Fromme Herbstrezepte

von Johanna Risse

Freitag, 30.10.2020

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„Irish Barmbrack“, Foto: Thekitchenlioness.com

Sollen doch die einen heute Halloween feiern – wir schmeißen den Ofen an. Heute gibt es „Irish Barmbrack“, einen Früchtekuchen mit eingebackenem Geldstück ...

INFO: Der Reformationstag morgen ist zugleich der Vorabend von „Allerheiligen“, der „All Hallows Eve“, der in den Vereinigten Staaten und vielen Ländern als „Halloween“ gefeiert wird. Er ist Auftakt für zwei weitere Festtage:

„Allerheiligen“ am 1. November ist in NRW gesetzlicher Feiertag, auch in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Der Tag gilt als „stiller Feiertag“ mit strengen Bestimmungen zum Feiertagsschutz. Die Ursprünge des Allerheiligenfestes finden sich in der jungen Kirche, wo man bereits im 4. Jahrhundert innerhalb des Osterfestkreises ein Gedächtnis aller Märtyrer, der Blutzeugen für den Glauben, beging. Papst Bonifatius IV. legte im Jahr 610 das Fest anlässlich der Weihe des römischen Pantheon zur „Kirche der heiligen Jungfrau Maria und aller heiligen Märtyrer“ auf den 13. Mai. Gregor III. dehnte es auf die Feier aller Heiligen aus, und Gregor IV. ordnete es schließlich als „Fest aller Heiligen“ im Jahr 835 für die Gesamtkirche an. Seither wird es am 1. November begangen, erinnert aber nicht nur an die offiziell Heiliggesprochenen, sondern an alle, die als Christen gelebt haben – ob man sie kennt oder nicht. Viele nutzen traditionell den Nachmittag und Vorabend von Allerseelen am 2. November zum Gang auf den Friedhof. Bei Prozessionen werden die kerzengeschmückten Gräber mit Weihwasser besprengt - Zeichen für das Leben und den Glauben an die Auferstehung.

Der Allerseelentag etablierte sich 998 vom französischen Benediktinerkloster Cluny aus, als Abt Odilo das festliche Gedächtnis aller Verstorbenen für den 2. November für alle ihm unterstellten Klöster anordnete. 1006 wurde dieser Gedenktag durch Papst Johannes XVIII. für die ganze Kirche verbindlich erklärt.

Halloween: Das Fest der leuchtenden Kürbisköpfe, Gruselpartys und Geisterumzüge wird in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert und ist in den USA so beliebt wie etwa der Karneval im Rheinland. Die Ursprünge des Festes liegen aber in Europa – jedoch anders als oft behauptet, nicht in keltischen Wurzeln und heidnischen Totenkulten, sondern in irischen und schottischen Bräuchen des 18. Jahrhunderts. Dort lud man am Vorabend von Allerheiligen („All Hallows' Eve“) zu Festessen ein und Kinder zogen von Haus zu Haus, um Spenden zu erbitten. Eine besondere Rolle spielten gruselige Erzählungen wie die von Jack O´Lantern, der mit einem in einer Rübe gesteckten Licht als ruheloser Geist durch die Welt wandern muss. Ausgewandete Iren, die Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Heimat wegen Hungersnöten verließen, machten das Fest in den USA populär. Dort entstand der Brauch, statt Rüben Kürbisse auszuhöhlen, ihnen eine gruselige Fratze zu verpassen, sie mit einer Kerze zu beleuchten und aufzustellen oder in Geisterzügen durch die Straßen zu gehen. Die Kirchen verweisen in diesen Tagen auf die christlichen Feste wie den Reformationstag (31. Oktober), Allerheiligen (1. November) oder Sankt Martin (11. November).

Das Rezept zum Tag: Unsere „Küchenlöwin“ Andrea Mohr aus Bonn kennt viele fromme Rezepte und weil alles, was sie in Küche und Ofen zaubert, so lecker ist, veröffentlichen wir immer wieder gerne Rezepte von ihr, die gut ins Kirchenjahr passen. Kontakt: N. Andrea Mohr, E-Mail: nclndrmhr@gmail.com, Internet: http://kitchenlioness.blogspot.de. Hier ihr Text und Rezept zum heutigen Tag:

„Ich stelle heute einen Barmbrack vor. Der Barmbrack ist ein leicht süßer Teekuchen mit Rosinen, Korinthen und Sultaninen, der in Irland traditionell zu Halloween gebacken wird. Man schneidet den Teekuchen in Scheiben und serviert ihn entweder frisch oder leicht getoastet und großzügig mit Salzbutter (oder Butter ohne Salz) und einer herben Marmelade (wie zum Beispiel englische Orangenmarmelade) bestrichen, und viel gutem Tee. Aber nicht nur an Halloween schmeckt der Teekuchen, sondern durchaus auch während der gesamten dunklen Jahreszeit, da die warmen Gewürze die für den Teig verwendet werden an den Herbst und die Winterzeit erinnern.
Den Barmbrack gibt es in zwei Varianten. Einmal mit Hefe (die ältere Version) und dann mit Backpulver (wie mein heutiges Rezept). Früher wurde das Gebäck rund geformt und auf einem Backblech gebacken, heute wird der Teekuchen meist in einer Kastenform gebacken.
Früher hatte das Brot noch eine weitere Besonderheit an sich – ganz besondere Zugaben. Zusätzlich zu den Backzutaten wurden noch verschiedene, ungewöhnliche kleine Gegenstände eingebacken. Da Halloween immer schon immer mit Wahrsagen und Zukunftsvorhersagen verbunden war, wurden im Barmbrack Kleinigkeiten eingebacken, die die Zukunft voraussagen sollten. Es heißt: Findet man in seinem Stück Rosinenbrot einen Ring, wird in naher Zukunft geheiratet. Stößt man auf das Stück eines Zweiges, bedeutet das Streit. Eine Münze verheißt ein erfolgreiches Jahr, ein kleines Stückchen Stoff hingegen bedeutet Unglück und Armut, ein Stab bedeutet eine anstehende Reise. Ein Knopf: für immer Junggeselle und einen Fingerhut oder eine Erbse: für immer Junggesellin.
Traditionell wird der irische Barmbrack ja an Halloween serviert. Das Wort ‚barm‘ kommt von dem alten englischen Wort ‚beorma‘, was soviel wie ‚hefehaltiger fermentierter Likör bedeutet‘ – eine Anspielung darauf, dass in Irland traditionell ‚barm‘, also die Hefe, die bei der Fermentierung von Bier, Wein oder Likör übrig blieb, genutzt wurde, um Barmbracks zu backen. Das Wort ‚brack‘ kommt von dem Irischen Wort ‚brac‘, was soviel wie ‚gefleckt‘ bedeutet – eine Anspielung darauf, dass der Kuchen mit einer großen Menge Trockenfrüchten und manchmal auch jeder Menge Zitronat und Orangeat gebacken wird – ich habe auch schon Rezepte gesehen, in denen heutzutage ein Teil der Trockenfrüchte durch Mandeln oder Glacékirschen ersetzt wird.
Die Barmbracks, welche mit Hefe gebacken werden, nennt man ‚barmbracks‘ und wenn sie mit Backpulver und Trockenfrüchten, die über Nacht in Tee eingelegt werden, gebacken werden (wie in meinem heutigen Rezept), bezeichnet man sie auch gerne mal als ‚teabracks‘.
Wenn ein Barmbrack gebacken wird, sollte jedes Familienmitglied eine Scheibe des Teekuchen serviert bekommen, am besten mit einer Tasse Tee und guter Butter – vielleicht kann man ja doch die ein oder andere ungewöhnliche Zutat vor dem Backen in den Teig geben (zum Beispiel eine Münze), denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ist immer wieder ein großer Spaß ist, wenn ein Familienmitglied das Stück mit der eingebackenen Kleinigkeit bekommt.
Zum Geschmack: der Teig ist etwas süßer als Sandwichbrot, aber nicht so reichhaltig wie Kuchen. Der hohe Anteil an Sultaninen, Rosinen und Korinthen machen den Teekuchen aber auch fruchtig und die Gewürzmischung ‚Mixed Spice‘, die Koriander, Zimt, Piment, Muskatnuss, Ingwer und Nelken enthält, sorgt für einen warmen, würzigen Geschmack – man kann auch gerne die traditionelle Gewürzmischung durch die gleiche Menge Lebkuchengewürz ersetzen.

Irischer Teekuchen zu Halloween (Irish Barmbrack)

Zutaten (für eine mittelgroße Kastenform): 125g Sultaninen, 125g Rosinen, 125g Korinthen (man kann auch einen Teil mit anderen Trockenfrüchten ersetzen, getrocknete Kirschen, Cranberries oder Blaubeeren oder man fügt dem Teig etwas Orangeat und/oder Zitronat hinzu), 250ml starker schwarzer Tee (man kann auch für ein besonderes Aroma 50ml Whiskey dazu geben), 225g Weizenmehl (Type 450), eine Prise feines Salz, 2 TL Backpulver (Weisteinbackpulver), 125g feiner Rohrzucker, 8g Vanillezucker, 1 TL Mixed Spice (eine Gewürzmischung, die häufig in britischem Gebäck oder Kuchen verwendet wird und die Koriander, Zimt, Piment, Muskatnuss, Ingwer und Nelken enthält), alternativ Lebkuchengewürz

Zubereitung: Die Trockenfrüchte im warmen schwarzen Tee über Nacht einweichen, am nächsten Tag gut abtropfen lassen, dabei den Tee auffangen. Eine mittelgroße Kastenform mit Backpapier auslegen (11cm x 21.5cm). Den Backofen auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. Das Mehl mit dem Salz, Backpulver, Rohrzucker, Vanillezucker und Mixed Spice oder Lebkuchengewürz vermischen. Dann das Ei zugeben und so viel von dem Tee zu dem Teig geben bis man einen zähflüssigen Teig erhält. Dann die abgetropften Trockenfrüchte unterheben und den Teig in die Form streichen. Im vorgeheizten Backofen 1 Stunde bis 1 Stunde 10 Minuten backen – nach 30 Minuten Backzeit abdecken, damit die Oberfläche nicht zu dunkel wird. Nach dem Backen den Teekuchen zirka 15 Minuten in der Form ruhen lassen und anschließend auf ein Kuchengitter stürzen und ganz auskühlen lassen bevor man ihn anschneidet.
Für zusätzlichen Glanz, sollte man den noch warmen Kuchen mit einer Zuckerglasur bestreichen: dafür 1 El Zucker mit 50ml Wasser aufkochen und damit den Kuchen einpinseln. Dann den Kuchen erkalten lassen und in Scheiben schneiden.“

Freitag, 30.10.2020