Globaler Klimastreik: Fair in die Zukunft
Freitag, 15.09.2023
Papst Franziskus hat ein weiteres Umweltschreiben angekündigt, Fridays for Future ruft für heute zum globalen Klimastreik auf – unterstützt auch von der Katholischen Kirche, so der für Umwelt- und Klimafragen zuständige Weihbischof Lohmann aus Münster.
INFO: „Fridays for Future” ruft heute, am 15. September, zum globalen Klimastreik auf: „Ob in Frankreich, Italien oder Myanmar: Weltweit erleben Menschen, wie unsere Lebensgrundlagen zerstört werden – die Klimakrise ist real. Doch anstatt die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, gehen Politik und Wirtschaft in den Verdrängungsmodus und betreiben skrupelloses Greenwashing. Grüne Märchen und Klimareden anstatt echter Emissionsminderungen sind die beliebten Methoden.“ Mehr Infos zum Globalen Klimastreik
Termine: 15. bis 29. September 2023: bundesweit Faire Woche 2023; 15. September 2023: bundesweit Globaler Klimastreik; 16. September: Aktionstag, international, Tag für die Erhaltung der Ozonschicht (1995), 06. bis 08. Oktober 2023: München LCOY - Junge Klimakonferenz
Bischöfe unterstützen Globalen Klimastreik: Auch die katholischen Bischöfe in Deutschland unterstützen den Aufruf zum Globalen Klimastreik am 15. September. „Je mehr Menschen sich öffentlich und friedlich für den Schutz von Klima, Umwelt und Biodiversität aussprechen, desto eher können wir der Sorge um die Schöpfung gegenüber der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft Ausdruck verleihen“, erklärte der in der Deutschen Bischofskonferenz für Umwelt- und Klimafragen zuständige Weihbischof Rolf Lohmann: „In diesem Sommer hat in vielen Regionen die Wasserknappheit gezeigt, dass wir mit unserem Handeln wortwörtlich unsere Lebensgrundlagen weltweit versiegen lassen.“ Zugleich hätten sich Überschwemmungen und Starkregenereignisse gehäuft, was zu immer neuen Präventionsmaßnahmen führe, damit Menschen ihren Lebensraum etwa in den Alpen erhalten könnten, so Lohmann. Angesichts dieser und anderer Herausforderungen brauche es ein entschiedenes Gegensteuern der Staatengemeinschaft, „wobei starke Schultern mehr tragen können als schwache“, erklärte der Münsteraner Weihbischof. Das bedeute, dass die Staaten des Globalen Nordens mehr Verantwortung übernehmen müssten. Lohmann äußerte sich zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung, den die Kirche seit 2015 am 1. September begeht.
Was jeder Einzelne tun kann, steht unter anderem in den Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe für Umwelt und Ökologie der deutschen Bischofskonferenz (DBK), deren Leiter Weihbischof Lohmann ist. Informationen zu den Themen Bewahrung der Schöpfung, Klima und Umwelt sowie eine Sammlung der wichtigsten Äußerungen der Deutschen Bischofskonferenz unter www.dbk.de auf der Themenseite Klima und Umwelt.“
Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung am 1. September 2023
Weihbischof Lohmann Ohne eine intakte Schöpfung können wir kein „Leben in Fülle“ haben
Am 1. September begeht die Kirche jedes Jahr den Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung, an dem in christlichen Kirchen liturgisch die Schöpfungszeit (1. September bis 4. Oktober) beginnt. Dazu im Wortlaut die Stellungnahme von Weihbischof Rolf Lohmann (Münster), der in der Deutschen Bischofskonferenz für Umwelt- und Klimafragen zuständig und Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen ist:
„In der Schöpfungszeit erinnern wir uns in besonderer Weise an unsere christliche Verantwortung für die Welt, für das Klima, die Umwelt und die Biodiversität. Papst Franziskus stellt in seiner diesjährigen Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung die Gerechtigkeit und den Frieden in den Mittelpunkt, die „wie ein unerschöpflicher Strom reinen Wassers [strömen]“ sollen. Das erfordere von uns „eine rechte Beziehung zu Gott, zu den Mitmenschen und zur Natur“. Der Papst mahnt, dass unser Umgang mit den natürlichen Ressourcen, unsere Art des Wirtschaftens und unser Konsumstil Gottes Schöpfung zerstören. Dabei wiederholt er seine Klage aus der Enzyklika Laudato si’, dass Wasser „geplündert und ‚in Ware verwandelt und den Gesetzen des Marktes unterworfen‘ [wird]“ (LS 30). Um aber Gerechtigkeit und Frieden zu fördern, müssten wir drei Dinge ändern: erstens in einer inneren Umkehr unsere Beziehung zu Gott und zur Schöpfung, zweitens unseren Lebensstil und drittens die Politik.
Worauf der Papst verweist, sehen wir tagtäglich in Deutschland und noch extremer in anderen Teilen der Welt: Die Böden trocknen aus, die Wälder werden krank, das Wetter wird extrem und die Temperaturen steigen. All das bedingt sich wiederum gegenseitig und ist vor allem eine Folge unseres menschlichen Tuns. Die rücksichtslose Zerstörung der Natur bewirkt menschliches Leid und zieht vielerlei soziale Probleme nach sich. In diesem Sommer hat in vielen Regionen die Wasserknappheit gezeigt, dass wir mit unserem Handeln wortwörtlich unsere Lebensgrundlagen weltweit versiegen lassen. Zudem werden Überschwemmungen und Starkregenereignisse häufiger, was zu immer neuen Präventionsmaßnahmen führt, um Menschen ihren Lebensraum, z. B. in den Alpen, erhalten zu können. Das braucht ein entschiedenes Gegensteuern, vor allem der Staatengemeinschaft, wobei starke Schultern mehr tragen können als schwache. Das bedeutet, dass die Staaten des Globalen Nordens ihrer „ökologischen Schuld“ (LS 51) gemäß handeln müssen.
In Deutschland lautet das diesjährige Motto der Schöpfungszeit „Damit ihr das Leben in Fülle habt“ (Joh 10,10), mit dem sich Christinnen und Christen in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) gemeinsam engagieren. Fest steht, dass wir immer schnellere und heftigere Veränderungen der Natur erleben werden, wenn wir in unserem Verhältnis zur Schöpfung nicht schnellstmöglich einen radikal anderen Weg einschlagen. Im Christentum ist „das Leben in Fülle“ wesentlich mit einer inneren Umkehr verknüpft. In unserer Verantwortung vor Gott müssen wir das Wohl der ganzen Schöpfung anstreben und unseren Lebensstil ändern. Ohne eine intakte Schöpfung nützen uns weder wirtschaftlicher Profit noch technischer Fortschritt. Dann können wir kein „Leben in Fülle“ haben und Gerechtigkeit und Frieden versiegen wie das Wasser.
Es ist unsere Verantwortung als Kinder Gottes, die Erwärmung des Klimas und die Zerstörung der Natur zu stoppen. Dazu müssen wir uns als Einzelne und als ganze Menschheitsfamilie engagieren. Ich unterstütze daher ausdrücklich den Aufruf zum Globalen Klimastreik am 15. September 2023. Für die Bewahrung der Schöpfung bedarf es des Dialogs und des gemeinsamen Engagements. Je mehr Menschen sich öffentlich und friedlich für den Schutz von Klima, Umwelt und Biodiversität aussprechen, desto eher können wir der Sorge um die Schöpfung gegenüber der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft Ausdruck verleihen. Es ist gut, wenn wir innerhalb der Kirche und in der ganzen Gesellschaft daran erinnern und der Verantwortung aller Menschen Rechnung tragen.“ (PRESSEMITTEILUNGEN DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ, 31.08.2023, 131)
Aufruf von Papst Franziskus: In seiner Botschaft zum diesjährigen Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung rief Papst Franziskus eindringlich zu einem „Wandel der Herzen, Lebensstile und Politiken“ auf, um den Lebensraum der Menschheit zu erhalten, er klagte globale Ungerechtigkeiten an und spricht von einem „Krieg gegen die Schöpfung“. Es brauche „eine rechte Beziehung zu Gott, den Menschen und der Natur“, damit „Gerechtigkeit und Frieden wie ein unerschöpflicher Strom reinen Wassers fließen und die Menschheit und alle Geschöpfe ernähren“ könnten, betonte der Papst mit Bezug auf das von einem Wort des Propheten Amos geprägten Themas der diesjährigen Schöpfungszeit. Für die weltweit begangene ökumenische Aktionswoche für Umwelt- und Klimaschutz rief der Papst dazu auf, sich „an die Seite der Opfer von Umwelt- und Klima-Ungerechtigkeit zu stellen und diesen sinnlosen Krieg gegen die Schöpfung zu beenden“. Der Herzschlag der Menschheit, der Schöpfung und Gottes schlügen „nicht gemeinsam in Gerechtigkeit und Frieden“, so Franziskus, „zu viele werden daran gehindert, aus diesem mächtigen Fluss zu trinken“. Der Papst nennt Beispiele, in denen sich der „Krieg gegen die Schöpfung“ äußert – etwa im „rasenden Konsum“, der den Wasserkreislauf des Planeten stört, in der „ungezügelten“ Nutzung fossiler Brennstoffe und der Rodung der Wälder, die zu Temperaturanstiegen, Wasserknappheit und schweren Dürren führten sowie „räuberischen Industrien“, deren Methoden des Ressourcenabbaus und der Tierhaltung der Umwelt schaden. Papst Franziskus hatte 2015 für die katholische Kirche den 1. September als Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung eingeführt.
Papstbotschaft: Der offizielle Wortlaut der Papstbotschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung am 1. September in der offiziellen deutschen Übersetzung.
„Schöpfungszeit 2023“: Am 1. September fand in Bremen die bundesweite Auftaktveranstaltung zur diesjährigen Schöpfungszeit (1.9.-4.10.2023) statt. Organisiert und vorbereitet wurde der Ökumenische Tag der Schöpfung von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bremen (ACK in Bremen) und Deutschland (ACK in Deutschland) unter dem biblischen Motto: „Damit ihr das Leben in Fülle habt“ (Joh 10,10). Damit begann in Kirchen und Gemeinden die „Weltweite Schöpfungszeit“ vom 1. September bis zum 4. Oktober. Das seit 2013 arbeitende bundesweite christliche Netzwerk „Ökumenischer Prozess „Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“ - von 30 Kirchen, kirchlichen Werken, Diensten und Organisationen getragen - möchte die Idee der Schöpfungszeit weiter verbreiten und in immer mehr Gemeinden, Kirchen und Gruppen zu einer festen Größe im Kirchenjahr machen. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) stellt für den Ökumenischen Tag der Schöpfung viel Material zur Verfügung, so z. B. ein Gottesdienstheft, Anregungen für Kindergottesdienste, ein Schöpfungslexikon und Praxisbeispiele: www.schoepfungstag.info, Ökumenischer Tag der Schöpfung. Weitere Informationen unter www.oekumene-ack.de.
Neues Papstschreiben zur Umweltkrise: Papst Franziskus hat ein neues päpstliches Schreiben zur globalen Umweltkrise angekündigt. Er wolle am 4. Oktober ein „Ermahnungsschreiben“ veröffentlichen, das auf seine Umwelt-und Sozialenzyklika “Laudato Si“ aus dem Jahr 2015 Bezug nimmt. Unter diesem Titel hatte er als erster Papst den Kampf gegen die Erderwärmung und die Umweltkrise zum Gegenstand eines weltkirchlichen Lehrschreibens gemacht. „Am 4. Oktober, dem Gedenktag des heiligen Franz von Assisi, habe ich vor ein ,Mahnschreiben` zu veröffentlichen, ein zweites ,Laudato Si`. Vereinen wir uns mit unseren christlichen Brüdern und Schwestern im Einsatz für den Schutz der Schöpfung als Heiliges Geschenk des Schöpfers“, so der Papst wörtlich: „Schließen wir uns unseren christlichen Brüdern und Schwestern an, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen, die ein heiliges Geschenk des Schöpfers ist.“ Weiter rief er dazu auf, sich „an die Seite der Opfer der Umwelt- und Klima-Ungerechtigkeiten zu stellen“ und den „törichten Krieg gegen die gemeinsame Umwelt zu beenden, der ein schrecklicher Weltkrieg ist.“
Bereits am 21. August hatte Franziskus gesagt, dass er an einem weiteren Schreiben zu diesem Thema arbeite. Der Termin seiner Vorstellung wird einiges Gewicht haben: Am 4. Oktober 2023 ist der Eröffnungsgottesdienst für die Vollversammlung der Welt-Bischofssynode auf dem Petersplatz angesetzt. Alle neuen wie bisherigen Mitglieder des Kardinalskollegiums sind eingeladen, an dem Festgottesdienst unter Vorsitz des Papstes teilzunehmen.
Unser Gesprächspartner: Weihbischof Rolf Lohmann, geboren 1963 in Hamm, wuchs in Westtünnen auf, studierte Philosophie und Katholische Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach der Priesterweihe 1989 im St.-Paulus-Dom in Münster war er Kaplan in St. Laurentius Coesfeld, Vikar in St. Johannes Billerbeck und ab 1997 Pfarrer und Rektor der Wallfahrt in St. Ida Lippetal-Herzfeld, die zu den ältesten Wallfahrten im Bistum Münster zählt. 2003 übernahm er zudem die Pfarrei Ss. Cornelius und Cyprianus in Lippborg. 2007 wurde Lohmann zum nichtresidierenden Domkapitular des Münsteraner Domkapitels ernannt, 2011 zum Wallfahrtsrektor und Pfarrer an der Marienbasilika in Kevelaer und 2012 zum Dechanten des Dekanats Goch. Am 25. April 2017 ernannte ihn Papst Franziskus zum Titularbischof des untergegangenen Bistums Gor im heutigen Tunesien und zum Weihbischof in Münster. Die Bischofsweihe spendete ihm der Bischof Felix Genn von Münster am 8. Juli 2017 im St.-Paulus-Dom. Lohmann ist als Regionalbischof für die Region Niederrhein mit Sitz in Xanten zuständig. Sein Wahlspruch lautet: „Vos estis lux mundi“ („Ihr seid das Licht der Welt“, Mt 5,14 EU). In der Deutschen Bischofskonferenz gehört er der Pastoralkommission sowie der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen an und ist als „Umweltbischof“ bekannt.
Kontakt: Bischöfliches Büro, Kapitel 3, 46509 Xanten, Tel. 02801 / 986932-0, E-Mail: fischediek@bistum-muenster.de. Internet: www.bistum-muenster.de.