Köln: 200 Jahre Dombauhütte

von Elvis Katticaren

Freitag, 02.08.2024

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Hohe Domkirche zu Köln, Collage KIP

Vor 200 Jahren wurde die Kölner Dombauhütte wiederbegründet: Am 2. August 1824 richtete man auf der Westseite des Domes eine feste Werkstatt für die Steinmetzen der Bauhütte ein. Der Domhütte ist die diesjährige Sommerausstellung im Domforum gewidmet.

INFO: Das Unesco-Welterbe Kölner Dom ist und bleibt eine Dauerbaustelle. Jetzt sind wieder Arbeiten am seit Jahrzehnten sanierten Nordturm fällig, denn die beim Turmbau in den 1870er-Jahren verwendeten Messing- und Eisenarmierungen sind gebrochen oder verrostet. 1984 stürzte ein rund drei Meter hohes Element aus etwa 100 Metern Höhe ab. Vor drei Jahren verschwand zwar das auffällige 30-Meter-Hängegerüst am Nordturm des Kölner Doms. Doch nun müssen die Mitarbeiter der Dombauhütte wieder ran: Die Schwerlastketten, an denen das Gerüst hing, werden abgenommen. Zudem werden zum Teil zerstörte Ziertürmchen am Turmhelm rekonstruiert und um Steinabbrüche zu verhindern, werden die Messing- und Eisenteile durch Edelstahl-Elemente ersetzt. Daher wird die Domplatte im Bereich des Nordturms derzeit werktags zwischen 7.00 und 16.00 Uhr gesperrt. Die Arbeiten sollen bis Anfang November dauern. Drei Ecken des Turms sind bereits saniert. Dazu wurden von 1996 bis 2006, von 2002 bis 2013 und von 2011 bis 2013 große Hängegerüste verwendet. Einen vierten Aufbau dieser Art werde es in den kommenden Jahren auch noch an der Nordostecke geben, so das Domkapitel. Vorbereitende Arbeiten dazu stünden in den Jahren 2025 und 2026 an.

Kölner Dombauhütte: Chef der Kölner Dombauhütte ist Peter Füssenich, seit Januar 2016 der Kölner Dombaumeister. Dort arbeiten etwa 80 von knapp 100 Mitarbeitern im handwerklichen Bereich: Steinmetzen, Steinbildhauer und Steinrestauratoren, Glasmaler, Kunstglaser und Glasrestauratoren, Gerüstbauer, Schreiner, Dachdecker, Maler, Elektriker, Schlosser und Schmied, Gold- und Silberschmied sowie ein Installateur. In der Verwaltung der Dombauhütte arbeiten Sekretärinnen, Architekten, ein Maschinenbauingenieur, ein Steintechniker, Kunsthistoriker und Archäologen. Kontakt: Dombauverwaltung Köln, Roncalliplatz 2, 50667 Köln, Tel. 0221 / 17940-300, Fax 0221 / 17940-399, Email: info@dombau-koeln.de, Internet: www.dombau-koeln.de, Schaudepot Domgrabung: (https://www.koelner-dombauhuette.de/wissenswertes/schaudepot-domgrabung)

Ausstellung 200 Jahre Kölner Dombauhütte: Vor 200 Jahren wurde die Kölner Dombauhütte wiederbegründet und auf der Westseite des Domes eine feste Werkstatt für die Steinmetzen der Bauhütte eingerichtet. Mit der Berufung Friedrich Adolf Ahlerts zum Dombauinspektor im Dezember 1822 begann die neue Hütte, die mit dem ersten Eintrag in der Stammrolle der Steinmetze am 15. Juni 1824 einen gewissen Abschluss fand. Die Wiederbegründung der Dombauhütte war die wesentliche Voraussetzung für den Erhalt des über Jahrzehnte stark vernachlässigten Bauwerks und für die Vollendung des Domes ab 1842. Ihrer Vor- und Entstehungsgeschichte, aber auch ihrem Wirken ist die diesjährige Sommerausstellung im Domforum gewidmet. DomForum: Domkloster 3 / Domplatte, 50667 Köln, Öffnungszeiten / Besuchszeiten: Montag – Samstag 09:30 - 17:00 Uhr, Sonn- und Feiertage 13:00 - 17:00 Uhr, Telefonzeiten, Montag – Donnerstag 10:00 bis 12:00 & 13:00 bis 15:00 Uhr, Freitag 10:00 bis 12:00 Uhr, Informationen zum DOMFORUM: Tel.: 0221 92584720, Infos zu Dom- & Kirchenführungen: Tel. 0221 / 92584730. Internet: https://www.domforum.de/

Ergänzend zu der Ausstellung wird im DOMFORUM bis zum 5.8. ein 45-minütiger Film des Kölner Filmemachers Marcus Laufenberg über die Kölner Dombauhütte gezeigt. Die Dokumentation informiert über die Geschichte der Hütte und zeigt aktuelle Arbeiten verschiedener Gewerke am Kölner Wahrzeichen. Historische Rückblenden gehen zudem auf die Baugeschichte seit 1248 ein. Trailer unter diesem Link. Internet: https://www.koelner-dombauhuette.de/wissenswertes/film

Bauhüttenwesen: Die Praxis des Bauhüttenwesens bildete sich im Mittelalter um die Baustellen der Großkirchen in Europa, in denen verschiedene Gewerke eng im Verbund am Bau zusammenarbeiten und ihr Wissen bewahrten, indem sie es von Generation zu Generation weitergaben. Sie blicken auf eine bis ins 12. Jahrhundert reichende Tradition zurück, doch bilden auch heute noch sie ein lebendiges grenzüberschreitendes Kommunikations- und Personennetzwerk, widmen sich der Forschung, Dokumentation, der Weitergabe des Wissens und vor allem dem Erhalt der Kathedralen und bedeutender Großbauten. Mehr auf: www.bauhuetten.org. Im Verzeichnis Deutschlands sind 106 lebendige Kulturformen sowie Modellprogramme der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes eingetragen.

Das UNESCO-Komitee für das immaterielle kulturelle Erbe hat 2020 die Handwerkstechniken der Europäischen Bauhütten in das UNESCO-Register guter Praxisbeispiele der Pflege des Immateriellen Kulturellen Erbes aufgenommen. Der Antrag „Das Bauhüttenwesen der Großkirchen Europas – Weitergabe, Dokumentation, Bewahrung und Förderung von Handwerkstechniken und -wissen“ war von 18 Bauhütten aus Deutschland, Frankreich, Norwegen, Österreich und der Schweiz gestellt worden, die für die Erhaltung der ihnen anvertrauten Wahrzeichen die seit Jahrhunderten etablierten und weiterentwickelten handwerklichen Techniken anwenden. Die Aufnahme in das Register der guten Praxisbeispiele, das weltweit nur 25 Initiativen enthält, würdigte die Anstrengungen der Beteiligten für die modellhafte Pflege der historischen Handwerkstechniken, ihre Weiterentwicklung und Weitergabe an junge Fachkräfte und ihre intensive internationale Zusammenarbeit. Die Bewerbung wurde gemeinsam eingereicht von der Dombauhütte Aachen, Staatlichen Dombauhütte Bamberg, Stiftung Basler Münsterbauhütte, Zwingerbauhütte Dresden (der einzigen säkularen Bauhütte des Verbundes), Münsterbauhütte Freiburg, Dombauhütte Köln, Dombauhütte Mariendom Linz, Kirchenbauhütte Lübeck, Dombauhütte Mainz, Staatlichen Dombauhütte Passau, Staatlichen Dombauhütte Regensburg, Münsterbauhütte Schwäbisch Gmünd, Dombauhütte St. Maria zur Wiese Soest, Fondation de l’Œuvre Notre-Dame de Strasbourg, Nidaros Domkirkes Restaureringsarbeider (Trondheim), Münsterbauhütte Ulm, Dombauhütte zu St. Stephan Wien sowie der Dombauhütte Xanten.

LITERATURTIPP: Europäische Bauhütten. Immaterielles Kulturerbe der Menschheit, Sabine Bengel und Fondation de L'Œuvre Notre-Dame & Dombaumeister e. v. (Hrsg.) J. S. Klotz Verlagshaus, ISBN: 978-3-948424-73-2, 152 Seiten, 139 Abbildungen und Grafiken, 24,80€.

„Hohe Domkirche Sankt Peter und Sancta Maria“: Bereits an der Nordostecke der römischen Legionsstadt Colonia Agrippina gab es eine Vielzahl an Tempeln, Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n.Chr. baute dort der Kölner Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage. Als sein späterer Nachfolger Rainald von Dassel 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln brachte, entwickelte sich die Stadt zu einem der großen abendländischen Wallfahrtsorte. Die für die Reliquien gebaute Kathedrale - Erzbischof Konrad von Hochstaden legte am 15. August 1248 den Grundstein - es sollte das größte Bauwerk nördlich der Alpen werden. Gebaut wurde bis 1560, als der Bau aus Mangel an Kapital und Interesse der Bürger beendet wurde.

Mit einer „Immediat-Eingabe mehrerer kölnischer Bürger an des Königs Majestät, die Ermächtigung zur Konstituierung eines Dombauvereins betreffend“ richteten sich am 3. September 1840 200 angesehene Kölner Bürger in einem Schreiben an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., der die Konstituierung am 30. November des Jahres durch Kabinettsorder genehmigte und gleichzeitig versprach, den Verein jährlich mit 10.000 Talern zu fördern. Nach Sitzungen eines vorbereitenden Ausschusses von über hundert Domfreunden stimmte die Generalversammlung der Dombaufreunde dem vorgelegten Vereinsstatut zu: Der König genehmigte am 8. Dezember 1841 die Statuten des zu gründenden Dombauvereins, „welcher den Zweck hat, vermittelst Darbringung von Geldbeiträgen und in jeder sonst angemessenen Weise für die würdige Erhaltung und den Fortbau der katholischen Kathedral-Domkirche in Köln nach dem ursprünglichen Plane tätig mitzuwirken.“ Durch die bis heute gültige Kabinettsorder des preußischen Königs ist der offiziell am 14. Februar 1842 gegründete Verein nicht in das Vereinsregister eingetragen und zählt zu den sogenannten „Altrechtsvereinen“.

Nach der Grundsteinlegung nahm man mit neuer Begeisterung am 4. September 1842 die Bauarbeiten wieder auf. Rund um die Welt bildeten sich Dombauvereine, die Mittel sammelten und die Fertigstellung propagierten. 1863 war das Innere fertiggestellt, die beiden 1880 vollendeten Türme waren das höchste Bauwerk der Erde. Am 14. September 1880 wurde der letzte Stein auf dem Südturm des Kölner Doms gesetzt. Im Zuge der Vollendungsfeier traten deutliche politisch-kirchliche Dissonanzen zutage: Das Fest fand am 15. Oktober 1880 unter der Anwesenheit des Kaiserpaares sowie fast aller deutschen Fürsten statt, doch der Kölner Erzbischof Paulus Melchers und das Metropolitankapitel nahmen nicht teil.

Der Domschatz in den unterirdischen Gewölberäumen des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes zeigt kostbare Reliquiare, liturgische Geräte und Gewänder, Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis zum 20. Jahrhundert, mittelalterliche Skulpturen und fränkische Grabfunde. Die wechselvolle Geschichte der Kölner Kathedrale präsentiert sich in dieser einzigartigen Kombination von historischen Gewölberäumen mit Resten der römischen Stadtmauer, Säulen vom Vorgängerbau des Domes, moderner Architektur und der neuartigen Präsentation des Domschatzes.

Das für den 15.08.1948 angesetzte Fest zur 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung fand kurz nach dem Krieg weltweite Beachtung und galt für Köln als eine Art Wiederauferstehung aus den Trümmern. Der gesamte Innenraum wurde nach Behebung der Kriegsschäden 1956 wiedereröffnet. Zur 750-Jahr-Feier wurde der Dom offiziell in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt.

Heute belaufen sich die Erhaltungskosten des Kölner Doms auf rund 10 Mio. Euro pro Jahr. Davon trägt der rund 14.200 Mitglieder weltweit zählende Dombauverein durchschnittlich zwei Drittel, für den Rest kommen Staat und Kirche auf. Der Männer-Gesang-Verein (KMGV), nur wenige Wochen nach dem Dombauverein unter dem Motto „Durch das Schöne stets das Gute“ gegründet, unterstützt die Kathedrale immer wieder mit Benefizkonzerten.
Links: www.koelnerdom.dewww.dombau-koeln.de.

Domführungen (Gruppen): KölnTourismus GmbH, Unter Fettenhennen 19, 50667 Köln, Tel. 0221 / 22123332, Fax 0221 / 221 24848, E-Mail: koelntourismus@stadt-koeln.de, www.stadt-koeln.de. Domforum – Besucherzentrum des Doms, Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 925847-30, Fax -31, www.domforum.de. Schwerpunkte: Kirchliche Gruppen, Kinder- sowie Jugendgruppen- und Schulklassen, Führungen für Einzelpersonen und tägliche Multivision über den Kölner Dom (gegenüber Hauptportal). Öffentliche Führungen: Mo.-Sa. 11.00, 12.30, Mo.-So. 14.00, 15.30, Treffpunkt: Hauptportal innen Erwachsene: € 4,00, Schüler/Studenten: € 2,00, Gebühr für geführte Gruppen: € 13,00. Öffnungszeiten: Der Kölner Dom ist täglich durchgehend von 6.00-19.30 h geöffnet. Während der Gottesdienste ist eine Besichtigung des Domes nicht möglich. Im Kölner Dom sind nur Gruppenführungen zugelassen, die im Auftrag von KölnTourismus GmbH und Domforum stattfinden. Gottesdienste: sonn- und feiertags: 7.00, 8.00, 9.00, 10.00; (Kapitelsamt), 12.00, 17.00, 18.30. Vesper oder Andacht 18.00. Mo-Sa 6.30, 7.15, 8.00, 9.00, 18.30. Mittagsgebet: 12. Andacht: 18.00. Information: Tel. 0221 / 179 40-200; Fax 0221 / 179 40-299.

Unsere Gesprächspartner: Rainer Tüschenbönner, seit Februar 2011 Leiter des Domforums, Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221/92 58 47-20, FAX 0221/92 58 47-31, https://www.facebook.com/domforum.koeln; Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates.

Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: presse@katholisches.koeln, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.

 

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