Karl Leisner, Visionär eines geeinten Europas
Montag, 06.11.2023
Heute vor 50 Jahren trafen sie sich zum ersten Mal: Der „Freundeskreis-Karl-Leisner Kleve“ wollte Menschen sammeln, damit die Erinnerungen an einen besonderen Glaubenszeugen nicht verblassen. Heute ist es der „Internationale Karl-Leisner-Kreis“ (IKLK).
INFO: Der Selige Karl Leisner, im Konzentrationslager Dachau heimlich zum Priester geweiht, überlebte die Befreiung aus dem KZ nur wenige Wochen und starb am 12. August 1945. Nicht nur am Niederrhein fasziniert er die Menschen bis heute: Dass die Erinnerung an sein Vermächtnis lebendig ist, zeigte Ende Juni 2023 noch eine Studientagung zu dem als Märtyrer im KZ Dachau ermordeten Titus Brandsma und Karl Leisner. Für ihn wurde im niederländischen Nijmegen ein Gedenkstein in die Friedensmauer an der Titus-Brandsma-Gedächtniskirche eingesetzt.
Internationaler Karl-Leisner-Kreis e.V.: 2023 jährt sich der Auftakt zur Gründung des „Freundeskreises Karl Leisner“ (06.11.1973) vor 50 Jahren. Viktor Roeloffs, Propst an der Stiftskirche in Kleve, lud damals zu einer Zusammenkunft ins Kolpinghaus in Kleve und bat darum, Erinnerungen an Karl Leisner niederzuschreiben und Erinnerungsstücke und Dokumente zur Verfügung zu stellen. Bei diesem Treffen bildete sich der „Freundeskreis-Karl-Leisner Kleve“ mit dem Zusatz „Gemeinschaft zur Pflege des Erbes Klever Martyrer“. Folgende Treffen erweiterten den Kreis um weitere Glaubenszeugen, die Widerstand geleistet hatten. Am 3. Oktober 1975 konstituierte sich schließlich der Internationale Karl-Leisner-Kreis e.V. (IKLK). Er will mit nationalen Vertretungen in Frankreich und den Niederlanden die Erinnerung und das Gedenken an den Seligen Karl Leisner pflegen, sein Leben als Glaubenszeuge bekannt machen, Stätten der Erinnerung an ihn einrichten und auf christlicher Grundlage – im Sinne von Karl Leisner – dem Dialog zur Völkerverständigung und dem Willen zum Frieden in Europa dienen.
Kontakt: Geschäftsstelle Haus Thomas, Kapitel 10, 46509 Xanten, Tel. +49 02821 / 92595, Fax 02821 / 980331, Mobil +49 (0) 172 / 345385, E-Mail: info@karl-leisner.de, Postanschrift: Internationaler Karl-Leisner-Kreis e.V., c/o Propsteigemeinde Sankt Viktor Xanten, Kapitel 8, 46509 Xanten.
Karl Leisner: Am 28. Februar 1915 in Rees am Niederrhein geboren und aufgewachsen in Kleve, trat Karl Leisner als Gymnasiast der katholischen Jugendbewegung bei. Der begeisterte Jugendleiter machte 1934 Abitur und studierte zunächst in Münster, um Priester zu werden. Als ihn der Bischof von Münster mit dem Amt des Diözesanjungscharführers betraute, geriet Leisner in das Visier der Gestapo. Seine Außensemester absolvierte er 1936/37 in Freiburg, anschließend den Pflichtarbeitsdienst. 1939 wurde er zum Diakon geweiht. Kurz vor seiner Priesterweihe zwang ihn eine schwere Lungentuberkulose zur Ausheilung in ein Sanatorium in St. Blasien/Schwarzwald. Eine Äußerung zum Attentat von Georg Elser auf Adolf Hitler am 8. November 1939 führte dort am 9. November 1939 zur Verhaftung. Über Gefängnisse in Freiburg und Mannheim sowie das KZ Sachsenhausen kam er im Dezember 1940 ins KZ Dachau, wo er ab 1942 im Krankenrevier mit bis zu 150 Lungenkranken zusammengepfercht war. Im dortigen „Pfarrerblock“ waren mehr als 2.700 überwiegend katholische Geistliche aus vielen Nationen inhaftiert, von denen über 1000 starben.
Als im September 1944 der französische Bischof Gabriel Piguet von Clermont ins KZ Dachau eingewiesen wurde, gab es zahlreiche heimliche Vorbereitungen für Leisners bislang nicht mögliche Priesterweihe. Unter Gefahr für alle Beteiligten weihte Bischof Piguet am 17. Dezember 1944 den schwerkranken Diakon im Block 26 zum Priester, seine erste und einzige heilige Messe feierte der Neupriester am Stephanustag, dem 26. Dezember 1944. Am 4. Mai 1945 wurde er aus dem KZ befreit und verbrachte die letzten Wochen seines Lebens im Lungensanatorium Planegg bei München. Er starb am 12. August 1945, sein Grab befindet sich in der Krypta des Xantener Domes. Am 15. März 1980 genehmigte Papst Johannes Paul II. die Eröffnung des Seligsprechungs-Prozesses, am 23. Juni 1996 sprach er Karl Leisner in Berlin selig. 2007 wurde in der Diözese Münster für Karl Leisner der Heiligsprechungsprozess eingeleitet, der jedoch vorerst nicht zu Ende geführt wurde. Weitere Infos zu Karl Leisner: http://www.karl-leisner.de/
BUCHHINWEIS: Hans-Karl Seeger und Gabriele Latzel (Hg.), im Auftrag des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK) unter besonderer Mitarbeit von Christa Bockholt, Hans Harro Bühler und Hermann Gebert: Karl Leisner – Tagebücher und Briefe, Eine Lebens-Chronik, 5 Bde., 4.368 Seiten, 5 Bänder im Schuber, Kevelaer 2014, ISBN 978-3-7666-1881-8, 139,00 €. Vorbestellung: www.chrisbuch.de
Unser Gesprächspartner: Propst Stefan Notz, Kapitel 9, 46509 Xanten, Tel. 02801 / 7131-0, Internet: https://www.sankt-viktor-xanten.de, Mail: notz@bistum-muenster.de.