Kirchen stehen offen: Blick nach Köln

von Elvis Katticaren

Montag, 11.05.2020

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, Collage: KiP

Seit dem 1. Mai sind öffentliche Gottesdienste wieder gestattet – auch in der größten deutschen Kirche, dem Kölner Dom. Viele haben sich gefreut, andere sind noch zögerlich. Wie ist die Stimmung? Was hat den Menschen gefehlt? Was gilt es zu beachten?

„Hohe Domkirche Sankt Peter und Sancta Maria“: Bereits an der Nordostecke der römischen Legionsstadt Colonia Agrippina gab es eine Vielzahl an Tempeln, Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n.Chr. baute dort der Kölner Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage. Sein späterer Nachfolger Rainald von Dassel brachte 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln und die Stadt entwickelte sich zu einem der großen abendländischen Wallfahrtsorte. Die für die Reliquien gebaute Kathedrale - Erzbischof Konrad von Hochstaden legte am 15. August 1248 den Grundstein - sollte das größte Bauwerk nördlich der Alpen werden. Gebaut wurde bis 1560, als der Bau aus Mangel an Kapital und Interesse der Bürger beendet wurde. Mit neuer Begeisterung nahm man 1842 den Bau wieder auf. 1863 war das Innere fertiggestellt, die beiden 1880 vollendeten Türme waren das höchste Bauwerk der Erde.
Der Domschatz in den unterirdischen Gewölberäumen des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes zeigt kostbare Reliquiare, liturgische Geräte und Gewänder, Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis zum 20. Jahrhundert, mittelalterliche Skulpturen und fränkische Grabfunde. Die wechselvolle Geschichte der Kölner Kathedrale präsentiert sich in dieser einzigartigen Kombination von historischen Gewölberäumen mit Resten der römischen Stadtmauer, Säulen vom Vorgängerbau des Domes, moderner Architektur und der neuartigen Präsentation des Domschatzes. Zur 750-Jahr-Feier wurde der Dom offiziell in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt. Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de

Kölner Dom wieder für Touristen geöffnet: Ab sofort dürfen Touristen können den Kölner Dom montags bis samstags zwischen 10.00 Uhr und 20.00 Uhr und sonntags zwischen 8.00 Uhr und 20.00 Uhr wieder besuchen. Dabei dürfen sich bis zu 200 Menschen zeitgleich in der Kathedrale aufhalten. Die Besucher müssen einen Mund-Nase-Schutz tragen, Abstand zueinander halten und auf einem abgesperrten Weg gehen. Der Chorumgang bleibt ebenso wie die Domschatzkammer vorerst geschlossen. Auch Turmbesteigungen und Führungen sing noch nicht möglich. Während der Gottesdienste ist nur der hintere Bereich für Touristen zugänglich. Um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, war der Kölner Dom ab Mitte März lediglich zum persönlichen Gebet geöffnet. Gottesdienste mit Teilnehmern und unter Auflagen gibt es im Dom seit dem 3. Mai wieder.

Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates. Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: presse@katholisches.koeln, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.

NRW gestattet wieder öffentliche Gottesdienste: Bereits am 26. Februar 2020, zu Beginn der Coronakrise, hatte das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz Empfehlungen zur Vermeidung von Ansteckungen mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2) in Gottesdiensten und Kirchenräumen gegeben.
Am 16. März vereinbarte die Bundesregierung mit den Bundesländern nach Rücksprache mit den Kirchen strenge Leitlinien zu „Zusammenkünften in Kirchen, Moscheen, Synagogen und Zusammenkünften anderer Glaubensgemeinschaften“. Damit gab es ab dem 17. März auch in ganz Nordrhein-Westfalen vorerst keine öffentlichen Gottesdienste mehr. Die Bistümer Münster und Essen sowie die Erzbistümer Paderborn und Köln hatten bereits öffentliche Gottesdienste untersagt, um eine Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Als letzte NRW-Diözese sagte das Bistum Aachen alle Feiern ab. In fast allen 27 Diözesen wurden öffentliche gottesdienstliche Feiern ausgesetzt, die Gläubigen von der Sonntagspflicht entbunden (CIC, Canon 1248).
Am 23. April teilte auch die NRW-Staatskanzlei mit, dass in Nordrhein-Westfalen ab Mai wieder öffentliche Gottesdienste gefeiert werden können. Grundlage, so die Landesregierung, seien „umfassende und präzise Konzepte der Kirchen und Religionsgemeinschaften", wie während der Corona-Pandemie Gottesdienste unter Beachtung des Infektionsschutzes gestaltet werden können. Die Kirchen und Religionsgemeinschaften haben laut Landesregierung erklärt, die Schutzvorkehrungen etwa zur Einhaltung des Abstands bis zum 1. Mai vornehmen zu können. Die Landesregierung wies darauf hin, dass Nordrhein-Westfalen als einziges Land den gemeinsamen Gottesdienstbesuch zu keinem Zeitpunkt während der Corona-Krise verboten habe. Vielmehr habe sie es als ausreichend erachtet, von den Kirchen und Religionsgemeinschaften in Selbstverpflichtungserklärungen den Verzicht auf Versammlungen zur Religionsausübung entgegenzunehmen.
Das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz hat Empfehlungen für die Feier der Liturgie erarbeitet, die am 24. April 2020 mit dem Bundesministerium des Innern erörtert wurde. Sie sind zugleich als Anregung für die Ausarbeitung jeweils eigener diözesaner Festlegungen zur Wiederaufnahme öffentlicher Gottesdienst gedacht: Empfehlungen zur Feier der Liturgie in Zeiten der Corona-Krise (pdf)

Montag, 11.05.2020