Ein Nachmittag im Rollstuhl
Mittwoch, 26.08.2015
"Du kannst Dir ja gar nicht vorstellen, wie das ist!" Ein ganz alltäglicher Satz zwischen Menschen. Ein Satz, der berechtigt ist. Denn sich so richtig hineinversetzen in die Situation eines anderen, nachempfinden, was ihn bewegt – schwer bis unmöglich.
Deshalb machten Lenka und Daniel einen Selbstversuch. Als angehende Altenpfleger verbrachten sie einen Nachmittag im Rollstuhl.
Lenka erlebte, wie unterschiedlich Passanten reagierten. Jüngere Menschen hätten mitleidige Blicke zugeworfen. "Die älteren Menschen haben uns zugelächelt, uns Platz sogar gemacht. Daniel beeindruckten die vielen Hindernisse, mit denen Rollstuhlfahrer zu kämpfen haben. Rampen zum Beispiel, die zu Geschäften führen sollten, seien zum Teil so steil gebaut, dass man gar keine Chance hätte, das selbständig zu meistern. Auch musste er ständig zu anderen aufblicken, während die auf ihn heruntersahen. "Das schafft schon ein eigenartiges Gefühl in einem, stets auf der Höhe der Gesäße der anderen oder der Zigaretten zu sein." meint er.
Lenka hat sich deshalb für ihren Beruf als Altenpflegerin vorgenommen:
"Immer darauf zu achten, dass ich den Menschen in Augenhöhe begegne, dass sie nicht zu mir hoch aufschauen müssen. Denn dann begegnet man sich auch als Mensch, man pflegt nicht nur, sondern man begegnet sich."