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Freitag, 19.01.2024
Heute vor 150 Jahren ist er in Corvey gestorben: Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der Wolf Biermann des 19. Jahrhunderts und Dichter des „Liedes der Deutschen“ – ein unsteter Geist, der den Kölner Dom bewunderte, aber auch mit den Kirchen haderte.
INFO: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, geboren am 2.4.1798 in Fallersleben (heute zu Wolfsburg) im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, war Dichter und Hochschullehrer für Germanistik, der auf Helgoland die deutsche Nationalhymne („Lied der Deutschen” 1841) und neben seiner politischen Lyrik u. a. und rund 550 populäre Kinderlieder verfasste, u.a. „Alle Vögel sind schon da”, „Morgen kommt der Weihnachtsmann”, „Summ summ summ”, Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald und viele andere. Er starb am 19. Januar 1874 mit 75 Jahren in Corvey.
Der Sohn des Kaufmanns, Gastwirts, Senators und Bürgermeisters von Fallersleben begann 1816 in Göttingen das Studium der Theologie, wechselte er zum Studium der deutschen Sprache und Literatur (Germanistik) und ging an die Universität Bonn. 1821 ging er als Bibliothekar nach Berlin, wurde 1823 zum Kustos der Universitätsbibliothek Breslau und zum Professor für deutsche Sprache und Literatur berufen. Bereits seine ersten Gedichtsammlungen stießen auf große Nachfrage, doch sein Eintreten für ein einheitliches Deutschland brachte ihm durch die preußische Regierung 1842 den Verlust seines Berufes und der Staatsbürgerschaft. Seine folgenden Wanderjahre brachten ihm zahlreiche Ausweisungen, doch konnte er 1849 rehabilitiert ins Rheinland zurückkehren und seine Nichte Ida heiraten. Nur ein Sohn der vier Kinder sollte überleben.
1860 erhielt Hoffmann eine Anstellung als Bibliothekar an der Fürstlichen Bibliothek Corvey bei Herzog Victor I. Herzog von Ratibor, die bis heute weit über die Grenzen Ostwestfalens hinaus bekannt ist. Am 1. Mai jeden Jahres, dem Gedenktag des Amtsantritts Hoffmanns als Bibliothekar in Corvey (1860), wird im Kaisersaal des Schlosses Corvey die Hoffmann-von-Fallersleben-Medaille an eine Persönlichkeit verliehen, die sich besonders für die Einheit Deutschlands eingesetzt hat. Mehr zu Hofmann von Fallersleben in der Deutschen Biographie: https://www.deutsche-biographie.de/sfz33182.html, https://www.von-fallersleben.de/chronik/corvey/
1200 Jahre Benediktinerabtei Corvey: Die in Ostwestfalen im Tal der Weser bei Höxter gelegene frühere Benediktinerabtei Corvey entstand auf Initiative Karl des Großen, wurde von seinem Nachfolger Ludwig dem Frommen gegründet und galt im frühen Mittelalter als eines der bedeutendsten Klöster in Europa. Die ersten Mönche, die am 25. September 822 den Grundstein legten, stammten aus der westfränkischen, nordfranzösischen Benediktinerabtei Corbie. Unter dem ersten Abt Adalhard, einem Vetter Kaiser Karls, ging der Mönch Ansgar als „Apostel des Nordens“ auf Mission nach Skandinavien, Reliquien des heiligen Märtyrers Vitus gelangten nach Corvey. 885 wurde die Klosteranlage mit der Errichtung des Westwerks abgeschlossen und galt als „Wunder Sachsens und des Erdkreises“. Die 873-885 entstandene und an antike Vorbilder angelehnte karolingische Kirchenfassade gilt heute als einziges weitgehend erhaltenes Bauwerk aus der Karolingerzeit.
Das Wissen der Zeit trugen die Mönche in einer riesigen Bibliothek zusammen und vervielfältigten es in der Schreibstube, dem Skriptorium. 200 Jahre später verfügte Corvey über Besitzungen von Holland bis an die Elbe. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hinterließ die Abtei in Trümmern. Doch schon gut 50 Jahre später, 1706, stand die neue barocke Abtresidenz. 1792 wurde Corvey Fürstbistum, doch schon 1803 säkularisiert, die Reihe der 65 Äbte ging mit Johann Karl Theodor von Brabeck zu Ende und das Kloster wurde in ein Schloss umgewandelt. Über den geflohenen niederländischen Statthalter Wilhelm V. von Oranien-Nassau und Landgraf Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg kam das rund 80.000 Quadratmeter große Anwesen in den Besitz von Viktor Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der ab 1840 den Titel „Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey“ führte. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, von 1860 bis 1874 als Bibliothekar in Corvey tätig, vergrößerte den Bestand auf 74.000 Bände. Der Dichter der deutschen Nationalhymne liegt im Schatten seiner Wirkungsstätte begraben. Bis heute ist die Bibliothek deutschlandweit eine der größten Buchsammlungen in Privatbesitz. Die Verantwortung für das Anwesen teilt sich Herzog Viktor V., Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey, mit der gemeinnützigen Gesellschaft „Kulturkreis Höxter-Corvey“ und der örtlichen Kirchengemeinde Sankt Stephanus und Vitus. Letztere ist Eigentümerin des Westwerks. 2014 wurden „Das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey“ als das erste Bauwerk in Westfalen und 39. Welterbestätte in Deutschland in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
2023 feierte das Kloster Corvey aus Anlass seiner Gründung vor 1.200 Jahren sein Jubiläumsjahr. Im frühen Mittelalter galt das Benediktinerkloster als eines der bedeutendsten in Europa: Am 25. September 822 hatten Benediktinermönche aus dem westfränkischen Corbie den Grundstein für die Anlage mit Kloster und Kirche gelegt, deren Westwerk 885 vollendet wurde. Das im 17. Jahrhundert barock überbaute Kloster wurde 1803 säkularisiert und in ein Schloss umgewandelt. Seit dem 19. Jahrhundert ist das rund 80.000 Quadratmeter große Areal in Besitz der Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey. Eigentümerin des Westwerks ist die katholische Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey. Mehr unter https://welterbewestwerkcorvey.de/jubilaeum/ und auf den Social-Media-Kanälen Facebook und Instagram.
Literatur: Günter Tiggesbäumker, Die Fürstliche Bibliothek in Corvey. Das Lebenswerk des August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Höxter: Sparkasse 2002. (Kultur im Kreis Höxter 4).
Mehr: Schloss Corvey, Kulturkreis Höxter-Corvey gGmbH, Schloss Corvey, 37671 Höxter, Tel. 05271 / 69 40 10, E-Mail: veranstaltungen@corvey.de,Internet: https://corvey.de/; Pastoralverbund Höxter (Abteikirche St. Stephanus und Vitus), Pfarramt St. Nikolai, Marktstr. 21, 37671 Höxter, Tel. 05271 / 75 14, Internet: www.pv-hx.de