Der Notfallkoffer
Freitag, 26.03.2021
Koffer und Reisetaschen sind ein Zeichen für Aufbruch, Unterwegs sein, Urlaub. Manchmal stehen gepackte Koffer aber auch jahrelang nur rum. Und zwar ganz bewusst. Bei dem Onkel von Michael Nitzke zum Beispiel:
Handtücher, Schlafanzug, Zahnputzzeug und Unterwäsche für drei Tage. Das sind einige Inhalte des persönlichen Notfallkoffers meines Onkels. Er sagt: „Es kann ja sein, dass ich mal plötzlich ins Krankenhaus muss. Dann habe ich alles parat.“
Ich weiß aus sicherer Quelle, dass in dem Koffer auch eine Bibel ist. Ich habe ihn nie danach gefragt. Aber wenn, dann sagt er bestimmt: „Man weiß ja nie!“
Ich habe ihn auch nie mit einer Bibel in der Hand gesehen, oder beim Beten.
Der Notfallkoffer mit der Bibel ist für ihn wie eine Unfallversicherung. Er hofft, dass er ihn nie braucht. Ab und zu öffnet er den Koffer. Dann muss die Wäsche mal in die Maschine, damit sie nicht muffig wird, er tauscht die Zahnpasta aus, damit sie nicht austrocknet. Ob er dann auch in die Bibel schaut, ob sie noch in Ordnung ist?
Und wenn? Wo schlägt er sie auf? Wie ich meinen Onkel kenne, trifft er zielsicher Psalm 50 Vers 15 und liest: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten!“ Und dann klappt er zufrieden die Bibel zu, und sagt sich: Die ist noch in Ordnung!
Ja, Gott kann ich anrufen. Jederzeit. Er ist wie ein guter Freund, der zu mir sagt: „Wenn irgendwas ist, du kannst mich immer anrufen, auch mitten in der Nacht!“ Wer solche Freunde hat, kann dankbar sein.
Aber ein guter Freund freut sich auch, wenn ich ihn mal anrufe, so ganz ohne Notfall. Und mir tut das auch gut. Vielleicht spreche ich meinen Onkel mal drauf an, wenn er wieder erzählt, dass er mit seinem Koffer auf alle Notfälle vorbereitet ist. Ich bin sicher, Gott freut sich, wenn er sich meldet.