In den Wochen danach
Freitag, 13.02.2015
Manche Ereignisse hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Leider auch die von Paris. Die Terroranschläge vom 7. Januar haben das Lebensgefühl von Rabbi Apel und seiner Gemeinde verändert.
Doch Antisemitismus ist ihnen nicht neu. Rabbi Apel erzählt:
"Antisemitismus hängt an zwei Seiten. Es muss "Anti" sein und es muss aber auch eine jüdische Person betroffen sein. Viele unserer Mitglieder sind bereit zu sagen, dass sie Juden sind, aber nicht sofort, nicht beim ersten Schritt. Erst beim zweiten Schritt, erst nachdem sie sich wohlfühlen. Wenn sie wissen, ich bin hier gut abgesichert, es ist ein guter Arbeitsplatz. Meinem Arbeitgeber ist es nicht so wichtig, dass ich ein Jude bin. Dann sagt man auch, ich feiere jetzt Pessach oder Hanukkah oder ein anderes Fest. Deswegen gibt es selten öffentlichen Antisemitismus. Auch im Schulbereich ist leider immer noch die Situation, dass manche Eltern ihren Kindern davon abraten zu sagen, dass sie Juden sind.
Manchmal fehlt etwas, wären alle Juden so stolz und so klar mit ihrer Identität, dass sie einfach öffentlich ihren Davidstern zeigen, ohne sich Gedanken zu machen, dann könnte es vielleicht anders sein. Es gibt auch Kritik von meiner Seite an den Mitgliedern. Die Gemeinde ist in den letzten fünf Jahren nach außen gegangen, hat sich geöffnet. Das war vorher nie die Politik der Gemeinde. Bis heute gibt es noch Überlegungen, ob wir die Hanukkah-Kerzen draußen anzünden, ob wir auf dem Friedensplatz den Israeltag feiern sollen.
Wenn Sie die Gebäude der Gemeinde sehen, fällt auf, dass eine fremde Person nicht erkennen wird, dass es eine jüdische Gemeinde ist. Es gibt hier draußen keinen Davidstern oder ein jüdisches Symbol. Ich finde das schade. Aber wir haben trotzdem auch etwas geschafft in den letzten Jahren. Auch der Vorstand hat diesen Schritt getan. Sie haben erkannt, es kann gefährlich sein. Wir müssen leider auch die Polizei immer dazu holen, wenn wir an die Öffentlichkeit gehen. Aber das Selbstbewusstsein unserer Mitglieder hat sich mit den öffentlichen Veranstaltungen auch verstärkt. Gemeindeglieder kommen zu den Veranstaltungen und zeigen, dass sie sich bei der Veranstaltung wohlfühlen."