Kölner Dom feiert 700-Jahr-Jubiläum der Chorweihe
Montag, 15.08.2022
Wegen seiner Nähe zu den Gleisen nennen ihn die Bewohner der Domstadt auch liebevoll „Bahnhofskapelle“. Jetzt rückt der Kölner Dom wegen eines Jubiläums noch mehr in den Mittelpunkt. Der Grundstein für die gotische Kathedrale wurde vor 700 Jahren gelegt.
INFO: Mit Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen und einem besonderen Blick ins Mittelalter begeht der Kölner Dom den 700. Jahrestag seiner Chorweihe. Den Grundstein für die gotische Kathedrale legte am 15. August 1248 der berühmte Dominikaner Albert der Große. 74 Jahre später, am 27. September 1322, weihte Erzbischof Heinrich II. von Virneburg den Altar und den östlichen Bauteil des Doms - den sogenannten Chorraum, in dem sich auch der Dreikönigenschrein befindet. Seit 700 Jahren werden somit an dem Altar Gottesdienste gefeiert. Bis heute sind aus dieser Zeit etwa der Hochaltar, die Chorpfeilerfiguren, die Königsfenster und das mittelalterliche Chorgestühl erhalten.
Domjubiläum 2022 - 700 Jahre Chorweihe: Zum 700. Jahrestag der Chorweihe der Kathedrale gibt es ab dem 15. August ein Festprogramm mit Gottesdienst, Ausstellungen, Konzertreihe und Vorträgen. Digitale Medienangebote und optische Akzente rückten den östlichen Bauteil des Doms in Szene. Ab dem 17. August können Besucherinnen und Besucher bei speziellen technischen Führungen das mittelalterliche Erscheinungsbild des Doms im östlichen Teil der Kathedrale in ihrer Ausstattung aus dem 14. Jahrhundert erleben: Mithilfe von Tablets können Besucherinnen und Besucher der Kathedrale besonders nahe kommen - dann nämlich ermöglicht der Blick durch den Bildschirm die Sicht auf Pfeiler, Schrein und Gewölbe so, wie die Menschen im Mittelalter sie gesehen haben. Für diese computergestützten virtuellen Eindrücke, einer sogenannten Augmented Reality, wurde der Dom zuvor dreidimensional vermessen und seine damals erheblich farbenfrohere historische Innenausstattung rekonstruiert. Zu den Höhepunkten der Feiern zählt am 15. und 16. September die Uraufführung eines von Komponist Helge Burggrabe eigens komponierten Dreikönigsoratoriums - einer „musikalischen Hommage an den Kölner Dom“. Darüber hinaus auf dem Programm: Eine audiovisuelle Inszenierung des deutsch-schweizerischen Musikduos „Grandbrothers“, ein Domkonzert mit dem Gürzenich-Orchester, mittelalterliche Klänge mit „Ars Choralis Coeln“ und eine Orgelnacht mit sechs Orgel-Virtuosen. Das vollständige Programm und Tickethinweise finden Sie auf www.koelner-dom.de/domjubilaeum2022. Die Dreikönigswallfahrt wird auf zehn Tage verlängert und findet vom 18. bis 27. September statt. Sie beschließt damit das Jubiläum.
Domjubiläum 2022 im Internet: www.koelner-dom.de/erleben/domjubilaeum2022.
Programmbuch zum Domjubiläum mit allen Informationen zum Festprogramm und historische Hintergrundinformationen zum Download: Programmbuch herunterladen (PDF)
„Hohe Domkirche Sankt Peter und Sancta Maria“: Bereits an der Nordostecke der römischen Legionsstadt Colonia Agrippina gab es eine Vielzahl an Tempeln, Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n.Chr. baute dort der Kölner Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage. Als sein späterer Nachfolger Rainald von Dassel 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln brachte, entwickelte sich die Stadt e zu einem der großen abendländischen Wallfahrtsorte. Die für die Reliquien gebaute Kathedrale sollte das größte Bauwerk nördlich der Alpen werden. Gebaut wurde bis 1560, als der Bau aus Mangel an Kapital und Interesse der Bürger beendet wurde. Mit neuer Begeisterung nahm man 1842 den Bau wieder auf. 1863 war das Innere fertiggestellt, die beiden 1880 vollendeten Türme waren das höchste Bauwerk der Erde. Der Domschatz in den unterirdischen Gewölberäumen des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes spiegelt die wechselvolle Geschichte der Kölner Kathedrale: Er zeigt kostbare Reliquiare, liturgische Geräte und Gewänder, Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis zum 20. Jahrhundert, mittelalterliche Skulpturen und fränkische Grabfunde.
Das Fest zur 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung am 15.08.1948 fand kurz nach dem Krieg weltweite Beachtung und galt für Köln als eine Art Wiederauferstehung aus den Trümmern. Der gesamte Innenraum wurde nach Behebung der Kriegsschäden 1956 wiedereröffnet. Zur 750-Jahr-Feier wurde der Dom offiziell in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt. Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de.
Dreikönigsschrein: Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom ist ein als Goldschmiedearbeit hergestelltes Reliquiar aus der Zeit Ende des 12. Jahrhunderts. Er ist 500 Kilo schwer und mit 220 cm Länge, 110 cm Breite und 153 cm Höhe der größte erhaltene mittelalterliche Schrein und gehört zu den wichtigsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters. Er dient der Aufbewahrung von Gebeinen, die von Konstantinopel nach Mailand gelangten und die Erzbischof Rainald von Dassel, der für Italien zuständige Reichskanzler von Kaiser Barbarossa, aus der Kirche Sant´Eustorgio als Kriegsbeute in den karolingischen Hildebold-Dom nach Köln brachte. Sein Nachfolger Erzbischof Philipp von Heinsberg beauftragte Nikolaus von Verdun mit der Herstellung des zweigeschossigen Schreins aus Gold, vergoldetem Silber, Kupfer und Emaille, die 1225 abgeschlossen war. Mit zahlreichen goldenen Figuren, Edelsteinen und antiken Schmucksteinen, die auf einem Eichenholzkern aufgebaut sind, illustriert er die christliche Heilsgeschichte von den Anfängen des Alten Testaments bis zum Jüngsten Gericht. Er wurde im 1248 begonnenen gotischen Dom zum Ziel großer Pilgerströme, für die in Aachen gekrönten deutschen Könige war er ein Pflichttermin. Seit 1948 steht der Schrein hinter dem Hochaltar. Er enthält die Schädel und Knochen von drei Männern unterschiedlichen Alters, zudem die Gebeine von Gregor von Spoleto sowie weitere unbeschriftete Skelettteile, die lange den Heiligen Felix und Nabor zugeschrieben wurden. Nach der in den 1980er Jahren vorgenommenen Untersuchung der Stoffe, die die Knochen umhüllten, wurden sie im Nahen Osten hergestellt und stammen aus dem 2. und 4. Jahrhundert.
Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates.
Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: presse@katholisches.koeln, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.
Hochfest „Mariä Himmelfahrt“: Das am 15. August gefeierte Kirchenfest „Assumptio Beatae Mariae Virginis“ wurde im 5. Jahrhundert zunächst als Fest der „Dormition“, der „Entschlafung“ Mariens begangen und Ende des 6. Jahrhunderts vom oströmischen Kaiser Mauritius auf den jetzigen Tag gelegt. Im 7. Jahrhundert als Fest „Aufnahme Mariens“ in Gallien gefeiert, entwickelte es sich ab dem 8. Jahrhundert zum Himmelfahrtsfest und wurde 813 auch in Deutschland eingeführt. Papst Pius XII. verkündete im Jahr 1950 das Dogma „von der ganzmenschlichen Aufnahme Mariens in den Himmel“.
In dieser Zeit besonderer Marienverehrung wird allen Pflanzen, die gerade blühen, große Heilkraft zugeschrieben. Legenden erzählen, dass die Jünger das Grab der Maria öffneten und darin nicht mehr Marias Leichnam, sondern nur noch Blüten und Kräuter fanden. Deshalb wird seit Jahrhunderten zu Maria Himmelfahrt die Weihe der Kräuter vorgenommen: Aus sieben verschiedenen Kräutern - die Zahl symbolisiert die sieben Sakramente oder die sieben Schmerzen Mariens - werden Sträuße gebunden und zur feierlichen Kräuterweihe gebracht. In Bayern und im Saarland ist heute Feiertag in Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung, zudem in Österreich, Luxemburg und teilweise auch in der Schweiz.