Der Liborius von Stephan Balkenhol

von Christof Beckmann

Freitag, 27.10.2023

Der Künstler Stephan Balkenhol neben seiner Statue des heiligen Liborius in der Krypta des Paderborner Domes, © Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn
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Der Künstler Stephan Balkenhol neben seiner Statue des heiligen Liborius in der Krypta des Paderborner Domes, © Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn

Roy Lichtenstein, heute vor 100 Jahren geboren und Vater der Pop-Kultur, sorgte für eine Revolution in der Kunst. Eher bodenständig sind Künstler wie Stephan Balkenhol – er schlug den Heiligen Liborius aus einem Holzstamm für die Domkrypta in Paderborn …

INFO: Stephan Balkenhol, Jg. 1957, gebürtig aus Fritzlar und einer der bekanntesten deutschen zeitgenössischen Bildhauer, ist bekannt für seine monumentalen bemalte Holzskulpturen. Direkt aus dem Holzblock mit Hämmern, Meißel und Motorsägen herausgeschlagen, grobgeschnitzt und farbig bemalt zeigen die totemartige Plastiken Menschen und Tiere, zum Teil in Lebensgröße oder in verzogenen Proportionen. Neben der Skulptur arbeitet Balkenhol auch in Reliefs, Zeichnungen und Siebdruck. Balkenhol studierte von 1976 bis 1982 an der Hochschule für bildende Künste Hamburg beim Bildhauer Ulrich Rückriem und beim Maler Sigmar Polke, erhielt 1983 ein Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium, 1986 ein Arbeitsstipendium der Hansestadt Hamburg, den 1989 Förderpreis des Internationalen Preises des Landes Baden-Württemberg und 1990 den Kunstpreis Bremen. Von 1989-1991 nahm er einen Lehrauftrag am Städelschen Kunstinstitut Frankfurt wahr, seit 1992 ist er Professur an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Seine Arbeiten finden sich in zahlreichen deutschen und internationalen Museen und Sammlungen, öffentliche Plätze in vielen Städten und europäischen Metropolen. Ausgestellt wurden sie in Museen weltweit, darunter das National Museum of Art in Osaka, das Montreal Museum of Fine Arts und die Smithsonian Institution in Washington, D.C. Balkenhol lebt und arbeitet in der französischen Gemeinde Meisenthal/Lothringen, Kassel und in Karlsruhe.

Skulpturen von Stephan Balkenhol unter: www.artherb.de

Liborius im Dom zu Paderborn: Stephan Balkenhols typische Markenzeichen trägt auch eines seiner Werke in der neuen Krypta im Paderborner Dom. Die Holzskulptur des Heiligen Liborius, dargestellt mit Pfau und Steinen, ist eine Figur des Alltags, ohne Bischofsgewand oder Mitra. Zu besichtigen während der Öffnungszeiten des Doms, vielleicht jetzt auch zu Herbstlibori.

Liborius von Le Mans: Stadt und Erzbistum Paderborn feiern seit 836 den gemeinsamen Patron, den heiligen Liborius (um 320-397), Bischof von Le Mans in der römischen Provinz Gallien und Freund des hl. Martin von Tours. Seine Gebeine wurden auf Initiative des Paderborner Bischofs Badurad, in das junge Bistum an der Pader überführt - der Beginn des bis heute andauernden „Liebesbundes ewiger Bruderschaft“. Aus dem Leben des Heiligen selbst ist nur wenig überliefert. Er stammte aus einem vornehmen gallischen Geschlecht, war von der römischen Kultur geprägt und wurde 348 zweiter Bischof des Bistums Le Mans als Nachfolger des heiligen Julian – er ist dort heute Bistumspatron. Fast ein halbes Jahrhundert soll Liborius laut Überlieferung als Bischof von Le Mans segensreich gewirkt haben und der Überlieferung zufolge der 23. Juli 397 gestorben sein. Schon bald nach dem Tod des Liborius wurden Heilungswunder von seinem Grab berichtet.

Dem Bild des Heiligen und seinem Namen begegnet man an vielen Stellen in der Paderstadt.

Liborius ist an den Steinen zu erkennen, die er auf seiner Bibel balanciert, denn der Heilige wurde zum Fürbitter und Helfer bei Nieren-, Blasen- und Gallensteinen. Häufig abgebildet wird er auch mit seinem „Wappentier", dem Pfau, auch Wahrzeichen des Liborifestes. Denn der Sage nach flog der Paderborner Gesandtschaft auf ihrem Heimweg ein prächtiger Pfau voran. Immer wenn die Pilger einen Halt einlegten, ruhte auch der Pfau; wenn sie aufbrachen, erhob sich der Vogel wieder. Am Pfingstsonntag 836 ließ er sich auf der Turmspitze des Paderborner Domes nieder. Sobald die Gesandten mit den Reliquien in die Kirche eingezogen waren, fiel der Pfau, der seine Mission erfüllt hatte, tot zu Boden, so die Legende. Noch heute wird bei den Liborifeiern dem Liborischrein ein Pfauenwedel vorangetragen.

 Herbst-Libori: Am Samstag, 21.10, begann Herbstlibori - vom 21. bis 29. Oktober lockt eine 400 Meter lange Kirmesmeile mit zahlreichen Ständen auf dem Liboriberg. Besonderer Anziehungspunkt ist das bekannte Riesenrad „Movie Star I“ mit 26 Gondeln und einer Höhe von 38 Metern bietet es einen Rundumblick über das Kirmesgeschehen und über weite Teile Paderborns. Geöffnet ist die Kirmes montags bis donnerstags von 14 bis 22.30 Uhr, freitags und samstags von 14 bis 23 Uhr und sonntags von 11.30 bis 22.30 Uhr (Öffnungszeiten, verkaufsoffener Sonntag). Als 1622 im Dreißigjährigen Krieg der Paderborner Domschatz und der Schrein mit den Reliquien des heiligen Liborius von Landsknechten des lutherischen Herzogs Christian von Braunschweig, genannt der „tolle Christian“, geraubt wurden, gelang es, die Reliquien nach fünf Jahren zurückzuerlangen – der Gedenktag an die „Rückkehr“ des Heiligen nach Paderborn wird jährlich als „Klein-Libori“ begangen.

Das Festprogramm 2023:

Samstag, 28. Oktober 2023: Öffentliche Festveranstaltung im Historischen Rathaus zu Paderborn, 19.30 Uhr Begrüßung Bürgermeister Michael Dreier, Vorsitzender der Liborius-Gesellschaft Paderborn, Festvortrag Domkapitular Dr. Antonius Hamers, Leiter Katholisches Büro NRW „Zum Heil der Seelen - 200 Jahre Wiedergründung des Domkapitels am Hohen Dom zu Paderborn“, Empfang zum Herbstliborifest

Sonntag, 29. Oktober 2023: Hoher Dom zu Paderborn, 10.00 Uhr Pontifikalamt zum Fest der Rückführung der Reliquien des hl. Liborius, Prozession in die Krypta, feierliche Erhebung der Reliquien des hl. Liborius, Einfügung in den Liborischrein, Prozession durch den Hohen Dom und Aufbahrung im Hochchor. Dazu singt der Domchor den mittelalterlichen Liborihymnus „Christi Praesul Egregius“. Nach dem Schlusslied: Liborianische Orgelimprovisationen; 16.00 Uhr Hoher Dom zu Paderborn: Feierliche Beisetzung der Reliquien des Hl. Liborius im Rahmen der Liborius-Bruderschaftsandacht, Aussetzung des Allerheiligsten, nach der Eucharistischen Andacht: Prozession in die Krypta des Hohen Domes und Repositio der Reliquien, zur Beisetzung: Feierliche Liborianische Orgelimprovisationen mit Liboritusch

Liborius-Gesellschaft Paderborn: Die Liborius-Gesellschaft Paderborn ist eine Gesellschaft des Bürgerlichen Rechts und besteht aus vier Gesellschaftern, die zu gleichen Teilen an der Gesellschaft beteiligt sind. Derzeit entsandt in die Gesellschafterversammlung sind für die Stadt Paderborn Herr Bürgermeister Michael Dreier (Vorsitzender), für das Erzbistum Paderborn Herr Domkapitular Prälat Thomas Dornseifer, Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators des Erzbistums Paderborn (Stellv. Vorsitzender), für das Metropolitankapitel Paderborn Herr Dompropst Msgr. Joachim Göbel und für den Heimatverein Paderborn der Vorsitzende, Rechtsanwalt Christoph Schulte-Nölke. Geschäftsführer ist Diplom-Volkswirt Prof. Dr. Volker de Vry. Nach der Satzung sind Zweck der Gesellschaft die Bewahrung des Andenkens und die Ehrung des hl. Liborius als Stadtpatron von Paderborn. Kontakt: Prof. Dr. Volker de Vry, c/o Referat des Bürgermeisters, Am Abdinghof 11, 33098 Paderborn, infoliborius-gesellschaft.de

 Deutsch-französische St. Liborius-Fraternität: Um die Verbindung der Bistümer Le Mans und Paderborn auf der Ebene der Priesterschaft zu verlebendigen, wurde 1960 von deutschen und französischen Priestern die Deutsch-französische St. Liborius-Fraternität gegründet. Sie steht allen Gläubigen offen und zählt auf deutscher Seite 200 Priester und 20 Laien, in Frankreich sind es 80 Mitglieder.

St.-Liborius-Medaille für Einheit und Frieden: 1977 stiftete der damalige Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt anlässlich der ersten direkten Wahlen zum Europäischen Parlament die St.-Liborius-Medaille für Einheit und Frieden. Sie wird alle fünf Jahre an bedeutende Persönlichkeiten verliehen, die sich auf christlicher Grundlage um die friedliche Einheit Europas verdient gemacht haben.

Freitag, 27.10.2023