Libori: So vielfältig ist Kirche

von Stefan Klinkhammer

Donnerstag, 01.08.2024

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Paderborns Erzbischof Udo Bentz, Programm Libori 2024, Collage KIP

Noch bis kommenden Sonntag feiern sie Paderborns Liebling: Zu Libori präsentieren sich neben den großen Veranstaltungen und der Kirmes an jedem Tag spezielle Gruppen – Treffpunkte, an denen viel geboten wird …

INFO: Rund 1,6 Millionen Besucher in neun Tagen feierten 2023 eines der größten und ältesten Volksfeste in Deutschland – ein Spitzenwert, der zuletzt im Jahr 2014 überschritten wurde: Jedes Jahr Ende Juli wird Paderborns historisches Flair besonders intensiv spürbar. Libori. Es ist eines der größten und ältesten Volksfeste in Deutschland. Seine faszinierende Atmosphäre verdankt es einer bis heute überlieferten einmaligen Mischung aus kirchlichen Feierlichkeiten und weltlichem Fest. Beeindruckende Zeremonien und Prozessionen lassen Geschichte lebendig werden und ein buntes Markt- und Kirmestreiben mit vielen kulturellen Höhepunkten lädt neun Tage lang zum Feiern ein. Libori ist Paderborns „fünfte Jahreszeit“.

In diesem Jahr prägt vom 26.07. - 03.08. ein Jubiläum das Motto des Libori-Festes: „1225 Jahre – So alt. So neu. So schön!“ Denn im Jahr 799, also vor 1225 Jahren, gründeten Karl der Große und Papst Leo III. das Bistum Paderborn. Gemeinsam mit der Stadt feiert das Erzbistum Paderborn den gemeinsamen Patron, den heiligen Liborius (um 320-397). Ihm zu Ehren feiern die Westfalen seit 836 ein Fest. Auf Initiative des Paderborner Bischofs Badurad wurden die Gebeine des Heiligen, der Bischof von Le Mans in der römischen Provinz Gallien und Freund des hl. Martin von Tours war, in das junge Bistum an der Pader überführt. Dies war der Beginn des bis heute andauernden „Liebesbundes ewiger Bruderschaft“.

Aus dem Leben von Liborius ist nur wenig überliefert. Er stammte aus einem vornehmen gallischen Geschlecht, war von der römischen Kultur geprägt und wurde 348 zweiter Bischof des Bistums Le Mans als Nachfolger des heiligen Julian – er ist dort heute Bistumspatron. Fast ein halbes Jahrhundert soll Liborius laut Überlieferung als Bischof von Le Mans segensreich gewirkt haben und der Überlieferung zufolge der 23. Juli 397 gestorben sein. Schon bald nach dem Tod des Liborius wurden Heilungswunder von seinem Grab berichtet.

Dem Bild des Heiligen und seinem Namen begegnet man an vielen Stellen in der Paderstadt. Liborius ist an den Steinen zu erkennen, die er auf seiner Bibel balanciert, denn der Heilige wurde zum Fürbitter und Helfer bei Nieren-, Blasen- und Gallensteinen. Häufig abgebildet wird er auch mit seinem „Wappentier“, dem Pfau, auch Wahrzeichen des Liborifestes. Denn der Sage nach flog der Paderborner Gesandtschaft auf ihrem Heimweg ein prächtiger Pfau voran. Immer wenn die Pilger einen Halt einlegten, ruhte auch der Pfau; wenn sie aufbrachen, erhob sich der Vogel wieder. Am Pfingstsonntag 836 ließ er sich auf der Turmspitze des Paderborner Domes nieder. Sobald die Gesandten mit den Reliquien in die Kirche eingezogen waren, fiel der Pfau, der seine Mission erfüllt hatte, tot zu Boden, so die Legende. Noch heute wird bei den Liborifeiern dem Liborischrein ein Pfauenwedel vorangetragen.

Als im Dreißigjährigen Krieg der Paderborner Domschatz und der Schrein mit den Reliquien des heiligen Liborius von Landsknechten des lutherischen Herzogs Christian von Braunschweig geraubt wurden, gelang es, die Reliquien nach fünf Jahren zurückzuerlangen – der Gedenktag an die „Rückkehr“ des Heiligen nach Paderborn wird jährlich am 25. Oktober als „Klein-Libori“ begangen.

Liborius-Programm 2024:

Seit der Vesper letzten Samstag mit Erhebung der Reliquien des hl. Liborius läuft folgendes Programm im Dom:

SONNTAG, 28. JULI / Hochfest des heiligen Liborius: 9.00 Uhr Pontifikalamt mit anschließender Prozession, 15.00 Uhr Rosenkranzgebet, 16.00 Uhr Liboribruderschaftsandacht, 17.00 Uhr Deutsche Vesper, 18.00 Uhr Abendmesse, Eucharistiefeiern: 7.00 Uhr, 12.00 Uhr

MONTAG, 29. JULI / Tag der Frauen: 9.00 Uhr Pontifikalamt mit unseren französischen Gästen, 11.00 Uhr Pontifikalamt mit den Frauen, 14.00 Uhr Betstunde für Christinnen und Christen in der Diaspora, 15.00 Uhr Betstunde für den Frieden, 16.00 Uhr Betstunde für den Weg der Kirche in die Zukunft, 17.00 Uhr Vesper

DIENSTAG, 30. JULI / Tag des Landvolkes: 9.00 Uhr Pontifikalamt, 11.00 Uhr Pontifikalamt mit dem Landvolk, 14.00 Uhr Betstunde für die Weltmission, 15.00 Uhr Betstunde um geistliche Berufungen, 16.00 Uhr Betstunde für die Völker Europas, 17.00 Uhr Andacht mit Beisetzung der Reliquien des hl. Liborius

MITTWOCH, 31. JULI / Tag der Ordenschristinnen und Ordens- christen, Missionarinnen und Missionare: 8.00 Uhr Kapitelsamt, 11.00 Uhr Pontifikalamt mit Missionarinnen, Missionaren und Ordensleuten, 17.00 Uhr Vesper

DONNERSTAG, 1. AUGUST / Tag der älteren Generation: 8.00 Uhr Kapitelsamt, 11.00 Uhr Pontifikalamt für die ältere Generation, 15.00 Uhr Segnungsfeier für Ehepaare, 15.30 Uhr Andacht der Domgilde, Bartholomäuskapelle, 17.00 Uhr Vesper, 18.00 Uhr Liborikonzert, 19.00-22.00 Uhr Ausklang – Ruhe und Stille im illuminierten Dom Eucharistiefeier: 7.00 Uhr

FREITAG, 2. AUGUST / Tag der Kinder und Jugendlichen: 8.00 Uhr Kapitelsamt, 11.00 Uhr Messfeier mit Feuerwehr, Polizei, Hilfsorganisationen und Bundeswehr, 15.00 Uhr Wortgottesdienst in einfacher Sprache und Deutscher Gebärdensprache für Menschen mit und ohne Behinderung, 17.00 Uhr Vesper, 18.00 Uhr Wortgottesdienst der Engagierten in der Jugendarbeit

SAMSTAG, 3. AUGUST / Tag der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas: 8.00 Uhr Kapitelsamt, 11.00 Uhr Pontifikalamt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas, 17.00 Uhr Deutsche Vesper, 18.00 Uhr Nightfever, 22.30 Uhr Komplet, Beichte: 15.00 bis 16.15 Uhr, 19.30 bis 22.30 Uhr

SONNTAG, 4. AUGUST / Tag der Familien: 10.00 Uhr Pontifikalamt zum Abschluss der Liboriwoche und Verabschiedung von Weihbischof Dominicus, 17.15 Uhr Sakramentsandacht, 18.00 Uhr Abendmesse, Eucharistiefeiern: 7.00 Uhr, 8.00 Uhr, 11.45 Uhr

Darüber hinaus sind zahlreiche weitere Angebote im Programm. Downloads zu Libori 2024: Den Begleiter zum Liborifest mit Terminen, nützlichen QR-Codes hier zum Herunterladen, Link zu den Seiten des Erzbistum Paderborn, LIVE-ÜBERTRAGUNGEN im Internet über www.domradio.de und www.libori.tv

 

Wieder mehr als eine Million Gäste werden erwartet: Im Mittelpunkt des 1521 begründeten weltlichen Libori-Festes wird vom 27. Juli bis 4. August zur 3 Kilometer langen Kirmesmeile mit nahezu 150 Schaustellerbetrieben auf dem Liboriberg eingeladen, dazu auch zum Libori-Markt („Pottmarkt“) auf dem Markt- und Domplatz mit etwa 140 Ständen. Hinzu kommen mehr als 90 Stände in der Innenstadt. Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich auf eine 1,6 Kilometer lange Kirmesfront auf dem Liboriberg freuen. Die Kirmes auf dem Liboriberg kann am Eröffnungstag von 14 bis 24 Uhr und an den übrigen Tagen von 11 bis 24 Uhr besucht werden. Der Liborimarkt auf dem Markt- und Domplatz lädt am Eröffnungstag von 12 bis 20 Uhr, an den beiden Sonntagen von 11 bis 20 Uhr und an den übrigen Tagen von 9 bis 20 Uhr zum Bummel ein. Am 4. August findet in der Zeit von 13 bis 18 Uhr in der Paderborner Innenstadt ein verkaufsoffener Sonntag statt.

Die ganze Innenstadt ist Bühne für ein ebenso abwechslungsreiches Kulturprogramm mit über 100 Musik-, Kabarett- und Kleinkunstveranstaltungen. Das Feuerwerk mit seinen bis zu 150 Meter hohen Lichteffekten kann von zahlreichen Orten innerhalb und außerhalb der Stadt, so zum Beispiel vom Liboriberg oder vom Monte Scherbelino aus erlebt werden. „Die passende Musik dazu liefert Radio Hochstift – einfach Radio einschalten und genießen“, sagt Reinhardt. Von wo aus es die beste Sicht auf das Feuerwerk gibt, zeigt eine Karte, die das Amt für Vermessung und Geoinformation der Stadt Paderborn erarbeitet hat und die zu finden ist unter www.libori.de/feuerwerk. Mehr: https://www.paderborn.de/microsite/libori/aktuelles/paderborn-feiert-neun-tage-lang-libori.php

 

Unser Gesprächspartner: Am 9. Dezember 2023 wurde Dr. Udo Markus Bentz (57), der bisherige Weihbischof und Generalvikar von Mainz, von Papst Franziskus zum 67. Bischof und fünften Erzbischof von Paderborn ernannt. Dr. Udo Markus Bentz wurde am 3. März 1967 in Rülzheim geboren. Nach Abschluss seines Theologiestudiums in Mainz und Innsbruck wurde er am 1. Juli 1995 durch den Mainzer Bischof Karl Lehmann zum Priester geweiht. Anschließend war er als Kaplan in Worms am Dom St. Peter und in der Gemeinde St. Martin tätig. 1998 wurde er Bischöflicher Sekretär bei Bischof Lehmann und wurde 2002 zur Promotion im Fach Dogmatik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg freigestellt wurde. Seine Doktorarbeit trägt den Titel: „Jetzt ist noch Kirche – Grundlinien einer Theologie kirchlicher Existenz im Werk Karl Rahners“. Neben seinem Promotionsstudium war Bentz während dieser Zeit in verschiedenen Pfarreien der Diözese seelsorglich tätig. Zum 1. September 2007 übernahm er als Regens die Leitung des Mainzer Priesterseminars, 2011 wurde er von Kardinal Lehmann zum Geistlichen Rat ernannt, 2013 für vier Jahre zum Vorsitzenden der Deutschen Regentenkonferenz gewählt. 2014 übernahm er zusätzlich die Ausbildungsleitung für Kapläne und Pastoralassistentinnen und -assistenten im Bistum Mainz. Papst Franziskus ernannte Bentz am 15. Juli 2015 zum Weihbischof im Bistum Mainz. Am 20. September 2015 erfolgte die Bischofsweihe im Mainzer Dom durch Karl Kardinal Lehmann. Bentz war auch als Weihbischof zunächst weiterhin als Regens des Priesterseminars tätig und übernahm darüber hinaus die Aufgabe als Bischofsvikar für die Jugendseelsorge im Bistum Mainz (bis August 2017). Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ernannte Bentz am 27. August 2017 zum Generalvikar und Ökonom des Bistums Mainz, seit September 2017 war er zudem Vorsitzender des Aufsichtsrates des Caritasverbandes für die Diözese Mainz.

Auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz ist er Mitglied der Kommission für Weltkirche und der Unterkommission Lateinamerika (Adveniat). Darüber hinaus ist er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche. Weihbischof Bentz ist auch Mitglied der Jugendkommission.

Udo Markus Bentz ist Titularbischof von Sita, einem untergegangenen Bistum in der ehemaligen römischen Provinz Mauretania Caesariensis im heutigen Algerien. Zum bischöflichen Leitwort wählte er ursprünglich in Anlehnung an einen Vers aus dem Markus-Evangelium (Mk 16,20) das Wort „Praedicare ubique – domino cooperante“ – „Überall predigen – der Herr wirkt mit“.

Sein Leitwort als Erzbischof in Paderborn wird sein: „Gloria in excelsis deo. Pax hominibus“Ehre sei Gott in der Höhe, Friede den Menschen“ aus der Botschaft der Engel im Weihnachtsevangelium. „Die Ehre Gottes, der Friede der Menschen werden untrennbar in einen Zusammenhang miteinander gestellt“, erklärte Bentz bei seinem Treueid auf die Verfassung in Düsseldorf: „Gott durch unser Handeln so die Ehre geben, dass es den Menschen, dem Frieden dient. Und wann und wo auch immer wir dem Frieden dienen, geben wir Gott die Ehre. Beides gehört untrennbar zusammen - und das erinnert an die Präambel unseres Grundgesetzes von der Verantwortung vor Gott und den Menschen.“

Themenseite zum neuen Erzbischof auf den Internetseiten des Erzbistums Paderborn: https://www.erzbistum-paderborn.de/erzbistum-und-erzbischof/der-neue-erzbischof-von-paderborn-willkommen-dr-udo-markus-bentz/

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