Manni und seine fünf Rosen

von Christa A. Thiel

Freitag, 14.02.2014

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Sag es mit Blumen

"Nichts ist erfunden, alles so oder zumindest ähnlich passiert!" Christa A. Thiel schreibt und veröffentlicht kleine Geschichten, die Manni erlebt. Manni ist Mitte Vierzig, Elektriker, unverheiratet, ohne Kinder und mit dem Herz auf dem rechten Fleck.  

Manni macht sich so seine Gedanken über Gott und die Welt. Wie diesen hier:

Da steht Manni nun vor der Tür von Frau Danielski - in seinem guten Anzug, Hut und fünf weiße Rosen artig in der rechten Hand, atmet tief durch und drückt auf den Klingelknopf. Der Besuch fällt ihm nicht leicht, immerhin ist es sein erstes Mal, aber "Wat mutt, dat mutt!" sagt sich Manni. Herr Danielski war Mannis Ausbilder gewesen, vor zwei Tagen wurde er beerdigt. Im Betrieb hatte man in der Frühstückspause diskutiert, wie man Old Danny, wie Walter Danielski genannt wurde, die letzte Ehre erweise. Manni erkannte die Jungs nicht wieder. Okay, die Hälfte kannte Old Danny gar nicht. Was für ein väterlicher Vorarbeiter das gewesen war, ließ sich auch nur bruchstückhaft erklären, denn sehr lang ist so eine Frühstückspause ja nun wirklich nicht. Manni schlug eine Traueranzeige in der Zeitung vor. Das löste Kopfschütteln aus. Viel zu teuer, man müsse doch an allen Ecken und Enden sparen. Olly meinte, eine Beileidskarte an die Witwe reiche doch, könnten ja alle unterschreiben. Das wiederum fand Manni reichlich unpersönlich. Günter erklärte, wenn er sterben würde, bräuchten sich die anderen gar keine Gedanken zu machen, könnten ein Bier auf ihn trinken gehen "und gut is". Ralf schlug vor, im Internet eine Kerze anzuzünden. Manni gab zu bedenken, dass Frau Danielski bestimmt keinen Computer habe. Ein Wort gab das andere. Der Betrieb schickte eine Beileidskarte, Manni nahm sich frei und ging zur Beerdigung. Nein, diese Diskussion hatte Old Danny nicht verdient gehabt. Deshalb macht Manni jetzt das erste Mal in seinem Leben einen Kondolenzbesuch. Fünf nette Erlebnisse mit Old Danny hat er sich überlegt, für jede Rose eine.

 

 

Freitag, 14.02.2014