Demokratie braucht Religion

von Dr. Christof Beckmann

Freitag, 16.02.2024

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Buchcover Kösel-Verlag, Collage: KIP

„Demokratie braucht Religion“ – wer kommt denn darauf? Jemand der nachdenkt. Und wenn er wie Hartmut Rosa zu den angesagtesten Denkern unserer Zeit gehört, kann man ja mal hinhören. Welches Potential hat Religiöses in dieser Krisensituation? …

INFO: Die Gründe für die schwindende Zustimmung zu Demokratie und auch zu Kirchen – auch unabhängig von den aktuellen Skandalen – sind vielschichtig. Der renommierte Soziologe und Politikwissenschaftler Hartmut Rosa griff in seinem 2022 erschienenen Buch „Demokratie braucht Religion“ diese Krisensituation auf. Zwei Fragen beschäftigten ihn dabei: Warum erscheinen westliche Demokratien derzeit so erschöpft zu sein und wenig Strahlkraft zu besitzen? Und welches Potential hat Religiöses in dieser Krisensituation, welche Position nimmt sie im Gefüge unserer modernen Gesellschaft ein und ist sie nur ein Anachronismus, der den Wachstumskurs im globalen Wettkampf stört?  Für den Wissenschaftler stellt sich der Frage, was die Gesellschaft und die Demokratie verlieren, wenn die Religion darin keine Rolle mehr spielt. Und er warnt davor, auf den reichen Schatz des Religiösen zu verzichten.

Das Buch: Hartmut Rosa, Demokratie braucht Religion: Mit einem Vorwort von Gregor Gysi, Herausgeber: Kösel-Verlag, 80 Seiten, ISBN-10:‎ 3466373034, ISBN-13: 978-3466373031

Der Autor: Hartmut Rosa, Jahrgang 1965, studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Germanistik an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau und an der London School of Economics. Forschungsaufenthalte u. a. an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts und der New School University in New York City. Seit 2005 ist er Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und seit 2013 Direktor des Max-Weber-Kollegs in Erfurt. Er ist einer der Direktoren des DFG-Kollegs Postwachstumsgesellschaften an der Universität Jena sowie Mitherausgeber der Zeitschrift „Time and Society“. 2005 erschien sein Buch „Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne“, 2006 erhielt er den Forschungspreis für Grundlagenforschung des Landes Thüringen, 2016 verlieh ihm das Philosophicum Lech den Tractatus-Preis für sein Werk „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“.

Die anstehenden Wahlen 2024:

  • 26. Mai, Thüringen, Kreistage, Stadträte, Gemeinderäte, 5 Jahre
  • 09. Juni, alle Bundesländer, Europäisches Parlament, 5 Jahre
  • 09. Juni, Baden-Württemberg, Kreistage, Gemeinderäte, Bezirksbeiräte, Ortschaftsräte, Regionalversammlung (Stuttgart), 5 Jahre
  • 09. Juni, Brandenburg, Kreistage, Stadtverordnetenversammlungen, Gemeindevertretungen, Ortsbeiräte, 5 Jahre
  • 09. Juni, Hamburg, Bezirksversammlungen, 5 Jahre
  • 09. Juni, Mecklenburg-Vorpommern, Kreistage, Stadtvertretungen, Gemeindevertretungen, 5 Jahre
  • 09. Juni, Rheinland-Pfalz, Kreistage, Gemeinderäte, Verbandsgemeinderäte, Ortsbeiräte, Bezirkstag (Pfalz), 5 Jahre
  • 09. Juni, Saarland, Kreistage, Stadträte, Gemeinderäte, Regionalversammlungen, Ortsräte, 5 Jahre
  • 09. Juni, Sachsen, Kreistage, Stadträte, Gemeinderäte, Ortschaftsräte, 5 Jahre
  • 09. Juni, Sachsen-Anhalt, Kreistage, Stadträte, Gemeinderäte, Verbandsgemeinderäte, Ortschaftsräte, 5 Jahre
  • 01. September, Sachsen, Landtag, 5 Jahre
  • 01. September, Thüringen, Landtag, 5 Jahre
  • 22. September, Brandenburg, Landtag, 5 Jahre

 

Nachfahren von NS-Widerstandskämpfern warnen vor Populisten: (KNA) Mehr als 280 Nachfahren deutscher Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime haben zum Schutz der Demokratie aufgerufen. „In vielen Ländern gewinnen Populisten und Feinde der Demokratie an Zustimmung“, heißt es in dem Appell. „Sie schüren Ängste: vor sozialem Abstieg, vor Fremden, vor allem Neuen. Sie schüren Misstrauen und Hass: auf die Medien, auf die Regierung, auf 'Eliten', auf Minderheiten, auf alle, die 'anders' sind.“ In Krisenzeiten seien Menschen für solche Botschaften besonders empfänglich. Dem gelte es jedoch entschieden entgegenzutreten. „Wir haben in Deutschland schon einmal erlebt, wohin das führen kann. Es waren unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, die sich dem NS-Unrecht damals als Widerstandskämpfer entgegengestellt haben. Deshalb melden wir uns als Angehörige und Nachkommen heute zu Wort und fordern alle Mitbürger dazu auf, der Neuen Rechten in unserem Land und europaweit die Stirn zu bieten.“
Alle Menschen sollten sich dafür verantwortlich fühlen, die liberale und rechtsstaatliche Demokratie zu bewahren und sie zu verteidigen. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen die Nachfahren von Dietrich Bonhoeffer, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Carl Friedrich Goerdeler sowie von Freya und Helmuth James von Moltke.
Wörtlich heißt es in dem Appell: „Wenn selbst Bundestagsabgeordnete von millionenfacher 'Remigration' sprechen, wenn rechtsextreme Parteien in mehreren Bundesländern die Umfragen anführen und demokratische Parteien hilflos zwischen Anbiederung, abgrenzender Arroganz und Verbotsfantasien schwanken, dann müssen bei allen Anhängern der offenen Gesellschaft die Alarmglocken schrillen.“ Demokratische Strukturen und Institutionen könnten zusammenbrechen, wenn die Bürger nicht hinter ihnen stünden. Notwendig sei deswegen ein stärkeres Engagement der Demokratinnen und Demokraten. Als ermutigend bezeichnen die Nachfahren der NS-Widerstandskämpfer die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus.
„Aber Demonstrationen allein reichen nicht aus.“ Noch wichtiger sei es, wählen zu gehen. „Bei der Europawahl am 9. Juni steht aufgrund zu niedriger Beteiligung zu befürchten, dass vor allem rechte Parteien zu den Gewinnern in Europa zählen könnten.“ Auch die Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen dürften nicht zugunsten der AfD ausgehen. „Da ist unsere Stimme als Demokraten gefragt, aber auch die politische Debatte mit Freunden, Bekannten, Kollegen und in den Medien.“
Im Wortlaut zum Download: Stauffenberg, Bonhoeffer & Co: Der Appell der Nachfahren

Freitag, 16.02.2024