Dominikaner: Ganz in Weiß
Montag, 12.02.2024
Nonnen und Mönche – überall. Ein Dauertrend im Karneval, auch heute am „rasenden Montag“. Man stelle sich vor, die auf den Straßen wären alle echt. Früher waren sie es. Und die echten von heute leben sogar in karnevalistischen Hochburgen. …
INFO: Die zumeist in ursprünglich in katholisch geprägten Regionen veranstalteten „närrischen Tage“ vor der am Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit heißen im Rheinland Karneval, in Mainz und Umgebung Fastnacht, im schwäbisch-alemannischen Gebiet Fasnet und im bayrisch-österreichischen Raum Fasching. „Domenica ante carnes tollendas“ nannte die Kirche den „Sonntag vor der Fleischenthaltung“ früher, das Wort „Fastnacht“ ist seit dem 12. Jahrhundert im Mittelhochdeutschen bekannt.
Seit dem 13. und 14. Jahrhundert gehören Gastmähler, Trinkgelage, Reiter- und Tanzspiele zur so genannten Fünften Jahreszeit, in der die bestehende Ordnung außer Kraft gesetzt und im Narrengewand verspottet wird. Die Geistlichkeit billigte den Wunsch der Laien nach „leiblichen Genüssen“ vor der harten Fastenzeit und unterstützte die Entfaltung des Festes. Papst Sixtus IV. (1471-1484) ließ sogar die Gehälter der Universitäts-Lektoren mit drei Prozent besteuern, um Karnevalsfeiern zu finanzieren. Anders die Reformatoren: Sie hatten das vorösterliche Fasten abgeschafft und wollten das vorangehende „äußerst unfromme Spektakel“ (Martin Luther) nicht dulden. Höhepunkte der närrischen Zeit („Session“), die offiziell am 11. November beginnt und bis Aschermittwoch dauert, sind Weiberfastnacht am Donnerstag vor Aschermittwoch, der Karnevalssamstag und -sonntag, sowie der Rosenmontag mit seinen farbenprächtigen Umzügen und der Veilchendienstag.
Der Aschermittwoch ist ein variabler Termin, der sich von Ostern her errechnet. Ihm geht im christlichen Festkalender die österliche Fastenzeit (Quadragesima) voraus, deren Länge von 40 Tagen auf das Fasten Jesu in der Wüste (Mt 4, 2) und weitere Termine aus dem Alten Testament zurückgeht. Seit Ende des 11. Jahrhunderts werden die Katholiken in den Gottesdiensten am Aschermittwoch mit einem Aschenkreuz bezeichnet. Die aus gesegneten Palmzweigen gewonnene Asche gilt als Symbol der Trauer und Buße, steht aber zugleich für die Hoffnung der Christen auf Auferstehung. Der Aschermittwoch ist neben dem Karfreitag der einzige Tag, der in der katholischen Kirche als strenger Fastentag gilt. Das Kirchenrecht schreibt Abstinenz und Fasten vor.
Düsseldorfer Rosenmontagszug: In Düsseldorf fährt beim Rosenmontagszug wieder ein interreligiöser „Toleranzwagen“ mit. Er zeigt, ähnlich wie 2019 und 2020, eine Polonaise mit christlichen, jüdischen und muslimischen Geistlichen. „Wir wollen in Zeiten zunehmender Intoleranz ein Zeichen für Toleranz setzen“, erklärte der katholische Düsseldorfer Stadtdechant Frank Heidkamp. Bei der Finanzierung des Projekts habe ein anonymer Spender den Großteil der Kosten übernommen, so Michael Szentei-Heise, Karnevals-Beauftragter der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Bildhauer Jacques Tilly ist der Wagenbauer und Agnostiker: „Aber Frieden unter den Religionen ist etwas, das ich voll und ganz unterstützen kann“, so der Künstler. Das Wort „Frieden“ erscheint in mehreren Sprachen, besonderes aktuelles Element ist der Slogan #BringThemHomeNOW, der sich auf die von der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln bezieht. Neu an dem Wagenmotiv ist auch, dass statt eines katholischen Priesters eine Ordensfrau abgebildet ist. Zudem sind neben einer evangelischen Pastorin ein koptischer und ein orthodoxer Geistlicher vertreten. Als Repräsentant der muslimischen Gemeinde ist wieder Ataman Yildirim, Gründer der Karnevalsgesellschaft „Orient-Okzident-Express“, am „Toleranzwagen“ beteiligt. (KNA)
Dominikaner in Düsseldorf: Vor zwei Jahren feierten sie gleich zwei Jubiläen - 400 Jahre Grundsteinlegung der ehemaligen Hof- und Jesuitenkirche St. Andreas in der Düsseldorfer Altstadt und 50 Jahre Dominikaner an St. Andreas. Der Grundstein dieser Barockkirche, die heute dem Land NRW gehört, wurde am 5. Juli 1622 gelegt - die des Ordens aber viel früher.
Der 1860 neu gegründete Dominikanerkonvent St. Joseph in Düsseldorf war die erste dauerhafte Wiederansiedelung der Dominikaner in Deutschland nach der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts. 1875 mussten die Brüder aufgrund des Kulturkampfes Düsseldorf wieder verlassen, kehrten aber 1887 zurück. 1890 erfolgte endlich die Weihe der Klosterkirche. Der Düsseldorfer Konvent war über viele Jahre Noviziats- und Studienhaus. 1973 wurde das durch den Zweiten Weltkrieg marode Klostergebäude aufgegeben. Das Kloster der Predigerbrüder hat 1972 dafür die Pfarrei St. Andreas in der Düsseldorfer Altstadt übernommen (Predigten, Bildungsarbeit, Ausstellungen, City-Seelsorge mit Gesprächen, Führungen und Konzerte). Die derzeit zwölf Mitglieder des Konvents arbeiten in der Wissenschaft, Verlagen und der Bildungsarbeit und engagieren sich in der Seelsorge etwa für Strafgefangene oder Obdachlose. Die „Offene Kirche der Dominikaner“ in Düsseldorf war eines der bundesweit ersten Projekte der sogenannten Citypastoral. Seit 1991 laden die Düsseldorfer Dominikaner jeden Sonntag zu einem Konzert in der Reihe „Die Sonntagsorgel in St. Andreas“. Die Konzerte beginnen um 16.00 Uhr. Es wird kein Eintrittsgeld erhoben.
Öffnungszeiten der Kirche an den Karnevalstagen: Am Donnerstag, 8. Februar (Altweiberfastnacht), wird die Kirche nach der hl. Messe um 12.00 Uhr geschlossen. Keine Abendmesse und keine Beichtmöglichkeit. Am Karnevalssonntag, 11. Februar, ist die Kirche zwischen 12.30 und 17.30 Uhr geschlossen (kein Empfang und keine Sonntagsorgel). Am Rosenmontag, 12. Februar, finden keine Gottesdienste statt. Die Kirche bleibt den ganzen Tag geschlossen. An den übrigen Karnevalstagen ist die Kirche wie sonst üblich ganztägig geöffnet. Die Gottesdienste finden zur gewohnten Zeit statt. Kontakt: Andreasstr. 27, 40213 Düsseldorf, Tel. 0211 / 136340, Dominikanerkirche St. Andreas, Internet: www.dominikaner-duesseldorf.de, http://www.sankt-andreas.de.
Unser Gesprächspartner: P. Elias H. Füllenbach OP, Düsseldorfer Prior, Archivar der Dominikanerprovinz Teutonia und Leiter des Instituts zur Erforschung der Geschichte des Dominikanerordens im deutschen Sprachraum. Kontakt: Andreasstr. 27, 40213 Düsseldorf, Tel. 0211 / 136340.
Dominikanerprovinz Albertus Magnus: Zum Fest des Ordenspatrons Thomas von Aquin am 28. Januar 2024 tritt in Köln der Provinzial der durch Fusion der Dominikaner-Provinzen Teutonia in Deutschland (1221 gegründet) und Österreich neu gebildeten Ordensprovinz der Dominikaner in Deutschland, Österreich und Ungarn sein Amt an: Pater Peter Kreutzwald OP übernahm die Leitung der nach dem heiligen Albertus Magnus benannten Ordensprovinz, der im 13. Jh. als dominikanischer Gelehrter auf dem heutigen Provinzgebiet wirkte und begraben ist. In seiner vierjährigen Amtszeit ist der neue Provinzial Ansprechpartner und Leiter in allen Ordensbelangen für rund 140 Brüder zwischen Anfang 20 und Mitte 90. Die neue organisatorische Einheit ist nun eine der rund 40 Provinzen des internationalen Dominikanerordens. Mehr Infos auf https://dominikaner.de/
Kontakt: Dominikaner-Provinz Teutonia, Tel. 0221 / 580700-06, E-Mail: info@dominikaner.de, Internet: http://www.dominikaner.de; Dominikanerkloster Heilig Kreuz in Köln: Sitz der Provinzleitung (Provinzialat) der norddeutschen Dominikaner in der 1221 gegründeten Provinz Teutonia. Zu ihr gehören zehn Klöster bzw. Häuser sowie ein Vikariat in Ungarn mit insgesamt derzeit ca. 130 Dominikanern. Adresse: Dominikanerkloster Heilig Kreuz, Lindenstraße 45, 50674 Köln, Tel. 0221 / 58070001, Internet: http://www.dominikanerkloster-koeln.de
Dominkaner / Predigerbrüder: Der 1216 gegründete Dominikanerorden (Ordo Praedicatorum, OP) eine der wichtigsten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche, ist benannt nach dem heiligen Dominikus (1170-1221) aus Caleruega/Kastilien. Er studierte Theologie, wurde 1196 Mitglied des Domkapitels in Osma und Augustinerchorherr. Sein zurückgezogenes Leben endete nach einer Reise nach Norddeutschland 1203: Begeistert für die Mission, begann er ab 1206 ein Leben als Wanderprediger, gründete 1207 in Prouilhe in Südfrankreich ein Frauenkloster und gewann Mitbrüder in Südfrankreich. 1215 gründete er einen Predigerorden für das Bistum Toulouse, übernahm 1216 die Regel des hl. Augustinus, erhielt ein Jahr später von Papst Honorius II. den Auftrag zur weltweiten Verkündigung und sandte seine Brüder nach Paris und Spanien. 1218 gingen die ersten Brüder von Rom nach Bologna, wo sich das erste Generalkapitel des Ordens 1220 eine neue Verfassung gab. Am 6. August 1220 starb Dominikus in Bologna, ein Jahr vor Gründung der deutschen Provinz Teutonia. 1234 wurde er durch Papst Gregor IX. heiliggesprochen.
Schnell war der Bettelorden durch seine gut ausgebildeten Mitglieder auch an den großen Universitätsstädten Europas präsent. Zu berühmten Mitgliedern zählen Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Meister Eckhart oder der Maler Fra Angelico, sie stellten vier Päpste und mehr als 60 Kardinäle. Auch Tomas de Torquemada, erster Großinquisitor Spaniens, der als Ketzer hingerichtete Girolamo Savonarola oder der Verteidiger der Indios, Bartholomé de las Casas, gehörten zum Orden. Bekannte Mitglieder in der Neuzeit sind die Theologen Marie-Dominique Chenu und Yves Congar, der peruanischer Befreiungstheologe Gustavo Gutierrez, Friedensnobelpreisträger Dominique Pire (1958) oder der Kardinal und Erzbischof von Wien, Christoph Schönborn. Der Orden zählt heute weltweit etwa 6.500 Mitglieder in mehr als 600 Klöstern in 102 Ländern, rund 140 dominikanische Schwesternkongregationen mit 3.000 kontemplativ lebende Dominikanerinnen und über 30.000 apostolisch-karitativ tätige Schwestern im Dritten Orden (Terziaren). Die Patres arbeiten neben Aufgaben in Pfarrgemeinden vor allem wissenschaftlich, publizistisch, pädagogisch sowie als Seelsorger an Hochschulen, Gefängnissen, Krankenhäusern und in den Medien. In Berlin, Düsseldorf, Köln und Worms sind Schwestern und Brüder in der Obdachlosenarbeit engagiert, in Darmstadt, Berlin, Essen, Düsseldorf, Vechta und Bottrop als Gefangenenseelsorger und in verschiedenen Städten in der Migrantenarbeit.
Ein besonderes Jubiläum steht 2023, 2024 und 2025 an: An vielen Universitäten und Instituten gibt es gleich drei „Thomas-Jahre“ hintereinander. Vor 700 Jahren, am 18. Juli 1323, sprach Papst Johannes XXII. (Pontifikat: 1316–1334) den Dominikanerpater Thomas von Aquin (1224/5–1274) in Avignon heilig. 2024 wird überall auf der Welt anlässlich seines 750. Todestages, seiner Person und seinem Werk gedacht werden. Und 2025 begehen Kirche und Wissenschaft seinen 800. Geburtstag. Mehr im Internet: https://thomas-aquinas-jubileum.org/.
Buchtipp: Elias H. Füllenbach (Hg.): Mehr als Schwarz und Weiß: 800 Jahre Dominikanerorden, Friedrich Pustet / Regensburg 2016, 400 S., ISBN 978-3-7917-2757-8. Beiträge zur Geschichte und berühmten Gestalten des Ordens, Dominikaner und Islam, Inquisition etc.; herausgegeben vom Düsseldorfer Prior P. Elias H. Füllenbach OP, Archivar der Dominikanerprovinz Teutonia und stellvertretender Leiter des Instituts zur Erforschung der Geschichte des Dominikanerordens im deutschen Sprachraum.