Der Himmel auf Erden
Montag, 13.09.2021
Bis heute gilt „Der Schott“ als der entscheidende Durchbruch für den Gottesdienst, so wie er heute gefeiert wird. Zur Zeit von Johannes Chrysostomus – heute auf dem Kalender - sah das noch anders aus. Mehr mit Benediktiner-Pater Nikodemus Schnabel ...
INFO: Friedrich August Schott, 1843 im württembergischen Staufeneck geboren, lebte noch in einer anderen liturgischen Welt: Die lateinisch gesprochene Messe wurde mit dem Rücken zur Gemeinde gelesen, das katholische Kirchenvolk betete derweil den Rosenkranz. Erst das Schellengeläut machte auf die Wandlung aufmerksam. Diese Praxis der tridentinischen Messe wurde durch Schott nachhaltig verändert: 1884 schuf er das Messbuch für Laien, der Begriff „Schott“ wurde zum Synonym für Laienmessbücher.
Schott trat nach dem Studium in Tübingen und München Katholische Theologie 1866 in das Priesterseminar Rottenburg ein, wurde dort ein Jahr später zum Priester geweiht und schloss sich im Herbst 1868 der Erzabtei Beuron an. Er wählte den Ordensnamen Anselm, legte die Gelübde ab und wurde nach der Auflösung des Klosters Beuron im Kulturkampf 1875 in verschiedene Niederlassungen des Benediktinerordens versetzt: 1876-1881 war er Subprior in der Abtei Maredsous bei Dinant in Belgien, 1881-1883 im Prager Emmauskloster und 1883-1891 in der Abtei Seckau in der Steiermark. Ab 1892 in der Abtei Maria Laach, übernahm er die Aufgabe als Lektor der Moraltheologie. Als Redakteur und Herausgeber der deutschen Ausgabe des Missale Romanum Officium divinum bearbeitete er maßgeblich das Messbuch in deutscher und lateinischer Sprache und avancierte so zu einem bekannten Ordensmann seiner Zeit. Sein deutsch-lateinisches Messbuch förderte die aktive Teilnahme der Gemeinde am Gottesdienst und bereitete die Einführung der muttersprachlichen Liturgie in der katholischen Kirche vor. Er starb vor 125 Jahren am 23. April 1896 in Maria Laach, im Alter von nur 53 Jahren.
Schott als Buch und digital: Der heute von den Benediktinern der Erzabtei Beuron redigierte Schott ist für 25,- bzw. 42,- Euro als Buch zu bekommen unter: https://www.klosterkunst.de/Buecher/Schott-Messbuch/. Doch ist der Schott zudem schon lange digital – auch wir haben ihn auf unserer Redaktionsseite eingebunden: https://www.kip-nrw.de/. Der Schott ist für mobile Endgeräte optimiert und lässt sich als „mobile App" auch auf dem Smartphone aktivieren: Hinweise zur Einbindung des Lesezeichens als Verknüpfung auf dem Startbildschirm auf https://www.erzabtei-beuron.de/schott/hinweise/mobile/index.html. Zum Abo der Tagesliturgie bei facebook: https://www.facebook.com/SchottMessbuch, auf Twitter: https://twitter.com/SchottMessbuch. Weitere Links: www.erzabtei-beuron.de/schott (Liturgie vom Tage), www.erzabtei-beuron.de/schott?datum=7 (Liturgie des nächsten Sonntags)
Hl. Johannes Chrysostomus: Der Bischof von Konstantinopel und Kirchenlehrer – heute auf dem Kalender - wurde gegen 350 in Antiochien (Syrien) geboren. Er studierte antike Rechtswissenschaft und Rhetorik, wurde 369 getauft, schloss sich 374 einer Eremitengruppe auf einem nahegelegenen Berg an und wurde 386 Priester. Durch seine lebensnahen und manchmal derb-direkten Predigten, in denen er mit dem Missbrauch von Reichtum scharf ins Gericht ging, erfuhr er bald eine außerordentliche Popularität. 397 wurde er gegen seinen Wunsch zum Erzbischof von Konstantinopel ernannt, hatte aber gegen zahlreiche kirchliche und politische Intrigen zu kämpfen. Er reformierte die damals gebräuchliche Liturgie, die als die „Göttliche Liturgie des Johannes Chrysostomos“ bis heute von den orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus immer noch gefeiert wird. Am 9. März 2013 hat die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) eine nach mehreren Jahren erarbeitete einheitliche Fassung der Göttlichen Liturgie in deutscher Sprache veröffentlicht.
Da Johannes als einer der größten christlichen Prediger gilt, erhielt er im 6. Jahrhundert den Beinamen Chrysostomos (Goldmund). In den östlich-orthodoxen Kirchen wird er seit dem 10. Jahrhundert als einer der drei heiligen Hierarchen verehrt, zusammen mit Basilius dem Großen und Gregor von Nazianz. Für das westliche Christentum ist er mit Athanasius von Alexandria, Basilius und Gregor einer der vier Kirchenlehrer des Ostens. Er starb am 14. September 407.
Unser Gesprächspartner: Nikodemus Claudius Schnabel, 1978 geboren in Stuttgart, studierte nach dem Abitur 1998 am Fuldaer Domgymnasium an der Theologischen Fakultät Fulda, anschließend in Jerusalem, Münster und München. 2000/2001 Teilnehmer am Theologischen Studienjahr in der deutschsprachigen Abtei „Dormitio Beatae Mariae Virginis“ auf dem Jerusalemer Zionsberg, der er sich nach dem Studium 2003 als Mönch anschloss. Nach Profess 2004 und Weihe zum Diakon 2009 übernahm er 2011 die Leitung des 1908 gegründeten „Jerusalemer Institutes der Görres-Gesellschaft” (JIGG). Im September 2013 empfing er die Priesterweihe durch den Lateinischen Patriarchalvikar für Jerusalem, Bischof William Schomali. Promotion in Wien, am 2. Juli 2021 wurde er zum Patriarchalvikar für die Migranten und Asylsuchende des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem ernannt.
Kontakt: Dormition Abbey, Mount Zion, P.O.B. 22 / 91000 Jerusalem, ISRAEL, Tel. Abtei: +972-2-5655-330, Fax Abtei: +972-2-5655-332, E-Mail: nikodemus.schnabel@gmail.com, Internet: www.dormitio.net, www.jigg.eu. Homepage: https://paternikodemus.de/, Instagram: https://www.instagram.com/paternikode... oder bei Facebook: https://www.facebook.com/nikodemussch...
Letztes Buch u.a. Pater Nikodemus Schnabel, Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina, 176 Seiten, Verlag: Herbig; Auflage: 1 (14. September 2015), ISBN-10: 3776627441, ISBN-13: 978-3776627442. Hautnah spürt er als Mönch auf dem neutralen schmalen Streifen zwischen Israel und Palästina auch die seit Monaten wieder von vielen Seiten verstärkt ausgehende religiös motivierte Gewalt in Israel. Das Dormitio-Kloster auf „neutralem Gebiet“ dient als Begegnungsstätte der verschiedenen Religionen und ist Treffpunkt für Politiker, Diplomaten und Korrespondenten aus aller Welt – ideal für einen neuen Blick auf den Nahostkonflikt. Darauf spielt auch der Titel seines Buchs „Zuhause im Niemandsland“ an.
Benediktinerabtei Hagia Maria Sion in Jerusalem: Zu den vielen Heiligen Stätten der Christen im „Heiligen Land“ gehören die Grabeskirche in Jerusalem, die Geburtskirche in Bethlehem, das Grab der Muttergottes, die Himmelfahrtskapelle und der sogenannte Abendmahlssaal, das aus dem 14. Jh. stammende sogenannte „Coenaculum“, unterhalb der südwestlichen Altstadt von Jerusalem gelegenen Zionsberg. Auf ihm gibt die internationale deutschsprachige Benediktinerabtei Hagia Maria Sion, die Dormitio-Abtei B.M.V. (Dormitio Beatae Mariae Virginis - Mariae Heimgang), der ganzen Stadt ihre typische Silhouette. Das ab 1906 gebaute Kloster steht auf einem Grundstück, das Kaiser Wilhelm II. dem Deutschen Verein vom Heiligen Land geschenkt hatte. Der Klostername erinnert an „Mariä Heimgang“ (lateinisch: „Dormitio Mariae“) und befindet sich an der Stelle, wo nach kirchlicher Überlieferung das Letzte Abendmahl Jesu und die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel stattfanden. Besiedelt wurde es durch Mönche aus der süddeutschen Abtei Beuron, 1910 wurde die Kirche geweiht, 1926 das Kloster zur Abtei erhoben. Seit Ende der 1960er Jahre gewann die Abtei an Bedeutung, seit 1973 zieht ein ökumenisches Theologisches Studienjahr viele Studierende aus dem deutschsprachigen Raum an. Die Mönche engagieren sich im Gespräch der monotheistischen Religionen, besonders im jüdisch-christlichen Dialog, und fördern die Begegnung zwischen Deutschen, Israelis und Palästinensern.
Zur Gemeinschaft gehören derzeit insgesamt 14 Brüder: 12 Mönche mit Feierlicher Profess, ein Klaustraloblate und ein Postulant. Abt ist seit Februar 2018 Pater Bernhard Maria Alter, Prior ist der bisherige Geistliche Leiter des Pilgerhauses und Pilgerseelsorger des Priorats Tabgha am See Genezaret, Pater Matthias Karl. Der „Mount Sion Award“ wird alle zwei Jahre in der Dormitio-Kirche an Personen verliehen, die sich im Gespräch zwischen Christen, Juden und Muslimen verdient gemacht haben. Das Kloster ist Träger eines Theologischen Studienjahres, an dem jährlich etwa 20 deutschsprachige katholische und evangelische Studierende teilnehmen. Kontakt: Dormition Abbey, Mount Zion, P.O.B. 22 / 91000 Jerusalem, ISRAEL, mehr Infos zu den Benediktinern in Jerusalem: www.dormitio.net.
Die Benediktiner (lateinisch Ordo Sancti Benedicti, abgekürzt OSB, deutsch: Orden des Heiligen Benedikt) gelten als ältester Orden des westlichen Ordenslebens. Benannt ist er nach seinem Gründer Benedikt von Nursia (480-547), der einer weltlichen Karriere ein kontemplatives Leben vorzog und mit seiner Ordensregel das Motto „Ora et labora et lege“ (lateinisch: „Bete und arbeite und lies“) prägte. Drei Gelübde legen die Männer und Frauen ab, die sich den Benediktinern anschließen: „Stabilitas loci“ (Beständigkeit in der Gemeinschaft und Ortsgebundenheit des Mitglieds an ein bestimmtes Kloster), „Conversatio morum suorum“ (klösterlicher Lebenswandel), „Oboedientia“ (Gehorsam). Zurzeit gibt es weltweit rund 40.000 Mönche und Nonnen beziehungsweise Schwestern, die zur benediktinischen Ordensfamilie gehören. Zum Orden allgemein: www.benediktiner.de.
Benedikt von Nursia: 480 in der Nähe von Nursia/Umbrien geboren, begann Benedikt in Rom ein Studium, zog der weltlichen Karriere jedoch ein kontemplatives Leben in einer asketischen Gemeinschaft in Enfide vor. „Ora et labora - Bete und arbeite“ wurde das Motto seiner Ordensregel. Für die Gruppe, die sich ihm anschloss, entwickelte ein Konzept von Zucht und Maß: zölibatäres Leben, einfache Ernährung, feste Zeiten für Schlaf, Gebet, Lesung und Arbeit. Das Modell des monastischen Lebens für Benedikt war die Familie mit dem Abt als Vater und den Mönchen als Brüdern. Nach der Gründung von zwölf Klöstern in Subiaco im Aniotal, führte er 529 eine Gemeinschaft auf dem Montecassino in der Nähe von Neapel, wo er am 21. März 547 starb. Benedikt wurde berühmt durch seine Ordensregeln, auf deren Grundlage sich ein Mönchsorden, die Benediktiner, und ein Nonnenorden gründete. Wie Benedikt wurde auch seine Zwillingsschwester Scholastica heiliggesprochen. Von Papst Pius XII. wurde Benedikt zum „Vater Europas“ erklärt, von Paul VI. 1964 zum „Schutzpatron Europas“. Von ihm selbst stammt der Satz: „Keiner soll nach dem eigenen Nutzen streben, vielmehr soll jeder auf das bedacht sein, was für den andern gut ist.“ (Aus der Regel des hl. Benedikt)