Fasten mit Kindern
Mittwoch, 17.03.2021
Fasten- und Corona-Zeit – Abermillionen rund um die Welt wird es schwerfallen, heute auf den Festtag des Hl. Patrick zu verzichten. Wie man aber die Fastenzeit Kindern schmackhaft machen kann, weiß Andrea Mohr ...
INFO: Unsere „Küchenlöwin“ Andrea Mohr aus Bonn kennt viele fromme Rezepte und weil alles, was sie in Küche und Ofen zaubert, so lecker ist, veröffentlichen wir immer wieder gerne Rezepte von ihr, die gut ins Kirchenjahr passen. Kontakt: N. Andrea Mohr, E-Mail: nclndrmhr@gmail.com, Internet: http://kitchenlioness.blogspot.de.
Hier ihr Text und Rezept zum heutigen Tag:
„Wir sind ja schon mitten in der Fastenzeit, die dieses Jahr am 17. Februar begonnen hat und noch bis zum 3. April dauert. Die Fastenzeit beginnt immer am Aschermittwoch und endet am Ostersamstag, also nach 46 Tagen, da aber die 6 Sonntage vom Fasten ausgenommen sind, bleiben 40 Fastentage.
Ursprüngliche Bedeutung der Fastenzeit: Die Vorbereitungszeit auf Ostern, die sogenannte Fastenzeit, nennt die kirchliche Tradition einfach die Vierzig Tage (lateinisch Quadragesima) oder die österliche Bußzeit. Es ist eine besondere Zeit, die die Chance für einen Neuanfang bietet - wie die Zahl 40 in der christlich-jüdischen Tradition immer wieder symbolisiert. Der in den Evangelien angegebene Zeitraum von 40 Tagen meint nicht bloß eine abgezählte Menge von Tagen, sondern erinnert an andere besondere Zeiten der biblischen Geschichte, die mit 40 Tagen und 40 Nächten oder auch mit 40 Jahren angegeben werden. In der Bibel stehen 40 Tage, 40 Nächte oder auch 40 Jahre für Zeiten des Übergangs, der Vorbereitung und der Läuterung. Die Zahl 40 hat eine symbolische Bedeutung: Die Sintflut dauerte 40 Tage und Nächte; das Volk Gottes wanderte 40 Jahre durch die Wüste und Jesus zog sich nach der Taufe 40 Tage in die Wüste zurück: Der Geist trieb Jesus in die Wüste. Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm. (Mk 3,12f)
Fasten: Das Fasten ist aber nur ein Aspekt der Vorbereitung auf Ostern, denn die christliche Fastenpraxis umfasst nicht nur Essen und Trinken, sondern hat eine spirituelle und soziale Bedeutung. Das Fasten festigt im Glauben, stärkt gegenüber Versuchungen und ermöglicht es, zu helfen und andere zu unterstützen. Im Mittelalter war auch der Advent eine strenge Fastenzeit. Heute wird nur noch in der Zeit vor Ostern gefastet.
Aschermittwoch und Karfreitag: Die Fastenregeln waren über Jahrhunderte hinweg sehr streng. Traditionell sollen Katholiken in der Fastenzeit an Aschermittwoch sowie an allen Freitagen kein Fleisch essen. Ausdrückliche Fastenanweisungen gibt es in der katholischen Kirche allerdings nur für Aschermittwoch und Karfreitag. Beide Tage gelten als strenge Fast - und Abstinenztage. Unter Abstinenz versteht man den ausdrücklichen Verzicht auf Fleischspeisen. In erster Linie aber geht es um die innere Gesinnung der Umkehr durch Verzicht, Gebet und konkrete Werke der Nächstenliebe.
Fastenzeit im Wandel: Auf was man verzichtet, wo man fastet, das hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Fastenzeit bedeutet ja bewusst auf klassische Genussmittel oder Konsumgüter zu verzichten. Wie z. Bsp. Süßigkeiten, Alkohol, Zigaretten, aber auch die Zeit die man für Liebgewonnenes wie das Auto, den Computer oder das Handy aufbringt, einzuschränken. Man kann man sich auch vornehmen, einfach etwas gesünder zu leben, also z. Bsp. weniger oder gar kein Fleisch zu essen, Zucker, Fett, Kaffee oder Zigaretten zu reduzieren, sich mehr Pausen zu gönnen, öfter mal spazieren zu gehen oder eine neue Entspannungstechnik zu lernen. Idealerweise ist das Fasten dann ein Einstieg in eine insgesamt gesündere Lebensweise. Übrigens: dieses Jahr rufen die Kirchen beider Konfessionen zum Klimafasten auf. So viel du brauchst heißt die Aktion, die dazu anregen will, den eigenen Alltag auf Klimagerechtigkeit zu überdenken, so etwa beim Wasserverbrauch oder Heizen.
Fasten in Zeiten von Corona: In der Corona-Pandemie schränken sich die Menschen immer wieder ein und verzichten auf ja sowieso schon auf Liebgewonnenes. Das Autofasten hat sich ohnehin schon eingestellt, weil derzeit viel weniger Auto gefahren wird. Auf Alkohol verzichten - das könnte man sich privat weiter vornehmen, aber nicht für Kneipenbesuche, da die Gastronomie geschlossen ist. Auch das Einkaufen ist ja im Moment noch sehr eingeschränkt. Außerdem machen wir alle ja gerade auch schon Begegnungsfasten und hinzu kommt die Last, dass das Ende des zur Zeit noch nötigen Verzichtsmodus nicht wirklich erkennbar ist.
Fisch: Christen waren immer schon recht kreativ, wenn es um das Umgehen der Fastenregeln geht. Im Mittelalter ging es nach Aschermittwoch bei Tisch oft ums gekonnte Wegsehen, schließlich unternahm man in den Klosterküchen alles nur Menschenmögliche, um Regeln wie bis Ostern kein Fleisch warmblütiger Tiere auszuhöhlen oder gleich zu umgehen Da hieß es zum Beispiel Jahrhunderte lang: Alles, was im Wasser schwimmt, ist ein Fisch, so kamen bald auch Otter oder Bieber (schuppiger Schwanz) in den Topf. Oder ertränkte man das Spanferkel im Klosterbrunnen, galt es plötzlich als Fisch.
Maultaschen: Zu den bekanntesten Beispielen zählt die Legende der Maultasche, die ein Mönch im Kloster Maulbronn nur erfunden haben soll, um in der Füllung unter Teigschichten und Gemüse auch eine Fleischration zu verstecken; weshalb die schwäbischen Ravioli auch Hergottsbscheißerle genannt werden.
Schokolade: Unklarheit herrschte auch bei Schokolade, wegen der mexikanische Bischöfe 1569 eigens einen Abgesandten zu Pius V nach Rom schickten. Der Papst hat daraufhin ein Kakaogetränk gekostet, das in seiner ursprünglichen Form sehr bitter war. Das hat ihm wohl so schlecht geschmeckt, dass er den Kakao vom Fastengebot ausgenommen hat. Kurz darauf ist man in den Klöstern dann draufgekommen, dass man mit Zucker, Milch und Butter aus Kakao ein durchaus wohlschmeckendes Getränk und auch Schokolade herstellen kann. Trotzdem: Der Papst hat gesprochen und Schokolade blieb vom Fastengebot ausgenommen.
Fastengebäck - Klösterliche Fasten-Freuden: Es gibt in vielen Ländern Fastengebäck unterschiedlichster Form, süß und salzig. Zum Beispiel die im 13. Jahrhundert im französischen Kloster Cluny entwickelten Crèpes, bei denen man den einfachen Waffelteig aus Milch und Eiern mit Wein, Gewürzen und Mandelmilch verbesserte. Die in Fett gebackenen hauchdünnen Pfannkuchen wurden mit Zucker, Honig, Marmelade und einem Schuss Likör serviert, Vorgänger unserer heutigen Crèpes Suzette. Oder die sogenannten „Nonnenfürzli“ (Brandteigkrapfen) die aus einem Schweizer Frauenkloster stammen sollen. Welches Kloster als erste diese Spezialität im späten Mittelalter erfand, ist nicht mehr bekannt. Für ihren Namen sollen eine Novizin und ein junger Bischof verantwortlich sein, der in einem Frauenkloster die Küche besuchte. Eine Novizin, die gerade die kleinen Krapfen herrichtete, erschreckte sich beim Anblick des stattlichen Mannes so sehr, dass sie versehentlich ihre Krapfen noch feucht ins heiße Fett gleiten ließ. Es zischte gewaltig. Der leutselige Bischof tröstete und segnete die unglückliche Novizin und nannte von nun an dieses Fastengebäck „Nonnenfürzli“.
Rezept: Ich stelle heute zwei italienische Fastengebäcke vor – wobei, meiner persönlichen Erfahrung nach, das Erste eher die Größeren glücklich macht und das Zweite bei Kindern ziemlich gut ankommt.
Früher waren ja die Fastengebäcke die einzigen Süßigkeiten, die man während der Fastenzeit genießen durfte. Und so gibt es auch in Italien viele verschiedene Fastengebäcke, die unter dem Allgemeinbegriff Quaresimali zusammengefasst werden – wobei der Wortstamm Quaresima in Italienisch die Fastenzeit bedeutet und Quaresimali die von der Fastenzeit.
Das erste Rezept, dem wir uns heute widmen, sind die Quaresimali Romani, ein Fastengebäck aus Rom mit viel gehackten Mandeln und Orangenaromen, dann Vanille und etwas Zimt, ganz ähnlich den bekannten Cantuccini. Cantuccini sind ja ein traditionelles Mandelgebäck aus Italien, das zu Kaffee, Tee oder süßem Wein gereicht wird. Beide, das römische Fastengebäck und die Cantuccini werden wie Zwieback doppelt gebacken, zuerst als längliche Laibe und dann in Scheiben, wodurch sie besonders knusprig und haltbar gemacht werden. Das römische Fastengebäck wird ohne Fett hergestellt und mit wenigen Zutaten, da ist es umso wichtiger ausgesuchte Zutaten zu nehmen, gute Mandeln, natürlichen Vanillezucker, eine Bio-Orange für den Abrieb und wenn möglich Orangeat in Bio-Qualität oder sogar selbst gemacht.
Quaresimali Romani (Fastengebäck nach römischer Art)
Zutaten
300g ganze ungeschälte Mandeln, grob gehackt
200g feinster Backzucker
16g Bourbon Vanillezucker (2 Pkg.)
65g Dinkelmehl (Type 630) oder Weizenmehl (Type 405)
40g Orangeat, sehr fein gehackt
Abrieb von 1 Bio-Orange
1 Prise feines Meersalz
¼ TL Ceylon Zimt
2 Eier (M), Bio od. Freiland – davon 2 Eiweiß und 1 Eigelb
1 TL Wasser
Zubereitung
Den Ofen auf 175°C vorheizen und ein Backblech mit Backpapier auslegen.
In einer großen Schüssel die gehackten Mandeln mit dem Zucker, Vanillezucker, Mehl, gehacktem Orangeat, Orangenabrieb, Salz und Zimt mischen.
In einer kleinen Schüssel zwei Eiweiß verquirlen (am besten mit einer Gabel)
In der Mitte der Mandelmischung eine Kuhle machen und die verquirlten Eiweiße hineingießen. Dann alles mischen, erst mit der Gabel, dann mit den Händen, solange bis alle Zutaten gut durchfeuchtet sind.
Den Teig halbieren. Aus den zwei Teigstücken jeweils eine zirka 28 cm lange Rolle formen. Die Teigrollen im Abstand von 8cm auf das vorbereitete Backblech legen und leicht flach drücken.
In einer kleinen Schüssel ein Eigelb mit dem Wasser mischen und die beiden Teigrollen damit bestreichen.
Die Teigrollen im vorgeheizten Backofen auf der 2. Einschubleiste von unten zirka 25 Minuten vorbacken, aus dem Ofen nehmen und 10 Minuten abkühlen lassen. Dann mit einem Sägemesser schräg in etwa 1 cm dicke Stücke schneiden. Kekse mit einer Schnittfläche auf das Backblech legen und noch einmal bei 175°C zirka 8 bis 10 Minuten goldbraun backen.
Die Kekse auskühlen lassen und in einer geschlossenen Blechdose aufbewahren.
Das zweite Gebäck, dass ich heute vorstelle, sind die Quaresimali Toscani (Fastengebäck nach toskanischer Art)
Quaresimali: Nahezu jede Stadt Italiens hat ja Fastengebäck mit dem Namen Quaresimali. Aber keines ähnelt dem aus der Toskana, dass in der Form von Buchstaben ist. Diese Buchstabenkekse findet man traditionell zwischen Karnevalsdienstag und Gründonnerstag in toskanischen Bäckereien. Wie auch das römische Fastengebäck, werden diese Kekse aus einfachen Zutaten gemacht, die aber auch hochwertig sein sollten, dann gelingt es besonders gut. Das Gebäck zeichnet sich durch die Aromen von Haselnüssen, Kakao und Zimt aus. Sie haben eine glänzende Oberfläche, einen rauen Boden und vor allem eine außergewöhnliche Form: die Buchstaben des Alphabets. Auch dieses Gebäck wird ohne die Zugabe von Fett hergestellt und früher verdankten die Kekse ihre dunkle Farbe (die wohl als Symbol der Trauer um Christus gewählt wurde) reichlich karamellisiertem Zucker, heute nimmt man für die Farbe und natürlich den guten Geschmack viel Kakaopulver.
Die Nonnen, die nicht fasten wollten: Nach dem italienischen Sprichwort Fatta la legge, trovato l’inganno – was so viel bedeutet wie „Sobald ein Gesetz verabschiedet ist, ist auch eine Möglichkeit es zu umgehen gefunden“ - erzählt man, dass die Quaresimali Toscani im 19. Jahrhundert in einem Kloster zwischen Florenz und Prato erfunden wurden. Die Nonnen wollten einen Weg finden, viele kleine peccati di gola (Gaumensünden) in der Fastenzeit zu ermöglichen. Dank ihrer Buchstaben-Form, die die Verse des Evangeliums reproduzieren lässt, gelang es den Nonnen mit diesem kleinen Trick das Wort Gottes zu ehren und sich gleichzeitig die Fastenzeit zu versüßen. So konnte man auf angenehme Weise das Gebet vollziehen.
Kinder: Und heute gefällt besonders Kindern dieses traditionelle Buchstabengebäck außerordentlich gut. Um die Kekse in regelmäßige Formen auszustechen, kann man entweder Schablonen verwenden, wie die toskanischen Bäcker, oder man gibt den Teig in einen Spritzbeutel, dann sind die selbstgemachten Kekse vielleicht nicht so gleichmäßig wie die gekauften, der Geschmack der Kekse ist vertraut und das Herstellen bereit besonders Kindern viel Freude. Auch dieses traditionelle Rezept wurde mit der Zeit abgewandelt, und so findet man heute verschiedene Variationen das Originalrezepts, z. Bsp. die Haselnüsse werden durch Mandeln ersetzt oder der Zimt durch geriebene Orangenschale.
Quaresimali Toscani – Fastengebäck nach toskanischer Art/Buchstabenkekse
Zutaten
4 Eiweiß (L), Bio-oder Freiland
1 Prise feines Meersalz
200g Puderzucker
50g Haselnussmuss (erhältlich im Bio-Laden)
200g Weizenmehl (Type 405)
50g Backkakao
8g Bourbon Vanillezucker
2 TL Weinstein-Backpulver
¼ TL Ceylon Zimt
Zubereitung
Zwei Backbleche mit Backpapier auslegen.
Das Eiweiß mit Hilfe einer Prise Salz steif schlagen, nach und nach unter ständigem Rühren den Puderzucker einrieseln lassen.
Mit einem Teigheber das Haselnussmuss unterheben.
Mehl mit Kakao, Vanillezucker, Backpulver und Zimt mischen, in die Rührschlüssel sieben und dabei vorsichtig unter die Eischneemasse heben.
Die Masse in einen großen Spritzsack einfüllen und Buchstaben auf die mit Backpapier ausgelegten Backbleche spritzen ODER als Teig ausrollen und Buchstaben ausstechen (diese vor dem Backen trocknen lassen).
Den Backofen auf 150° C vorheizen und die Quaresimali Toascani im vorgeheizten Backofen 10 bis 12 Minuten (je nach Größe) trocknen lassen.
Das Gebäck bleibt in Dosen verpackt bei Zimmertemperatur mehrere Tage haltbar.