Karl Leisner: Priesterweihe im KZ

von Christof Beckmann

Mittwoch, 23.10.2024

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Briefmarke zum 100. Geburtstag von Karl Leisner 2015, Collage KIP

Der 9. November 1939 war ein Tag, der Karl Leisners Leben radikal veränderte. Es folgten fast sechs Jahre Haft in Gefängnissen und  Konzentrationslagern. Dort erfüllte sich sein größter Wunsch, so seine Nichte: Er wurde heimlich zum Priester geweiht.

INFO: Noch heute besuchen viele Menschen sein Grab in der Krypta des St.Viktor-Doms von Xanten und seinen Nachlass in der Ausstellung des benachbarten Stifts-Museums. Im Dezember jährt sich die Priesterweihe Karl Leisners zum 80. Mal, in der Wasserburg Rindern gibt es heute dazu einen Filmabend und eine Podiumsdiskussion: „Priester, Märtyrer, KZ-Häftling - Karl Leisner. 80 Jahre Priesterweihe von Karl Leisner“. In der Einladung heißt es: „Karl Leisner war ein Mensch wie viele andere. Er wollte leben, als junger Katholik mit anderen die Welt erleben. Aber das Drehbuch für das eigene Leben schrieben auch bei Leisner andere. 1939 wurde der am Niederrhein geborene Leisner verhaftet und ins KZ gebracht - wegen der Bemerkung, er sei enttäuscht darüber, dass Georg Elsers Attentat auf Adolf Hitler misslungen sei. Einzigartig macht sein Leben dabei seine heimliche Priesterweihe am 17. Dezember 1944 im Konzentrationslager Dachau. Dieses Leben und Wirken zeigt ein Film von Max Kronawitter.
In einem Kolkgespräch mit Filmvorführung wollen der IKLK und das Katholische Bildungszentrum Wasserburg Rindern, Max Kronawitter und die regionale Kirche mit Weihbischof Rolf Lohmann miteinander ins Gespräch bringen. Was macht das Leben von Karl Leisner so besonders? Welche Bedeutung hat er am Niederrhein und in Europa und wie lässt sich sein Glaubenszeugnis auch für zukünftige Generationen erhalten?“ Die zweistündige Veranstaltung in Kooperation mit dem Internationalen Karl-Leisner-Kreis beginnt am Mittwoch, 23.10.2024, um 19:00 Uhr, in der Wasserburg Rindern, Wasserburgallee 120, 47533 Kleve, die Leitung hat Johann Verhoeven.

Karl Leisner: Am 28. Februar 1915 in Rees am Niederrhein geboren und aufgewachsen in Kleve, trat Karl Leisner als Gymnasiast der katholischen Jugendbewegung bei. Der begeisterte Jugendleiter machte 1934 Abitur und studierte zunächst in Münster, um Priester zu werden. Als ihn der Bi-schof von Münster mit dem Amt des Diözesanjungscharführers betraute, geriet Leisner in das Visier der Gestapo. Seine Außensemester absolvierte er 1936/37 in Freiburg, anschließend den Pflichtarbeitsdienst. 1939 wurde er zum Diakon geweiht. Kurz vor seiner Priesterweihe zwang ihn eine schwere Lungentuberkulose zur Ausheilung in ein Sanatorium in St. Blasien/Schwarzwald.

Eine Äußerung zum Attentat von Georg Elser auf Adolf Hitler am 8. November 1939 führte dort am 9. November 1939 zur Verhaftung. Über Gefängnisse in Freiburg und Mannheim sowie das KZ Sachsenhausen kam er im Dezember 1940 ins KZ Dachau, wo er ab 1942 im Krankenrevier mit bis zu 150 Lungenkranken zusammengepfercht war. Im dortigen „Pfarrerblock“ waren mehr als 2.700 überwiegend katholische Geistliche aus vielen Nationen inhaftiert, von denen über 1000 starben.

Als im September 1944 der französische Bischof Gabriel Piguet von Clermont ins KZ Dachau ein-gewiesen wurde, gab es zahlreiche heimliche Vorbereitungen für Leisners bislang nicht mögliche Priesterweihe. Unter Gefahr für alle Beteiligten weihte Bischof Piguet am 17. Dezember 1944 den schwerkranken Diakon im Block 26 zum Priester, seine erste und einzige heilige Messe feierte der Neupriester am Stephanustag, 26. Dezember 1944. Am 4. Mai 1945 wurde er aus dem KZ befreit und verbrachte die letzten Wochen seines Lebens im Lungensanatorium Planegg bei München. Er starb am 12. August 1945, sein Grab befindet sich in der Krypta des Xantener Domes. Am 23. Juni 1996 sprach hat Papst Johannes Paul II. Karl Leisner im Berliner Olympiastadion seliggesprochen. Seit dem 13. Dezember 2014 erinnert in Kleve eine von Bert Gerresheim gestaltete zweieinhalb Meter hohe Bronzestatue auf dem Vorplatz der Stiftskirche an Leisner. Weitere Infos zu Karl Leisner: Portal Rheinische Geschichte

Unsere Gesprächspartnerin: Monika Kaiser-Haas, 1948 geboren, wuchs mit acht Geschwistern in Kleve auf. Das Leben der in Münster-Hiltrup wohnenden früheren Lehrerin an der Ludgerus-Grundschule ist sehr von der Erinnerung an ihren Onkel geprägt. Die vierfache Mutter und zehnfache Großmutter ist Vize-Präsidentin des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK); Johann Verhoeven, Bildungsreferent für die theologischen und ländlichen Themen im Katholischen Bildungszentrum Wasserburg Rindern, Wasserburgallee 120, 47533 Kleve, Telefon: 0 28 21/7 32 10 (erreichbar Mo-Fr von 09:00 bis 12:30 Uhr und von 13:30 bis 16:30 Uhr und teilweise auch darüber hinaus, je nach Belegung), E-Mail: info@wasserburg-rindern.de, Einrichtung im Verbund der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Münster.

Internationaler Karl-Leisner-Kreis e.V.: 2023 jährte sich die Gründung des „Freundeskreises Karl Leisner“ (06.11.1973) vor 50 Jahren. 1975 wurde er zum Internationalen Karl-Leisner-Kreis e.V. (IKLK). Er will mit nationalen Vertretungen in Frankreich und den Niederlanden die Erinnerung und das Gedenken an den Seligen Karl Leisner pflegen, sein Leben als Glaubenszeuge bekannt machen, Stätten der Erinnerung an ihn einrichten und auf christlicher Grundlage – im Sinne von Karl Leisner – dem Dialog zur Völkerverständigung und dem Willen zum Frieden in Europa dienen. Geschäftsstelle Haus Thomas, Kapitel 10, 46509 Xanten, Tel. +49 02821 / 92595, Fax 02821 / 980331, Mobil +49 (0) 172 / 345385, E-Mail: info@karl-leisner.de, Anschrift: Internationaler Karl-Leisner-Kreis e.V., c/o Propsteigemeinde Sankt Viktor Xanten, Kapitel 8, 46509 Xanten, http://www.karl-leisner.de/, (derzeit in Überarbeitung)

BUCHHINWEIS: Hans-Karl Seeger und Gabriele Latzel (Hg.): Karl Leisner – Tagebücher und Briefe, Eine Lebens-Chronik, im Auftrag des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK) unter besonderer Mitarbeit von Christa Bockholt, Hans Harro Bühler und Hermann Gebert, 5 Bde., 4.368 Seiten, Kevelaer 2014, ISBN 978-3-7666-1881-8, 139,00 €. Vorbestellung: www.chrisbuch.de.

Stifts-Museum Xanten: Das Museum zeigt Zeugnisse der Geschichte von Dom, Viktorstift sowie der Geschichte der gesamten Region. International bedeutsame Reliquiengefäße, Altargeräte, Skulpturen, Gemälde und über 450 kunstvollen Textilien gehören zu den kostbaren Xantener Kirchenschätzen, die bis ins 5. Jahrhundert zurückgehen. Das Museum bewahrt auch den Nachlass Karl Leisners, die Tagebücher, seinen Kelch und das priesterliche Gewand, das er beim Weihe-Gottesdienst im KZ trug, dazu viele persönlichen Dinge, die von Leisners Familie dem Stiftsmuseum überlassen wurden. Historische Fotos und große Schautafeln berichten aus Leisners Leben und über den zeitlichen Kontext. Das StiftsMuseum Xanten (Kapitel 21) hat dienstags bis samstags von 10 Uhr bis 17 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt 4 Euro für Erwachsene, Eintritt frei für unter 18-jährige Besucher. Mehr: https://www.stiftsmuseum-xanten.de/

Xanten und sein Dom: Xanten ist Standort eines um 13/12 vor Christus errichteten Militärlagers „Vetera“, das nach 69/70 n. Chr. zum größten Legionslager nördlich der Alpen ausgebaut wurde und um 98 den Status einer Colonia erhielt. Nach der Blütezeit im 2. Jahrhundert und Aufgabe der „Colonia Ulpia Traiana“ entwickelte sich über frühchristlichen Märtyrergräbern eine Siedlung mit einer geweihten Kapelle. Sie erhielt den Namen „Ad Sanctos“, das zu „Xanten“ wurde. Patron von Stadt und Dom ist der Hl. Viktor, der als christlicher Legionär mit 330 weiteren Angehörigen der Thebäischen Legion im 4. Jahrhundert im Amphitheater hingerichtet worden sein soll. 1228 erhielt der Ort vom Kölner Erzbischof die Stadtrechte.

Im 8. Jahrhundert wurde ein Stift zu Ehren Viktors gegründet, im 9. Jahrhundert eine karolingische Kirche gebaut. Über den Nachfolgebauten legte man 1263 den Grundstein für den heutigen St.Viktor-Dom, der 1936 durch Papst Pius XI. 1936 zur „Basilica Minor“ erhoben wurde. Nach dem Krieg und Wiederaufbau des Doms wurden 1966 in der Krypta die Gedenkstätten für die Nazi-Opfer Karl Leisner, Gerhard Storm und Heinz Bello eingerichtet. Auch Urnen mit Asche aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Bergen-Belsen und Dachau wurden beigefügt. Zudem erinnern Gegenstände und Schrifttafeln heute an Widerstandskämpfer wie Wilhelm Frede, Nikolaus Groß und Johannes Maria Verweyen, 2006 wurde eine Reliquie des seligen Bischofs Clemens August Graf von Galen in die Krypta eingebracht.

Adresse: Dom St. Viktor, Kapitel, 46509 Xanten, April bis Oktober, Samstag 11.00 Uhr, Dauer 60 Minuten, Kosten: 4,00 € pro Person ab 15 Jahre, Treffpunkt: Tourist Information. Internet: http://www.sankt-viktor-xanten.de/wallfahrer-gaeste/st-viktor-dom/, http://www.xantener-dom.de. Mehr: www.xanten.de.

Mittwoch, 23.10.2024