Kunstblume

Man wird ja nicht jünger und möchte trotzdem fit bleiben. Daher Sebastian Richter ins Fitnessstudio. Und trainiert dort nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist:

Neulich fällt mir da ein großer schwarzer Topf mit einer Pflanze auf. So ein hohes Gras mit langen Blättern und Halmen und ganz oben diese Puschel. Und ich war erst ganz sicher: die ist echt. „Die ist doch echt?“ frage ich eine Freundin und wische mir den Schweiß von der Stirn. „Weiß nicht“, sagt sie. Wir beschließen eine Pause und nähern uns der Blume. Nach eingehender Untersuchung war klar: Nein - das ist eine Kunstblume.

Ein paar Rückenstrecker später frage ich mich, was diese Blume eigentlich so fast perfekt echt aussehen lässt. Beim genaueren Hinsehen entdecke ich, dass zwischen den krass grünen Halmen und Gräsern auch verwelkte Blätter sind. Verwelkte Blätter an einer Kunstblume. - Wer macht denn verwelkte Blätter in eine Kunstblume? Sowas unnötiges.„Tja“, sagt meine Freundin: „Die haben verstanden, dass das vermeintlich Unperfekte, dass das Blühen und das Verwelken nun mal dazu gehört.“

Ich schaue mich um und mein Blick fällt auf den perfekt durchtrainierten Körper eines Sportlers, der gerade gefühlte 1.000 Kilo an die Studiodecke hebt. Ich gucke nach unten - auf meinen Bauchansatz. Ich ziehe meinen Bauch ein, sodass ich meine dezent ausgebildeten O-Beine betrachten kann. Ich gucke zu meiner Freundin. Sie grinst.

„Tja“, sage ich. Du hast Recht. Dieser Kunstblumen-Hersteller, der hat etwas vom Leben verstanden.“