Gemeinsam gegen Einsam
Mittwoch, 16.02.2022
Viele sind einsam, treffen niemanden. Das muss nicht sein: Der Caritasverband Moers-Xanten, das katholische Bildungsforum im Kreisdekanat Wesel und verschiedene Pfarreien haben sich zum Netzwerk „GEMEINSAM GEGEN EINSAM“ zusammengeschlossen.
INFO: Die Zahl der einsamen Über-80-Jährigen hat sich laut einer Umfrage während der Corona-Pandemie verdoppelt. Nach einer am 28.1.22 vom Bundesfamilienministerium in Berlin veröffentlichten Studie nimmt die Einsamkeit demnach in der späten Lebensphase zu: 22 Prozent der Personen im Alter von 90 Jahren oder älter, aber nur 8,7 Prozent der Personen im Alter von 80 bei 84 Jahren, beschreiben sich als einsam. Zu der vom Ministerium beauftragten Umfrage wurden demnach 10.000 Personen über 80 Jahren zwischen November 2020 und April 2021 befragt. Sie wurde vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) sowie dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) durchgeführt. Laut Umfrage sind Frauen mehr als doppelt so häufig von Einsamkeit im Alter betroffen wie Männer. Für die höhere Rate von Einsamkeit sei vor allem der geringere Anteil von Partnerschaften bei hochaltrigen Frauen verantwortlich. Partnerlosigkeit stelle auch besonders bei jüngeren Hochaltrigen einen Risikofaktor für Einsamkeit dar. Der Anteil einsamer älterer Menschen in Heimen beträgt laut Erhebung 35 Prozent, während er in Privathaushalten bei 9,5 Prozent liegt. Ältere Menschen mit gutem subjektiven Gesundheitsstatus sind demnach deutlich seltener einsam als ältere Menschen mit schlechter subjektiver Gesundheit. Ferner sei eine hohe Bildung ein Schutzfaktor vor Einsamkeit im sehr hohen Alter, von dem Frauen jedoch in geringerem Ausmaß profitierten.
Diese Entwicklung entspricht den europaweit erhobenen Daten ausd dem Herbst 2021. Hatten 2016 noch 12 Prozent angegeben, sich mehr als die Hälfte der Zeit einsam zu fühlen, so stieg dieser Anteil während der Pandemie auf 25 Prozent. Angesichts solcher Zahlen forderte der Sozialverband Deutschland (SoVD) einen nationalen Einsamkeitsgipfel. „Die Politik darf nicht weiter zuschauen, wie weite Teile der Bevölkerung durch Corona vereinsamen“, erklärte SoVD-Präsident Adolf Bauer am 10. Februar. Bundesseniorenministerin Anne Spiegel (Grüne) kündigte an, eine „Strategie gegen Einsamkeit“ zu erarbeiten. Am Donnerstag startete sie ein Kompetenznetz Einsamkeit, dass Hilfen für einsame Menschen bündeln und Initiativen vernetzen soll. Außerdem wolle die Regierungskoalition Verantwortungsgemeinschaften fördern, die auch Lebensmodelle im höheren Alter umfassen, so Spiegel.
Netzwerk „GEMEINSAM GEGEN EINSAM“: Auch die Anzahl pflegebedürftiger Menschen wird in den kommenden Jahren in Deutschland steigen - auf rund 4,5 Millionen. Die meisten von ihnen werden zuhause betreut werden, durch Familienangehörige, Verwandte oder ambulante Pflegedienste. Doch heute schon fehlen vielen Pflegebedürftigen Besuche, Menschen, die sich Zeit nehmen zum Reden oder Zuhören. Dafür haben sich nun der Caritasverband Moers-Xanten, das katholische Bildungsforum im Kreisdekanat Wesel und die Pfarreien der Dekanate Moers und Xanten zusammengeschlossen. Gemeinsam möchte man Frauen und Männer für die ehrenamtliche Seelsorgebegleitung gewinnen und ausbilden, die in den Pfarreien der beiden Dekanate tätig werden. „GEMEINSAM GEGEN EINSAM“, heißt nun das Seelsorgeprojekt der Katholischen Kirche am linken Niederrhein zum Aufbau eines Netzwerkes der ehrenamtlichen Seelsorgebegleitung für ältere, pflegebedürftige Personen, die alleine zu Hause leben. Künftig ehrenamtlich tätige der Seelsorgebegleiter erhalten dazu eine kostenlose Ausbildung in rechtlichen und medizinischen Grundlagen, Gesprächsführung und erfahren mehr über Hilfsmöglichkeiten für die pflegebedürftigen Menschen.
Die von Weihbischof Rolf Lohmann am 2.2. im Xantener Dom offiziell beauftragten 16 ersten Teilnehmende absolvierten drei Kurseinheiten in der Wasserburg Rindern und zwei Themenabende im Haus der Familie in Kamp-Lintfort. Sie stammen aus den Pfarreien St. Viktor (Xanten), St. Peter (Rheinberg), St. Maria Magdalena (Sonsbeck), St. Martinus (Moers), St. Josef (Moers) sowie St. Josef (Kamp-Lintfort) und sind ausdrücklich kein Ersatz für professionelle Pflege- oder Hauswirtschaftsdienste, sondern sollen explizit die Begegnung ermöglichen. Der Kontakt zu ihnen wird über die Sozialstationen des Caritasverbandes hergestellt, die mit den jeweiligen Pfarreien zusammenarbeiten, die Adressen sind unter www.caritas-moers-xanten.de zu finden.
Weitere Kurse: Vor Kursbeginn gibt es einen Informationsabend und Personen, die an der Qualifizierungsmaßnahme teil- nehmen, werden über die Pfarreien angemeldet. Nächste Termine der Qualifizierungsmaßnahmen: 02. + 03.07.21 - 12. + 13.11.21 Mit dem Abschluss erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat. Die Zertifikatsübergabe und feierliche Beauftragung mit Weihbischof Rolf Lohmann wird im Xantener Dom stattfinden. Ansprechpartner der Steuerungsgruppe: Pastoralreferent Thomas Riedel, Tel. 02842 / 911 713, E-Mail riedel@bistum-muenster.de.