Erzähle es ruhig noch einmal!
Donnerstag, 11.08.2016
Da hat jemand etwas Schreckliches erlebt und erzählt es immer wieder. Man mag es nicht mehr hören, aber er fängt wieder davon an. Seit Jürgen Marx der Polizeiseelsorgerin Hilde Maria Schneider begegnet ist, hört er solche Geschichten mit anderen Ohren.
Die Seelsorgerin erklärt: "Wenn ein Traumatisierter seine Geschichte erzählen kann: Das ist passiert, das ist passiert, das ist passiert, dann ist das schon hilfreich. Dann hat man es schon mal in Worte gefasst und sich damit auch schon distanziert. Oft ist es ein langer Weg, bis das klappt. Wenn die Umgebung nicht mehr zuhören will, dann resigniert man dann als Betroffener, zieht sich zurück und sagt gar nichts mehr."
Doch die Rekonstruktion des Geschehenen ist für die Betroffenen deshalb so wichtig, weil sie unter Schock alles nur bruchstückhaft wahrgenommen haben und die Zusammenhänge erst nachher mühsam begreifen und realisieren können. Deshalb braucht die Umgebung Geduld, bis die Geschichte oft genug erzählt ist.