Die Sache mit dem Kreuz

von Christof Beckmann

Donnerstag, 13.09.2018

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Pater Jörg Eickelpasch, Leiter der Seelsorge der Ordenswerke des Deutschen Ordens, Montage: KIP

Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz – so scheint es angesichts der Debatten in diesem Jahr. Für Christen hat es rund um den Globus eine besondere Bedeutung. Eine Gemeinschaft wird es zum Wochenende wieder groß feiern - der Deutsche Orden ...

INFO: „Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“, so heißen sie offiziell – „Ordo Teutonicus Ordo fratrum domus hospitalis Sanctae Mariae Teutonicorum Ierosolimitanorum“ (OT). Besser bekannt sind sie als „Deutscher Orden“, mit den Maltesern und Templern der dritte große geistliche Ritterorden. Er wurde während der Kreuzzüge 1189/90 bei der Belagerung der Stadt Akkon von Kaufleuten aus Bremen und Lübeck als Hospitalbruderschaft gegründet, die dort ein Feldlazarett zur Pflege kranker Pilger und verwundeter Kreuzfahrer einrichteten.

Die Brüder übernahmen in Jerusalem ein „Deutsches Haus“ mit einer seit 1127 bestehenden Marienkapelle. Papst Clemens III. gewährte ihnen auf Intervention von Kaiser Heinrich VI. am 6. Februar 1191 päpstlichen Schutz. 1198 wandelten sie sich unter der Devise „Helfen, Heilen, Wehren“ in einen Ritterorden um und nahmen zur Johanniterregel für die Krankenpflege zusätzlich die Templerregel an. Ihr Ordensgewand zeigt ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund. Die seitdem fortdauernde lange historische Präsenz und Rolle des Ordens hat vielfache Spuren bis in die Gegenwart: Das vom Deutschen Orden im Wappen geführte Schwarze Kreuz auf weißem Grund und die Ordensfarben führten über Preußen bis zu den Symbolen der Bundeswehr, aber auch bis in die Trikotfarben der deutschen Fußballnationalmannschaft.

Ab 1200 besaßen der Orden erste Niederlassungen und Spitale auch in Europa und breitete sich durch zahlreiche Stiftungen aus. Nach dem Ende der Kreuzzüge 1291 entwickelte er sich mit über das ganze Reichsgebiet verteilten Ordensballeien und untergeordneten Kommenden zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht im Norden und Osten Europas. Ein Ordensstaat entstand ab 1230 in Preußen und im Baltikum, aus dem nach 1525 das Herzogtum Preußen, Lettland und Estland hervorgingen. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wurden die leitenden Hoch- und Deutschmeister aus einflussreichen Adelsfamilien gewählt, bis der Orden die meisten Besitzungen in der Säkularisation verlor und seinen Sitz 1809 nach Wien verlegte. 1929 wurde der Ritterbrüder-Zweig aufgelöst und von Papst Pius XI. in einen rein geistlichen Orden der „Brüder des deutschen Hauses Sankt Mariens in Jerusalem“ umgewandelt, dessen Angehörige damit regulierte Chorherren wurden.

Ordenspatrone sind die Heilige Elisabeth, Landgräfin von Thüringen (Erste Patronin des Ordens, 19. November) und der Heilige Georg (Zweiter Patron des Ordens, 23. April). Besondere Eigenfeste und Gedenktage des Deutschen Ordens sind das Fest „Unsere Liebe Frau vom Deutschen Haus in Jerusalem“ (Gründungsfest des Deutschen Ordens, 6. Februar), das Hochfest Kreuzerhöhung (Titelfest des Deutschen Ordens, 14. September), der Gedenktag der Brüder und Schwestern des Deutschen Ordens (10. Oktober), der Gedenktag der Familiaren und Wohltäter des Deutschen Ordens (10. September), Gedenktag der Eltern der Brüder und Schwestern des Deutschen Ordens (4. Februar), und die heilige Mystikerin Dorothea von Montau (25. Juni).

Der heute in Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Slowakei und Tschechien vertretene Orden zählt gegenwärtig 1.100 Mitglieder, darunter 120 Priester für mehr als 100.000 Gläubige in Pfarreien und Niederlassungen des Ordens, 200 Ordensschwestern in vorwiegend karitativen Aufgaben und etwa 700 „Familiaren“ als Laienmitglieder, die sich den Ordensidealen durch ein Versprechen gegenüber dem Hochmeister verpflichten. Neuer 66. Hochmeister des Deutschen Ordens ist seit dem 23. August 2018 der bisherige Generalökonom Frank Bayard (46), der aus dem Saarland stammt. Sitz der Deutschen Provinz ist das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Weyarn bei München, Provinzial ist seit 2015 Prior P. Christoph Kehr OT. Konvente bestehen in Weyarn, Frankfurt, Wetter, Maria Birnbaum (Sielenbach) und Koblenz.
Kontakt: Deutscher Orden, Deutsche Provinz der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, Priorat des Deutschen Ordens, Provinzial: Prior Pater Christoph Kehr OT, Klosterweg 1, 83629 Weyarn, Tel. 08020 906-100, Fax 08020 906-101, E-Mail: priorat@deutscher-orden.de, www.deutscher-orden.de, Facebook: https://www.facebook.com/Deutscher-Orden-105514756285852/

Die Deutschordenswerke: Der Deutsche Orden (DO) unterhält Sozialeinrichtungen in 19 katholischen Diözesen und ist seit Januar 2012 mit allen seinen Einrichtungen Mitglied des Deutschen Caritasverbandes (DCV). Rund 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den Einrichtungen der Altenhilfe, Behindertenhilfe, Suchthilfe, Kinder- und Jugendhilfe tätig. Bundesweit sind dies 13 Pflegeeinrichtungen der vollstationären Altenpflege mit Tagespflege und Kurzzeitpflege, zwei ambulante Dienste, zwei Einrichtungen der Jungendpflege, drei für Betreutes Wohnen im Alter, drei für Behindertenhilfe, 11 Fachkliniken der stationären Rehabilitation in der Suchthilfe, 17 soziotherapeutischen Einrichtungen in der Suchthilfe, acht Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, sowie zahlreichen ambulante, Nachsorge-, Integrations- und Qualifizierungsangebote. Kontakt: Deutscher Orden Ordenswerke, @Ordenswerke, ‪#‎doseelsorge, Internet: http://www.ordenswerke.de/

Unser Gesprächspartner: Pater Jörg Eickelpasch, geboren in Nettetal-Lobberich am Niederrhein, machte zunächst eine kaufmännischen Ausbildung und studierte anschließend Religionspädagogik und Sozialarbeit in Paderborn. Nach dem Studium arbeitete er als staatlich anerkannter Sozialarbeiter im Elisabeth-Hospiz in Lohmar-Deesem bei Bonn und wurde als Gemeindeassistent im Bistum Aachen tätig. Auf dem Weg zum Priestertum nahm er das Philosophie in Rom auf und schloss sich dort 2003 dem Deutschen Orden an. Nach dem Abschluss des Theologiestudiums in Vallendar bei Koblenz und Priesterweihe im Juli 2006 wurde er Kaplan und 2007 Pfarradministrator in der Pfarrei Hl. Kreuz in Darmstadt. Sein Primizspruch stammt aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher (1 Thess 2,4): „Wir wollen nicht Menschen, sondern Gott gefallen, der unsere Herzen prüft.“ Pater Jörg ist Leiter der Seelsorge der OrdensWerke des Deutschen Orden (DO-Seelsorge), die seit rund 15 Jahren als mobiler Dienst für die Menschen da ist, die in den sozialen Einrichtungen des Deutschen Orden leben und arbeiten.
Kontakt: Pater Jörg Eickelpasch, Brückenstraße 3 a, 60594 Frankfurt (Main), Tel. 0151 / 52 88 11 44, Facebook: Deutscher Orden Ordenswerke, @Ordenswerke, ‪#‎doseelsorge, Internet: http://www.ordenswerke.de/

Das Kreuz im Deutschen Orden: Das schwarze Kreuz auf weißem Grund ist das prägende Kennzeichen des Ordens. Die Brüder mit ewiger Profess tragen es in Schwarz auf dem weißen Mantel, die Brüder mit zeitlicher Profess in Weiß auf dem schwarzen Mantel. Bereits in den ältesten Satzungen werden die Brüder dazu angehalten, ein vorbildliches Leben zu führen, „da sie das Zeichen der Liebe und des Ordens in der Gestalt des Kreuzes tragen, um damit zu erweisen, dass Gott mit ihnen und in ihnen sei" (Pr. Reg. Cap. XXVIII). Aus diesem Grund feiert der Deutsche Orden in besonderer Weise am 14. September das Hochfest Kreuzerhöhung als Titelfest.

Kreuzerhöhung: Der Tag erinnert an die Wiederauffindung des Kreuzes Christi durch Kaiserin Helena. Die Mutter von Kaiser Konstantin suchte um 325 nach Orten und Gegenständen, die mit dem Leben Jesu in Verbindung stehen. Der Fund des Kreuzes und des Grabes, von dem in zeitgenössischen Quellen berichtet wird, gab Anlass für den Bau der Konstantinischen Basilika in Jerusalem. Die heutige „Grabeskirche“ wurde an der als Ort von Kreuzigung und Grablegung Christi verehrten Stätte am 13. September 335 eingeweiht.
Das Kreuz allerdings blieb nicht vollständig erhalten, sondern wurde geteilt: Ein Teil des Kreuzes wurde nach Rom in die Palastkapelle Santa Croce in Gerusalemme gebracht, ein anderer nach Konstantinopel, ein anderer blieb in Jerusalem, wie Pilger berichten. Die überlieferten spätantiken Hymnen des Jerusalemer Festes zeigen, dass seitdem jeweils am 14. September in der Kirche am Golgotha das Kreuzesholz „erhöht" und als das „Wahre Kreuz“ (vera crux) zur Verehrung ausgestellt wurde. Daneben entwickelte sich eine Karfreitags-Liturgie, die über den byzantinischen Ritus auch in die katholische Karfreitagsliturgie einging.
614 wurde das silberne Kreuzreliquiar in Jerusalem nach der Eroberung der Stadt durch Perserkönigs Chosrau II. in die Nähe von Bagdad verschleppt. Nach einem Sieg des oströmischen Kaisers Herakleios über die Perser brachte er das Kreuz am 21. März 630 wieder nach Jerusalem, wo es nach der Eroberung 638 durch die Muslime verschwand. Bei den Kreuzzügen berichtet Wilhelm von Tyros 1099 von dessen Wiederauffindung in der Grabeskirche. Knapp 100 Jahre begleitete es anschließend die militärischen Auseinandersetzungen in der Region. Mit der Niederlage der Kreuzfahrer bei der Schlacht von Hattin 1187 geriet es in die Hände der Muslime und ist seither verschollen.
Die in Konstantinopel erhaltenen Kreuzreliquien gerieten in die Auseinandersetzungen des chaotischen 4. Kreuzzugs von 1202-04, der gegen die christliche Hauptstadt des byzantinischen Reichs umgeleitet wurde. Vor allem französische und venezianische Heere plünderten die Stadt vollständig. Dabei wurde nach der Kölner Königschronik das dort erhaltene Stück des Kreuzes in Hunderte kleinster Splitter aufgeteilt, die sich in ganz Europa verbreiteten. Die größten unter den dafür geschaffenen Reliquienbehältern (Staurotheken) sind die im Vatikan, auf dem Berg Athos, in Brüssel, Venedig und Gent Paris und Limburg. Bis heute werden in den katholischen Kirchen am Karfreitag Nachbildungen des Kreuzes Christi gezeigt und verehrt, zahlreiche Kirchengebäude sind dem heiligen Kreuz geweiht.

Donnerstag, 13.09.2018