Kirchenführer für Kinder und Familien
Samstag, 14.09.2024
Nächsten Mittwoch steht ihr Patron auf dem Kalender: Die St.-Lamberti-Kirche in Münster – über 1000 Jahre alt, erklärt jetzt auch den Kleinsten, was es dort alles zu entdecken gibt. Sie haben einen Kirchenführer für Kinder und Familien entwickelt …
Unterwegs in der St.-Lamberti-Kirche: Wilhelmina und Hannes entdecken den Kirchenraum mit dem neuen Kirchenführer für Kinder und Familien. Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann
INFO: (pbm/acl). „Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist blau-rot-bunt und aus Glas und ganz vorne in der Kirche“, liest Wilhelminas Mutter vor. „Ich weiß es!“, ruft die bald Fünfjährige begeistert, läuft bis vorne vor die Stufen und zeigt mit dem Finger auf die großen Fenster im Altarraum der St.-Lamberti-Kirche. Dass auf dem einen Fenster die Auferstehung Christi, in der Mitte die Kreuzigung und rechts die Himmelfahrt Christi zu sehen ist, erfährt das Mädchen von seiner Mutter. „Wir lernen hier auch noch dazu“, sagt diese mit Blick in den neuen Kirchenführer für Kinder und Familien, mit dem sie – gemeinsam mit ihrer Tochter – den Kirchenraum erkundet. In diesen Tagen ist der Kirchenführer mit dem Titel „Komm, ich zeig dir die Lamberti-Kirche“ erstmals erschienen.
Nanni Abeler erinnert sich noch genau an die Situation, als ihr die Idee zu dem Kirchenführer kam. „Ich war in der Lambertikirche und sah einen Vater mit zwei Kindern an der Hand den Kirchenraum betreten, schweigend eine Runde drehen, um die Kirche dann wieder zu verlassen. Das kann es nicht sein, habe ich gedacht. Es gibt so viel zu entdecken, da müssen wir Eltern etwas an die Hand geben“, berichtet die frühere Grundschullehrerin. Als Ehrenamtliche der Pfarrei St. Lamberti ist sie Mitglied im Pfarreirat, übernimmt regelmäßig Lektorendienste und engagiert sich an weiteren Stellen im Gemeindeleben.
Das Konzept für den Kirchenführer für Kinder und Familien entwickelte Nanni Abeler nach und nach: „Die meisten Kinder kennen das Spiel ‚Ich sehe was, was du nicht siehst‘, das sollte der Rote Faden in dem Kirchenführer sein“, beschreibt die 76-Jährige, die sich zentrale Punkte in der Kirche überlegte, die die Kinder aufsuchen können: „Der Altar, der Tabernakel, die Marienfigur, die Orgel – all das sehen Kinder, wenn sie sich in der Kirche umschauen“, weiß Nanni Abeler von Besuchen mit ihren Enkeln in der Lambertikirche. Neben einer grafischen Darstellung des Gegenstands findet sich eine kurze, kindgerechte Erklärung dazu sowie in einem gesonderten Kasten weiterführende Informationen. „Diese sind sowohl für Kinder als auch für Erwachsene interessant“, sagt sie.
Pastoralreferentin Ursel Schwanekamp war begeistert von der Idee der Ehrenamtlichen – und vermittelte mit Hanna Niestegge professionelle Unterstützung für die Visualisierung. Die Grafikdesignerin und Illustratorin lebt in Bielefeld und hat bereits mehrfach kleinere Projekte für die Innenstadt-Pfarrei in Münster umgesetzt. Gemeinsam brachten sie „Eule Eurelia“ ins Spiel: „Sie geht mit den Kindern auf Entdeckungsreise durch die St.-Lamberti-Kirche und begleitet sie durch den Kirchenführer“, erklärt Hanna Niestegge. Bewusst hat die Grafikdesignerin die zu findenden Gegenstände nur in Umrissen skizziert: „So haben die Kinder die Möglichkeit, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und die Dinge in den Farben auszumalen, die sie wählen möchten.“
Sowohl Kindergartengruppen der Pfarrei als auch Grundschulklassen sind eingeladen, mit dem neuen Kirchenführer für Kinder und Familien zu arbeiten. „Wir legen hinten in der Kirche einige Exemplare aus, damit Eltern mit ihren Kindern selbstständig durch die Kirche gehen können“, kündigt Ursel Schwanekamp an. Die verwendeten Kirchenführer können zum Ausmalen mit nach Hause genommen werden.
St. Lamberti in Münster: Die in Münster zwischen 1375 und 1525 als Markt- und Bürgerkirche erbaute Kirche Sankt Lamberti ist ein bedeutendes Gebäude der westfälischen Spätgotik. Vor allem bekannt ist sie durch drei am Turm aufgehängte Eisenkäfige, in denen 1536 die Leichname der drei Anführer des Täuferreichs von Münster zur Schau gestellt wurden. Benannt ist die um das Jahr 1000 in der Kaufmannssiedlung vor der Domburg entstandene Kirche nach dem um 635 in Maastricht geborenen hl. Lambertus, dessen Verehrung sich von der Lütticher Lambertuskathedrale schnell im Herrschaftsgebiet der Karolinger, im Kölner Raum, am Mittelrhein, in Westfalen, Südwestdeutschland und Bayern verbreitete. Sein Leben ist in mehreren mittelalterlichen Quellen dokumentiert. Der Sohn aus gräflicher Familie wurde 670 Bischof von Maastricht, geriet in Konflikt mit der Staatsgewalt, wurde abgesetzt, verbannt und wieder in sein Bischofsamt eingesetzt. Der missionarische tätige Kirchenmann wurde am 17. September 705 (?), in Lüttich erschlagen, zunächst in Maastricht, um 717 aber in Lüttich bestattet, wo über seinem Sterbeort die 718 vollendete neue Basilika entstand. Sein Fest wird in der römisch-katholischen Kirche am 18. September begangen und ist am Vorabend des Lambertustags in vielen Gemeinden im Münsterland Anlass für das Lambertussingen. Zu dem Reim „Kinder kommt runter, Lambertus ist munter“ werden Laternen in eine spitze Holzpyramide gesetzt und Lieder gesungen. Hintergrund ist möglicherweise, dass die Zeit der Arbeitsstunden für Handwerker zu seinem Festtag reduziert wurden, mit dem die Stunden und das Tageslicht kürzer wurden.