Franziskaner und Corona
Montag, 15.03.2021
Vor einem Monat haben sie das 600-jährige Bestehen des Heiligland-Netzwerks der Franziskaner gefeiert. Sie kamen vor genau 800 Jahren im Rheinland an. Runde Daten, auf die man auch in der Missionszentrale in Bonn zurückschaut – und nach vorne blickt.
INFO: Die franziskanischen Orden in Deutschland begehen in diesem Jahr gleich zwei besondere Jubiläen: Vor 800 Jahren, 1221, kamen auf persönlichen Wunsch des Ordensgründers Franziskus von Assisi die ersten Minderbrüder ins Deutsche Reich. Ein weiterer Jahrestag jährt sich zum 600. Mal: Am 14. Februar 1421 erteilte Papst Martin V. den sogenannten Kommissariaten die offizielle Erlaubnis, Almosen und Spenden für die Arbeit der Franziskaner im Orient anzunehmen. Heute unterstützen Büros in rund 50 Ländern die Franziskaner-Kustodie in Jerusalem. Zu den wichtigsten Spendenquellen der Kustodie gehört die traditionelle Heiliglandkollekte in der Karwoche. Die Franziskaner sind seit 1217 im Heiligen Land präsent. Noch zu Lebzeiten des Heiligen Franziskus wurden die ersten Brüder ausgesandt, um von Akko aus eine Ordensprovinz mit mehreren Niederlassungen aufzubauen. 1342 ernannte Papst Clemens VI. durch eine Bulle die Franziskaner zu den rechtmäßigen Hütern (Kustoden) der katholischen heiligen Stätten im Heiligen Land.
Franziskus von Assisi: Der Gründer des christlichen Franziskanerordens (Ordo Fratro Minorum, OFM) hieß ursprünglich Giovanni Bernardone (* um 1181/1182 in Assisi, Italien, † 3. Oktober 1226 in Portiuncula bei Assisi) und war Sohn eines reichen Tuchhändlers. 1202 wurde er im Krieg der Stadt Assisi gegen Perugia gefangen genommen. Nach schwerer Krankheit und langer Genesung während der Gefangenschaft bekehrte er sich bei der Pflege von Aussätzigen. Immer wieder zog er sich in die Einsamkeit zurück, um den Willen Gottes zu erspüren und fand dessen vielfältige Weisen der Liebe in der Schönheit der Schöpfung. Er beschloss, das Evangelium buchstäblich zu verwirklichen und ein Leben in völliger Armut zu führen. Er wählte das Leben als Einsiedler, dem sich im Laufe der Zeit immer mehr junge Männer anschlossen. 1210 bat Franziskus mit seinen Gefährten in Rom beim Papst um die Bestätigung der Regel ihrer Armutsbewegung zu erbitten. In der Zeit der Kreuzzüge reiste Franziskus 1219 als Missionar bis Palästina und schloss sich dort dem Kreuzfahrerheer an, das auf dem Weg nach Ägypten war. In der Nähe von Damiette an der Nil-Mündung predigte er im Lager des muslimischen Heeres vor dem Sultan Al-Kamil, um Frieden zu erreichen. Der Sultan schenkte Franziskus zwar ein Signalhorn und war sehr beeindruckt von der Begegnung mit dem Bettelmönch, doch Franziskus konnte die bevorstehende Schlacht nicht verhindern und der Kreuzzug insgesamt wurde fortgeführt.
Franziskus starb am Abend zum 4. Oktober 1226 und wurde bereits 1228 von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Seit 1230 liegen seine Gebeine in einem Sarkophag in der Unterkirche von San Francesco in Assisi. Franz von Assisi wurde von der katholischen Kirche zum Patron der Umweltschützer und Ökologen erhoben. In dieser Tradition steht die 1995 gegründete Franz von Assisi-Akademie zum Schutz der Erde (http://www.faape.org/). Weltweit gibt es heute rund 15.000 Minderbrüder in 103 Provinzen und sind bis heute in der Kirche die größte Ordensfamilie. Weltweit leben schätzungsweise eine Million Schwestern und Brüder nach der franziskanischen Spiritualität. Mehr: http://www.franziskaner.de/
Orden der Franziskaner: Die von Franziskus ins Leben gerufene Bruderschaft wurde mit der Anerkennung durch Papst Innozenz III.(1209/10) und der Bestätigung der endgültigen Regel (1223) zum Orden der Minderen Brüder (Ordo Fratrum Minorum, OFM). Die ersten Mitglieder kamen bereits 1217 - noch zu Lebzeiten des Heiligen Franziskus - über die Alpen, wurden aber zurückgewiesen, weil man sie mit ihren mangelnden Sprachkenntnissen für Ketzer hielt. Der zweite Versuch war erfolgreicher: 1221 erreichten die ersten 25 Brüder die zukünftige Provinz Theutonia. Leiter der internationalen Expedition aus 12 Klerikern und 15 Laien war Cäsarius von Speyer, mit deutscher Sprache und Mentalität vertraut, ein enger Gefährte von Franziskus. Sie wurden nach einer dreimonatigen Vorbereitungszeit an Pfingsten 1221 an der Portiuncula-Kapelle in Assisi ausgesandt und erreichten am 16. Oktober 1221 Augsburg. Von hier aus gründeten die Brüder mit der Erlaubnis zur Predigt erste Niederlassungen vor allem in den großen städtischen Zentren und entfalteten dabei eine große Expansionskraft. Sie gingen nach Würzburg, Regensburg, Salzburg, Mainz, Worms, Speyer und Straßburg und am 30. November 1221 brachen Brüder von Würzburg nach Köln auf, das schnell zum Zentrum der ursprünglich einzigen deutschen Provinz wurde. Hildesheim, Braunschweig, Halberstadt, Goslar und Magdeburg wurden 1223 erreicht, 1224 Erfurt und Bremen, 1225 Lübeck, 1230 Hamburg und kurz danach Riga. Schon 1230 teilte man die Provinz Theutonia in die Rheinische und Sächsische Provinz, 1239 wurde die Rheinische in die Provincia Argentina (Oberdeutsche Provinz mit Sitz in Straßburg) und die Provincia Colonia (Niederdeutsche Provinz mit Sitz in Köln) aufgeteilt. Sie wiederum bestand ab dem Generalkapitel von 1260 aus den sieben Kustodien Köln, Trier, Hessen, Westfalen, Holland, Deventer und Brabant. Mit 80 Klöstern war sie bereits 1282 nach der Aquitanischen die zweitgrößte Provinz des ganzen Ordens, zum Ende des 13. Jahrhunderts sind im deutschsprachigen Raum rund 200 Konvente dokumentiert. Mehr: http://www.franziskaner.de/
Missionszentrale der Franziskaner: Die Missionszentrale der Franziskaner in Bonn-Bad Godesberg feierte vor zwei Jahren ihr 50-jähriges Bestehen. Seit der Gründung hat das internationale Hilfswerk, das die Hilfsprojekte der rund 500 franziskanischen Gemeinschaften von Schwestern und Brüdern in aller Welt koordiniert, damals über 17.000 soziale und pastorale Projekte finanziert. Zentrale Schwerpunkte der Projektarbeit sind der Einsatz für Menschenrechte – insbesondere von Frauen und Kindern –, für Bildung, Gesundheit und Umweltschutz. Kontakt: Missionszentrale der Franziskaner e. V., Albertus-Magnus-Str. 39, D-53177 Bonn, Tel. +49-228-95354-17, Fax +49-228-95354-40, E-Mail: presse@mzf.org. Unser Gesprächspartner: P. Prof. Johannes B. Freyer OFM, Referent für franziskanische Grundsatzfragen, Tel. 0228 / 95 35 40, E-Mail: bildung@mzf.org, Internet: https://mzf.org