im Untergrund
Donnerstag, 17.02.2022
Auf Medaillenkurs sind die Sportler, doch für Millionen Christen in China sind die Olympischen Spiele eine schwere Zeit der Überwachung und Schikanierung, sagt die Sinologin Katharina Wenzel-Teuber, Chefredakteurin der Zeitschrift „China heute“..
INFO: Das Hilfswerk Open Doors hatte kürzlich wieder seine „Top 50“ der Länder gelistet, in denen die freie Ausübung des christlichen Glaubens schwierig oder unmöglich ist. Nach dem jährlich veröffentlichten Weltverfolgungsindex (WVI) 2021 seien von den weltweit etwa 2,5 Milliarden Christen mehr als 360 Millionen Christen in 76 Ländern der Erde intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Bislang hatte Nordkorea für 20 Jahre den ersten Platz belegt, nun führt erstmals Afghanistan als Land mit der schlimmsten Christenverfolgung weltweit. Die Ränge 3 bis 10 auf dem Weltverfolgungsindex belegen Somalia, Libyen, Jemen, Eritrea, Nigeria, Pakistan, Iran und Indien. Besonderes Augenmerk richtete Open Doors weiterhin auf China (Rang 17). Die kommunistische Regierung habe mit der zentralisierten Kontrolle aller Religionen ein Negativ-Modell etabliert, das kommunistische Staaten wie Vietnam (Rang 19) und Kuba (Rang 37) kopiert hätten. Internet: www.opendoors.de.
Christen in China: Christen bilden in der großen Bevölkerung Chinas eine kleine Minderheit. Die Katholiken machen etwas weniger als ein Prozent der Bevölkerung aus (ca. 10 Mio.), bei den evangelischen Christen sind es rund 3-4 Prozent (38 Mio.). Chinas Katholiken stehen trotz des im Herbst 2018 geschlossenen vorläufigen Abkommens zwischen Vatikan und Peking unter starkem Druck. Insbesondere gebe es „Zwangsmaßnahmen“ gegen Priester, Ordensschwestern und Gemeinden in der nicht von Peking anerkannten „Untergrundkirche“, so die Sinologin Katharina Wenzel-Teuber, Chefredakteurin der Zeitschrift „China heute“: „Nur sechs neue Bischöfe wurden seither mit beidseitiger Zustimmung neu geweiht. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass 2018 etwa 40 Bischofssitze zu besetzen waren.“ Ein Anliegen des Heiligen Stuhls sei die Einheit der Kirche in China. Doch habe der religionspolitische Druck „enorm zugenommen“ und die Behörden versuchten, das vorläufige Abkommen zu benutzen, um die Kirche im Untergrund auszuschalten. Der Grund: Xi Jingping wolle die ideologische Monopolstellung der Kommunistischen Partei konsequent durchsetzen, doppelte Loyalitäten seien nicht erwünscht, die Religionen würden als ideologische Konkurrenz gesehen. Generell dürfe danach nur stattfinden, was genehmigt ist, registrierte Gemeinden werden von den Behörden immer enger kontrolliert. Auch in den Kirchen gibt es Überwachungskameras, teilweise mit Gesichtserkennung. Alle Religionsausübung in nichtregistrierten Gemeinden der katholischen Untergrundkirche betrachtet der Staat als illegal. Doch gibt es in manchen Gemeinden viele Erwachsenentaufen, auch setzten sich die Christen für Menschen am Rand der Gesellschaft ein. Mehr Infos u.a.: Katharina Wenzel-Teuber, Statistik zu Religionen und Kirchen in der Volksrepublik China – Ein Update für das Jahr 2020 PDF
China-Zentrum in St. Augustin: Das 1988 gegründete Zentrum will als katholische Kontakt und Dialogstelle zu China ein Verständnis für die dortige Kultur, Geschichte, Kirchen und Religionen vermitteln. Zweck des als gemeinnützig anerkannten Vereins ist die Förderung von Begegnung und Austausch zwischen den Kulturen und Religionen im Westen und in China. Mitglieder des China-Zentrums sind katholische Hilfswerke, Orden und Diözesen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien. Weitere Tätigkeiten: Informationen zu Religionen in China u.a. durch Herausgabe der Zeitschrift China heute und des e-journals Religions & Christianity in Today’s China (RCTC), Jahresakademie des China-Zentrums zu gesellschaftlich relevanten Themen, Vorträge, Kontakte zu staatlichen Stellen und Medien, Dialog und Förderung der sozialen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern durch Delegationsbesuche, Chinesisch-deutsche Studententreffen und Europäische Kooperation. Zudem widmet sich das Zentrum der Erforschung des Christentums in China und seiner Geschichte sowie der anderen Religionen im chinesischen Kulturraum (in Kooperation mit dem Institut Monumenta Serica) u.a. durch Publikationen, Büchersammlung in der Bibliothek des Instituts Monumenta Serica und Ausstellungen.
Unsere Gesprächspartnerin: Katharina Wenzel-Teuber, M.A., Sinologin und Chefredakteurin der vom China-Zentrum in Sankt Augustin herausgegebenen Zeitschrift „China heute“, China-Zentrum e.V., Geschäftsstelle Arnold-Janssen-Str. 22, 53757 Sankt Augustin, Tel. 02241 / 237432, Fax 02241 / 205841, E-Mail, https://www.china-zentrum.de/