Dienstbeginn bei der Schweizergarde

von Christof Beckmann

Donnerstag, 01.09.2022

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Heute treten in Rom zehn neue Rekruten an. Besser gesagt: Im Vatikan. Das neue Ausbildungsjahr in der Schweizergarde hat begonnen. Ist sie aber nicht eigentlich schon aus der Zeit gefallen?

INFO: Bei der Päpstlichen Schweizergarde beginnt die dritte Rekrutenschule des Jahres am 1. September 2022. Diesmal treten 10 neue Rekruten in dem traditionsreichen Korps an: Papst Julius II. (1503-1513) rief 1505 in Luzern und Zürich die ersten Söldner zu seiner Bewachung, die sich am 22. Januar 1506 dem Papst vorstellten. Als historische Heldentat und eigentliche Geburtsstunde der Truppe gilt der Kampf gegen die plündernden Söldner von Kaiser Karl V. beim „Sacco di Roma“ am 6. Mai 1527. Im Kampf gegen die deutschen, italienischen und spanischen Landsknechte starben 147 Gardisten bei der Verteidigung von Papst Clemens VII. (1523-1534). Hauptaufgabe der militärischen Schutztruppe der Päpste ist es seitdem, für die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu sorgen. Zudem begleiten Gardisten den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens 26-monatigen Dienstzeit sind die Gardisten Bürger des Vatikanstaates. 35. Kommandant in der Geschichte des Korps ist seit 2015 Christoph Graf.

„Ein Schweizergardist ist praktizierender Katholik. Er arbeitet im Herzen der Römisch-Katholischen Kirche, trifft ständig auf Pilger und Touristen aus der ganzen Welt, die sich zum Grab des Apostelfürsten Petrus begeben, und nimmt aktiv an den liturgischen Feiern im Vatikan teil. Es ist offensichtlich, dass ein Schweizergardist mit seinem Auftritt eine Visitenkarte für den Heiligen Vater darstellt“, so heißt es in der aktuellen Informationsbroschüre. Danach können Mitglied können nur katholische Männer werden, die in ihrer Schweizer Heimat Militärdienst geleistet haben und einen untadeligen Ruf besitzen. Eine erfolgreich abgeschlossene Berufslehre EFZ oder die Matura sind zwingend vorzuweisen. Wer Hellebardier wird, sollte eine Richtgröße von 1,74 Meter haben, muss jünger als 30 Jahre und unverheiratet sein. Um heiraten zu können, muss der Gardist mindestens 25-jährig sein, bereits fünf Jahre Dienst geleistet haben und sich für weitere drei Dienstjahre verpflichten. Die Grundausbildung zum Gardisten erfolgt mit Unterstützung der Kantonspolizei Tessin zunächst im Ausbildungszentrum der Polizei und der Schweizer Armee. Im Vatikan werden neben der gardespezifischen militärischen Ausbildung alle weiteren speziellen Sprach- und Ortskenntnisse vermittelt.

Papst Franziskus setzte 2018 eine Reform der Päpstlichen Schweizergarde in Gang und gewährte die Aufstockung des Sollbestandes der Garde von 110 auf 135 Mann. Neue Rekruten werden am 6. Mai vereidigt. Der Dienstschwur der Gardisten lautet: „Ich schwöre, treu, redlich, und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst N.N. und seinen rechtmäßigen Nachfolgern und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen, bereit, wenn es erheischt sein sollte, für Ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben. Ich übernehme dieselben Verpflichtungen gegenüber dem Kollegium der Kardinäle während der Sedisvakanz des Apostolischen Stuhles. Ich verspreche überdies dem Herrn Kommandanten und meinen übrigen Vorgesetzten Achtung, Treue und Gehorsam. Ich schwöre es, so wahr mir Gott und unsere heiligen Patrone helfen.“

Kontakt: Kommando Päpstliche Schweizergarde, 00120 Vatikanstadt, Tel. +39 06 698 98100, Fax +39 06 698 85122, E-Mail: gsp(at)gsp.va, Internet: https://www.guardiasvizzera.ch/paepstliche-schweizergarde/de/ueber-uns/

Informations- und Rekrutierungsstelle IRS: Bernhard Messmer aus Urnäsch AR ist seit 2012 für die Rekrutierung der Päpstlichen Schweizergarde verantwortlich: Messmer Personalmanagement GmbH, Gemeindehausplatz 3, CH-8750 Glarus, Tel. +41 55 640 82 24, E-Mail: rekrutierung@schweizergarde.ch.

Vereinigung der ehemaligen Päpstlichen Schweizergardisten: Die Zentralvereinigung verbindet rund tausend Exgardisten in dreizehn regionalen Sektionen der Schweiz. Unter ihrem Motto „Acriter et fideliter – semper!“ / „Immer tapfer und treu“ kümmern sie sich auch um den Nachwuchs der Garde in Rom: Jeweils zu Beginn des Oktobers sind junge Männer zwischen 16 und 19 Jahren, eingeladen, in Rom einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Die aktuelle Reise dauert vom 2.-6. Oktober. Mehr: https://schweizergarde.ch/ehemalige-schweizergardisten/de/ueber-uns/

Unser Gesprächspartner: Vize-Korporal Manuel von Däniken aus der Pfarrei Heiliggeist in Interlaken hat zum 1. Januar 2022 die Aufgabe des neuen Medienverantwortlichen übernommen. Er absolvierte das Gymnasium Thun-Seefeld, war im uniformierten regulären Dienst im Einsatz, Sekretär des Kommandanten sowie Assistent des Personalchefs. Von Däniken ist verheiratet und studiert neben seinem Dienst in der Garde Theologie an der Päpstlichen Lateranuniversität. Kontakt: VKpl Manuel von Däniken, Cortile dell’Olmo, 00120 Città del Vaticano, tel. +39 06 698 98 100, E-Mail: media@gsp.va, Internet: www.guardiasvizzera.ch

Donnerstag, 01.09.2022