Markus: Perfekt in Griechisch
Dienstag, 25.04.2023
Die Abiturprüfungen laufen in ganz NRW. Heute die Prüfungen in Spanisch, Portugiesisch und Griechisch. Der Schreiber des ersten Evangeliums schrieb natürlich in der Weltsprache von damals: Markus - heute auf dem Kalender …
INFO: Auf dem Plan für die Abitur-Prüfungen in NRW stehen heute Spanisch, Portugiesisch und Griechisch, die Weltsprache der Antike. Ohne sie hätte das Evangelium kam seine erste große Verbreitung gefunden: Verantwortlich dafür ist auch das erste Evangelium, in dem die verschieden überlieferten Jesuserzählungen in Griechisch zusammengefasst wurden. Autor war Markus – der mit dem Löwen. Und alle, die diesen Namen tragen, können heute ein bisschen feiern. Denn der Evangelist steht heute auf dem Kalender.
Nach der kirchlichen Tradition schrieb Markus spätestens nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 nach Christi Geburt das nach ihm benannte erste Evangelium nieder. Aus den zeitlich folgenden Evangelien des Matthäus und des Lukas, die in den 80-er Jahren bei ihm abgeschrieben haben, kann nach der Forschung eine wohl bereits in den 60-er Jahren entstandene frühere „Logienquelle“ rekonstruiert werden, die heute nicht mehr vorhandenen ist. Sie versammelt sehr altes Spruchgut, das man über Jesus überliefert hat, Aussprüche Jesu, Gleichnisse, die Bergpredigt und das Vaterunser-Gebet.
Über sein Leben ist manches Legendenhaftes berichtet. Danach soll Markus am 25. April des Jahres 68 in Alexandria getötet worden sein, wo er als erster Bischof der Stadt galt. Die koptische Kirche in Ägypten verehrt Markus als ihren Gründer. 828 wurden seine sterblichen Überreste von Kaufleuten aus Venedig in die Lagunenstadt entführt, wo ihm die Venezianer den ersten Markusdom bauten, der 976 komplett niederbrannte. Erst der Beendigung des Nachfolgebaus 1094 wurden die Reliquien „wiedergefunden“ und ruhen heute in einem Steinsarkophag unter dem Hauptaltar von San Marco. Unter seinem Evangelistensymbol, dem seit dem 4. Jahrhundert nachgewiesenen geflügelten Löwen, demonstrierte die stolze Republik Venedig jahrhundertelang ihre Gleichrangigkeit mit Rom oder Byzanz. Auch die Insel Reichenau im Bodensee ist mit ihren Markus-Reliquien ein wichtiger Verehrungsort, weitere sterbliche Überreste befinden sich in Rom, Paris, Cambrai, Tournai und Köln. 1968 ging ein Teil an den Patriarchen von Alexandria zurück - als Geste anlässlich der 1900-Jahr-Feier der Gründung der Koptischen Kirche. Sie werden seitdem in der Markus-Kathedrale in Kairo aufbewahrt. Dargestellt wird Markus meist mit einer Schreibfeder vor einem Buch sitzend, sein Symbol ist der Löwe, der sich wie die anderen Evangelistensymbole aus Offb 4,7 EU ableitet. In diesem Jahr steht sein Evangelium auf der Leseordnung für die Katholischen Gottesdienste.
Unser Gesprächspartner: Univ.-Prof. Dr. Markus Tiwald, geboren 1966 in Güssing, Burgenland / Österreich, studierte 1986-1993 Katholische Theologie in Wien und Lyon/Frankreich. Nach dem Diplom wurde er 1994 zum Priester geweiht und war Kaplan in Maria Enzersdorf bei Wien. 1995-1998 ging er für ein Lizentiatsstudium am „Studium Biblicum Franciscanum“ nach Jerusalem und wirkte ab 1997 als Universitätsassistent am Institut für Neutestamentliche Bibelwissenschaft der Universität Wien. Seiner Promotion zum Dr. theol. schloss er eine Ausbildung zum Psychotherapeuten an, übernahm eine Gastprofessur an der päpstlichen Universität Antonianum in Rom, war Kolumnist bei der Tageszeitung „Kurier“ und Autor für zahlreiche Rundfunksendungen, zugleich Privatdozent in Wien und Pfarrer in Wien-Floridsdorf. 2007 habilitierte sich Tiwald für das Fach „Neutestamentliche Bibelwissenschaft“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien, übernahm 2008 eine Vertretungsprofessur für das Fach „Biblische Theologie und ihre Didaktik / Schwerpunkt Neues Testament“ an der Universität Duisburg-Essen und wurde zum Universitätsprofessor ernannt. Dort wiederholt Vertreter für evangelische und katholische Theologie im Fakultätsrat der Geisteswissenschaftlichen Fakultät (2012–2014 und 2016–2018), stellvertretender Institutsdirektor für Katholische Theologie/Univ. Duisburg-Essen (2010–2012 und 2014-2019) und Wahl in den Universitätssenat (2018-2019). Neben Mitgliedschaften in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen ist er seit 2012 Vorstandsmitglied des Salomon Ludwig Steinheim-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen. 1.9.2019 Ernennung zum Universitätsprofessor für Neutestamentliche Bibelwissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. 1.7.2021-30.9.2023 Gründungsdirektor der Vienna Doctoral School of Theology and Research on Religion VDTR
Tiwald Markus: Universitätsprofessor Dr. Markus Tiwald hat seit 01.09.2019 den Lehrstuhl Neues Testament inne. Institutsvorstand seit 01.10.2020. Direktor der Vienna Doctoral School of Theology and Research on Religion VDTR, Kontakt: Institut für Bibelwissenschaft, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Wien, Schenkenstraße 8-10, 1010 Wien, T: +43-1-4277-304 01, F: +43-1-4277-9304, bibelwissenschaft@univie.ac.at, https://bibelwissenschaft-ktf.univie.ac.at/ueber-uns/mitarbeiter/tiwald-markus/
Letzte Veröffentlichungen: Wanderradikalismus. Jesu erste Jünger – ein Anfang und was davon bleibt. (ÖBS 20). Frankfurt am Main: Peter Lang, 2002 (331 Seiten); Das Frühjudentum und die Anfänge des Christentums: Ein Studienbuch. (BWANT 208). Stuttgart, Kohlhammer, 2016 (367 Seiten); Die Logienquelle: Text, Kontext, Theologie. Stuttgart, Kohlhammer, 2016 (208 Seiten); Frühjudentum und beginnendes Christentum: Gemeinsame Wurzeln und das Parting of the Ways (KStTh 7). Stuttgart, Kohlhammer, 2022 (448 Seiten).