Klimaschutz ist kein Luxus

von Christof Beckmann

Samstag, 11.01.2020

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Bischof Martin Happe kann von den Auswirkungen des Klimawandels aus eigener Erfahrung berichten. Foto: Kirche+Leben / Michael Bönte

Martin Happe aus Sendenhorst ist 74, Afrika-Missionar und seit über 40 Jahren in Mali und Mauretanien. Für ihn ist Klimaschutz kein Luxus, sondern überlebensnotwendig: „Die Ärmsten der Armen müssen ausbaden, was andere angerichtet haben.“

INFO: In vielen Ländern der Erde erfahren die Menschen schon jetzt eine deutliche Klimaveränderung – zum Beispiel in Mauretanien. Dort lebt Martin Happe, der aus Sendenhorst im Münsterland stammt und 1973 nach Mali ging. Er gehört der Ordensgemeinschaft der Afrikamissionare („Weiße Väter“) und wurde 1995 zum Bischof von Nouakchott im nordwestafrikanischen Mauretanien geweiht. 1973 setzten erstmals die bis dahin regelmäßigen Regenzeiten aus, Palmen-Haine und große Bäume gingen ein, Dorngestrüpp trat an die Stelle, so der Geistliche. Aktuell habe er in diesem Sommer in Mauretanien erlebt, dass die eigentlich Mitte Juli beginnende Regenzeit im Süden des Landes einen ganzen Monat später begann und nur aus sporadischen Regenfällen bestand: „Monatelang gibt es keinen Regen, und dann kommt ein Sturzregen, der alles kaputt macht und auch für die Landwirtschaft nutzlos ist, weil der Boden durch die vorherige Trockenheit so hart ist, dass das Wasser nicht eindringt.“ Das sei vor allem für die dort verbreitete Weidewirtschaft katastrophal: Weil die Weiden zu wenig Ertrag brächten und die Züchter daher nicht genug Futter für ihre Tiere hätten, müssten sie diese weit unter dem üblichen Preis verkaufen. Viele Menschen, die auf dem Lande keine Zukunft mehr sehen, zögen darum nach Nouakchott. Die im Zuge der Unabhängigkeit Mauretaniens entstandene und für 30.000 Menschen angelegte Stadt habe bereits mehr als eine Million Einwohner - bei einer Gesamtbevölkerung von fast viereinhalb Millionen in ganz Mauretanien. All diese Entwicklungen führten zu enormen sozialen Herausforderungen. Zudem werde die fischreiche Atlantikküste von Trawlern aus Europa und Asien im großen Stil leergefischt.

Unser Gesprächspartner: Martin Albert Happe MAfr, geboren am 15. November 1945 in Sendenhorst, schloss sich der Ordensgemeinschaft der Afrika-Missionare („Weiße Väter“) an und war nach der Priesterweihe am 2. Juni 1973 in der Pfarrkirche St. Martin in Sendenhorst als Missionar im Bistum Mopti in Mali tätig, zuletzt als Apostolischer Administrator des Bistums. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1995 zum Bischof von Nouakchott in Mauretanien. Die Katholische Kirche in dem muslimischen Land besteht vor allem aus Gastarbeitern aus Europa, Südamerika oder aus den afrikanischen Nachbarstaaten. Sie ist mit etwa 4.000 Gläubigen zwar deutlich in der Minderheit, doch hat vor allem die katholische Caritas mit mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – überwiegend Muslimen – einen sehr guten Ruf. Bischof Happe, der für 12 Priester und etwa 30 Ordensschwestern verantwortlich ist, hat sich die Versorgung von afrikanischen Flüchtlingen, die zum Beispiel auch in den Kirchen Mauretaniens Asyl bekommen und die Bestattung ertrunkener Boatpeople, deren Leichen an Mauretaniens Küsten angeschwemmt werden, zur Hauptaufgabe gemacht. Vehement setzt sich Happe für eine liberalere Grenzpolitik der EU ein. 2009 wurde er für sein soziales Engagement, seine unvoreingenommene Haltung zum Islam und sein Wirken für Migranten und deren Hinterbliebenen mit der Bernhard-Kleinhans-Plakette ausgezeichnet; die Laudatio hielt Rupert Neudeck.

Weiße Väter: Die „Gesellschaft der Missionare von Afrika“ (lat. Societas Missionariorum Africae / MAfr) wurde 1868 vom damaligen Erzbischof von Algier und späteren Kardinal Charles Martial Lavigerie für die Afrikamission gegründet, 1869 folgten auch die Weißen Schwestern (Missionsschwestern Unserer Lieben Frau von Afrika). 1885 wurde der Orden vorläufig und 1908 endgültig vom Heiligen Stuhl bestätigt. Die in Algerien und 1875 in Tunesien begonnene Mission erweiterte sich 1878 auf Ostafrika, 1894 im heutigen Mali, Burkina Faso und Guinea. 1874 entstanden Niederlassungen in Frankreich, 1884 in Belgien, 1894 in Deutschland und 1901 in Kanada. Heute arbeiten sie mit rund 1.500 Mitgliedern in 20 Ländern Afrikas aber auch zahlreichen anderen Ländern der Welt. Mehr: Afrikamissionare – Weiße Väter

Ihre 1894 erstmals erschienene Missionszeitschrift „Afrikabote“ ging 1967 in die Zweimonatszeitschrift kontinente auf, die von 24 Missionsorden und missio Aachen gemeinsam herausgegeben wird. Besonders tätig sind die Weißen Väter im christlich-islamischen Dialog: 1978 gründeten sie die Christlich-islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO) in Frankfurt/Main, die seit 1998 als Fach stelle der Deutschen Bischofskonferenz den interreligiösen Dialog und das Zusammenleben von Christen und Muslimen fördert. Kontakt: Cibedo e. V., Offenbacher Landstr. 224, 60599 Frankfurt am Main, Tel. 069 / 72 64 91, Fax 069 / 72 30 52, E-Mail: info@cibedo.de, Internet: http://cibedo.de/

Samstag, 11.01.2020