Gefühle eines namenlosen Zeichners
Freitag, 25.09.2015
In diesem Jahr bekommt Nina Jäckle für ihr Buch "Der lange Atem" den Evangelischen Buchpreis. Sie hat die Jury überzeugt, weil es ihr ganz behutsam gelingt, sich der Frage zu nähern: Wie können Menschen nach einer Katastrophe mit den Folgen weiterleben?
Aus der Begründung der Jury:
"Nina Jäckle führt uns Lesende in das Japan des Jahres 2011 an die Küstenregion in der Nähe Fukushimas. Der namenlose Ich-Erzähler ist Phantombildzeichner. Er hat ein halbes Jahr nach der Fukushima-Tsunami-Katastrophe den Auftrag, anhand von Fotos entstellter Tsunami-Opfer Zeichnungen anzufertigen, die es den Hinterbliebenen ermöglichen, ihre Verstorbenen zu identifizieren. Er selbst und seine Frau wohnten und wohnen in der Küstenregion, waren jedoch zum Zeitpunkt des Tsunami nicht in ihrem Ort. Einzig ein Kind, die Nachbarstochter Aoko, trägt einen Namen; auch sie ist verschollen.
Die Arbeit des Zeichners wirkt dabei wie eine Metapher. Die anonymen Opfer bekommen wieder Namen. Fast ist es so, als erwachten sie in den Bildern des Zeichners zu neuem Leben in Würde und Unversehrtheit."
Hier erfahren Sie mehr über das Buch, die Autorin und den Buchpreis.