Die Hl. Corona von Aachen

von Christof Beckmann

Donnerstag, 14.05.2020

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Schauplatte mit dem Martyrium der Hl. Corona vom 1911/12 gefertigten Corona-Leopardus-Schrein in der Aachener Domschatzkammer, Foto: Domkapitel Aachen / Andreas Steindl

Heute steht die Heilige Corona, eine frühchristliche Märtyrerin auf dem Kalender, die als Schutzpatronin gegen Seuchen gilt. Vor über 1.000 Jahren schon kamen ihre sterblichen Überreste unter den Fußboden des Doms in Aachen...

INFO: Seit dem 25. Februar 2020 war die Aachener Domschatzkammer geschlossen, weil eine neue Türanlage eingebaut wurde. Durch Corona währte die Pause deutlich länger als geplant, doch jetzt wurde am Dienstag, 12. Mai, der Betrieb wiederaufgenommen. Dabei wurden die zurückliegenden Wochen dazu genutzt, um die Ausstellung zu ergänzen und Besucher mit einigen Neuerungen zu überraschen: So ist jetzt unter anderem auch der frisch restaurierte Corona-Leopardus-Schrein im Untergeschoss zu sehen. 45 Mitarbeiter der Aachener Goldschmiedefirma Witte Gefertigt fertigten den wertvollen, fast 1 Meter hohen Schrein in Form eines byzantinischen Zentralkirchenbaus, der 1912 erstmals öffentlich beim 59. Katholikentag in Aachen gezeigt wurde. Der damals privat finanzierte, vergoldete und mit Emaille ausgestattete, wegen seiner Größe sonst selten oder nie zu sehende Schrein war in den letzten Wochen aus dem Depot geholt, vollständig auseinandergenommen und für eine geplante Sonderausstellung zu Goldschmiedekunst restauriert worden. Dass sich Gebeine der als Schutzpatronin gegen Seuchen geltenden Hl. Corona in Aachen befinden, hatte die Nachricht vom Aachener Corona-Schrein ein großes Echo in der Weltpresse hervorgerufen: Auch Zeitungen in den USA, England, Australien und Neuseeland berichteten.

Tatsächlich ist die frühchristliche Heilige in Aachen nie öffentlich verehrt worden, so die Leiterin der Domschatzkammer, Dr. Birgitta Falk. Corona-Reliquien kamen von Ägypten über Zypern und Sizilien nach Norditalien, wo sie bereits im 6. Jahrhundert verehrt wurde. 996/97 brachte sie der damals 16-jährige Kaiser Otto III. in schweren Bleisärgen vom ersten seiner Romzüge nach Aachen, um ein geplantes Kloster auf dem Salvatorberg damit auszustatten. Das Kloster wurde allerdings nie gebaut und die Gebeine kamen unter den Fußboden der Marienkirche, des heutigen Dom. Bis zur Wiederauffindung 1843 wurden sie nicht mehr angerührt. Auch in der Volksfrömmigkeit spielten sie keine Rolle, nur durch das Domkapitel wurde die zur Mitpatron des Doms ernannte Corona einmal im Jahr verehrt. Dass Corona als legendäre Patronin der Metzger und Schatzsucher gilt, aber auch gegen Seuchen angerufen wurde, hat offensichtlich vor allem mit einem anderen Ort der Verehrung zu tun: Kaiser Karl IV. hatte im 14. Jahrhundert aus Feltre/Italien weitere Reliquien nach Prag geholt. Besonders in Altbayern und Niederösterreich entstanden daraufhin mehrere Wallfahrten und ihre Legende verbreitete sich mit kräftiger Unterstützung der Benediktiner. Zahlreiche Kirchen und Kapellen wurden ihr geweiht, in Niederösterreich und vor den Toren Wiens gibt es sogar zwei Orte namens Sankt Corona.

Zu ihrer Herkunft gibt es drei Überlieferungen: Nach griechischer Version wird sie Damaskus in Syrien oder Antiochia / Hatay in der Türkei in Verbindung gebracht, in lateinischer Variante mit Sizilien oder Marseille in Frankreich und nach einer äthiopischen mit Alexandria in Ägypten, wo sie mit ihrem Mann Victor zu einer größeren Gruppe von Märtyrern gehört haben soll. Wie vermutet wird, starb sie entweder im 2. Jahrhundert in den Verfolgungen unter dem römischen Kaiser Antoninus Pius oder um 300 unter Kaiser Diokletian. Sie soll von zwei gebogenen Palmen zerrissen worden sein, mit denen sie auch abgebildet wird. Man bat sie um Standhaftigkeit im Glauben, aber auch um Hilfe in Geldangelegenheiten. Nicht zuletzt galt sie als Patronin gegen Unwetter und Seuchen. In der Endzeit des Dreißigjährigen Kriegs stand sie im Ruf, eine Hüterin verborgener Schätze und Gebieterin böser Geister zu sein.

Unsere Gesprächspartnerin: Dr. Birgitta Falk, Jg. 1961, Leiterin der Aachener Domschatzkammer, studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Baugeschichte an der RWTH Aachen. Über Stationen am Aachener Dom, am Kramer Museum/Museum für Niederrheinische Sakralkunst Kempen, bei den Staatlichen Museen und Sammlungen München, dem Kestner-Museum in Hannover und über Lemgo kam sie 2002-2016 als Leiterin der Domschatzkammer, des Münsterarchivs und der Schatzkammer St. Ludgerus nach Essen. Seit 2017 ist sie Leiterin der Domschatzkammer Aachen und der Dominformation. Die Domschatzkammer Aachen gilt als der bedeutendsten und umfangreichsten Kirchenschätze nördlich der Alpen. Adresse: Domschatzkammer Aachen, Johannes-Paul-II.-Straße 1, 52062 Aachen, Tel. 0241 / 47709-140, während der Öffnungszeiten Mo 10–14 Uhr, Di–So 10–18 Uhr, E-Mail: info@aachener-domschatz.de. Internet: https://www.aachener-domschatz.de/

Donnerstag, 14.05.2020