Gau in Oberammergau

von Christof M. Beckmann

Samstag, 16.05.2020

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Gipfelkreuz und Wappen der Gemeinde Oberammergau

Die Corona-Krise: Selbst die Passionsspiele in Oberammergau hat es erwischt – ausgerechnet: Gelobt wurden sie 1633, als dort viele während der Pest starben. Ab heute wollten sich 2.300 Oberammergauer am Spiel vom Leiden und Sterben Jesu beteiligen...

INFO: Sie gelten als eines der wichtigsten religiösen und kulturellen Ereignisse in Deutschland: Für die 42. Oberammergauer Passionsspiele 2020 wäre heute am 16. Mai die Premiere gewesen, 103 Vorstellungen waren vom 16. Mai bis 4. Oktober geplant. Rund 2.300 einheimische Laiendarsteller, Sänger und Musiker standen bereit, um auf die Bühne zu gehen - fast die Hälfte der Dorfbewohner. Das Passionstheater, noch vor kurzem renoviert, fasst 4.500 Sitzplätze und ist die größte Freiluftbühne mit überdachtem Zuschauerraum weltweit. Wegen Corona wurde die Passion nun dieses Jahr abgesagt: Sie ist um zwei Jahre verschoben und am 14.5.2022 soll die Premiere sein. Bis dahin sollen die rund 500.000 Tickets wieder zurück- oder umgebucht sein. Christian Stückl (58), Regisseur der Passionsspiele, will sich den Text des Stücks vor den Aufführungen in zwei Jahren noch einmal vornehmen und auch auf die besondere Situation in diesem Jahr eingehen.

Die Spiele gehen auf ein Gelübde aus dem Jahr 1633 im Dreißigjährigen Krieg zurück. Damals starben 84 Menschen während des Dreißigjährigen Krieges an der Pest. Die Einwohner baten Gott, der Krankheit ein Ende zu bereiten und gelobten, alle zehn Jahre die Passion Jesu aufzuführen. Der Überlieferung nach starb danach niemand mehr an der Pest. Zu Pfingsten 1634 fand das erste Passionsspiel statt – dabei gingen die Texte auf die regional weit verbreiteten Passionsspiele aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Das in elf Szenen unterteilte Passionsspiel beginnt mit dem Einzug in Jerusalem und erzählt die Passionsgeschichte über das Abendmahl hin bis zur Kreuzigung und endet mit der Auferstehung. Am Nachmittag beginnen die Szenen 1 bis 5, der zweite Teil folgt nach einer dreistündigen Pause am Abend mit den Szenen 6 bis 11. Bisher ist es nur zweimal ausgefallen: 1770 ließ Kurfürst Maximilian III. alle Passionsspiele in Bayern verbieten, weil „das größte Geheimnis unserer heiligen Religion nun einmal nicht auf die Schaubühne“ gehöre. Zum Passionsspiel 1920 beschloss der Gemeinderat, die Vorbereitungen für die Passion angesichts der hohen Zahl an Gefallenen des 1. Weltkrieges nicht voranzutreiben, jedoch konnten die Passionsspiele 1922 nachgeholt werden. 1940 verhinderte der Zweite Weltkrieg, dass die Oberammergauer ihrem Gelübde nachkamen.

Für die Rückerstattung der bereits erworbenen Karten und Arrangements werden zwei Möglichkeiten angeboten: Reservierungen für die diesjährigen Vorstellungen in eine Reservierung für 2022 umgewandelt werden. Bei einer Stornierung der Karten und Arrangements erhält man eine Rückerstattung des Ticket- bzw. Arrangementpreises (Formular als PDF-Download). Zum jetzigen Zeitpunkt können noch keine Karten für 2022 gekauft werden, da erst die Rückabwicklung der Buchungen für 2020 erfolgen muss. Der Buchungsservice ist bedingt durch die aktuelle Ausnahmesituation derzeit telefonisch nicht erreichbar, die Bearbeitung kann aufgrund der hohen Nachfrage bis zu 90 Tage in Anspruch nehmen. Kontakt: Eigenbetrieb Oberammergau Kultur, Ludwig-Thoma-Straße 10, 82487 Oberammergau, Tel. +49 8822 / 949 88 0, Fax +49 8822 / 949 88 56, info@passionsspiele-oberammergau.de, Internet: https://www.passionsspiele-oberammergau.de

Samstag, 16.05.2020