Misereor: Die Milch macht´s
Freitag, 31.03.2017

Motiv der Fotoausstellung „Mensch Macht Milch. EU-Agrarpolitik und bäuerliche Landwirtschaft in Nord und Süd. Auswirkungen und Perspektiven“
Eine Kuh in Burkina Faso gibt zwischen zwei und sechs Liter Milch am Tag, in Deutschland in der Regel um 30. Das hat widersinnige Folgen für ganze Volkswirtschaften. Die Jugendaktion von MISEREOR und BDKJ sagt in der Fastenzeit, was das bedeutet ...
INFO: Das an Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana sowie an die Elfenbeinküste grenzende Burkina Faso ist das diesjährige Beispielland der Misereor Fastenaktion 2017. Sie ist unter das Leitwort „Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen" gestellt. Im Mittelpunkt stehen die Lebensbedingungen und der Innovationsgeist der Kleinbauern, die am Rande der Sahelzone, ideenreich und mit neuen Methoden höhere Einkommen erwirtschaften und damit die Ernährung und Versorgung für sich und ihre Familien sicherstellen. Vor allem über die Arbeit der Bäuerinnen und das Konzept der Minimolkereien in Burkina Faso haben wir mit Kerstin Lanje, Misereor-Referentin für Welthandel und Ernährung, gesprochen.
Danach ist insbesondere die Existenz der Viehhalter immer wieder durch die hohen Importzahlen von Milchpulver bedroht - über 500.000 Tonnen im Wert von 198 Millionen Euro. Auch die Landwirtschaft trägt bei Kleinbauern nicht zur Sicherung der eigenen Ernährung bei. 54 Prozent der Bauern können ihren Eigenbedarf nicht über die eigene Produktion decken. Von den insgesamt über 18 Millionen Menschen leben 43 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze von einem US- Dollar pro Tag. Knapp ein Drittel der Bevölkerung ist unterernährt. Da aufwändigen Lösungen der internationalen Agrarforschung nur auf die industrielle Landwirtschaft zugeschnitten sind, arbeitet seit 1990 die MISEREOR-Partnerorganisation DIOBASS an Antworten auf auf lokaler Ebene. Sie unterstützt Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Burkina Faso bei der selbständigen Entwicklung von Innovationen, die ihren Bedürfnissen der kleinbäuerlichen Landwirtschaft gerecht werden.
Eine Minimolkerei für Tambolo
Tambolo ist ein kleines Dorf im Süden von Burkina Faso. Hier lebt das Volk der Peulh: Viehhalter, die mit ihren Herden über die Lande ziehen und besonders von der Milch der Kühe leben. Seit kurzem gibt es hier eine kleine Minimolkerei, in der die Frauen aus dem Dorf ihre Milch frischhalten, lagern und verkaufen können. Für das Dorf und die Frauen ist das ein Fortschritt...
Im Rahmen der Fastenaktion berichten internationale Gäste von MISEREOR-Partnerorganisationen aus Burkina Faso vom 26. Februar – 4. April in vielen deutschen Städten und Gemeinden, in Schulen und in Pfarrgemeinden über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen. Die Hungertuchwallfahrt führt in diesem Jahr von Würzburg nach Trier, dem Ort der diesjährigen Eröffnung der Fastenaktion (5. März, 1. Fastensonntag: Eröffnungsgottesdienst der bundesweiten Fastenaktion im Hohen Dom zu Trier, 10 Uhr, Live-Übertragung in der ARD). Der 5. Fastensonntag am 2. April steht als MISEREOR-Sonntag zum Höhepunkt der Fastenaktion im zeichen der bundesweiten Kollekte in allen katholischen Pfarrgemeinden für die Arbeit von MISEREOR.
Das Bischöfliche Hilfswerk Misereor: Misereor mit Sitz in Aachen ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings von den deutschen katholischen Bischöfen als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet. Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort „Misereor super turbam“ („Ich erbarme mich des Volkes“). Zusammen mit Partnern in Afrika, Asien und Lateinamerika will Misereor Hilfe zur Selbsthilfe leisten und das Bewusstsein für Ursachen von Armut, Not, Ungerechtigkeit und Unterentwicklung in den Entwicklungsländern schärfen.
MISEREOR-Projekte fördern die Hilfe zur Selbsthilfe, so dass die Menschen nicht dauerhaft von Unterstützung abhängig sind. Daher berät und fördert MISEREOR Kleinbauern, setzt sich für Menschenrechte ein, bildet Jugendliche in zukunftsfähigen Berufen aus und unterstützt Kleingewerbe mit Mikro-Krediten. Seit 1958 hat MISEREOR über 106.000 Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien mit über 7 Milliarden Euro gefördert. Seit seiner Gründung brachte Misereor 6,8 Milliarden Euro für über 105.000 Projekte in 139 Ländern auf. MISEREOR ist Mitglied im „Bündnis Entwicklung Hilft“. Im Jahr 2015 erzielte MISEREOR Gesamteinnahmen in Höhe von rund 191,3 Millionen Euro. Davon stammten 59,2 Millionen Euro aus Kollekten und Spenden, 7,7 Millionen Euro aus kirchlichen Haushaltsmitteln und 122,3 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln des BMZ. Mit 6,2 Prozent Werbe- und Verwaltungskosten (Jahresbericht 2016) wird der Anteil an den Gesamtausgaben nach Einschätzung des DZI (Deutsches Institut für soziale Fragen) als „niedrig“ eingestuft.
MISEREOR-Spendenkonto: 10 10 10, Pax Bank Aachen, BLZ 370 601 93, IBAN DE75 3706 0193 0000 1010 10, BIC GENODED1PAX; Internet: www.misereor.de, MISEREOR-Blog: www.misereor.de/blog; Twitter: www.twitter.com/misereor; Facebook: www.facebook.com/misereor
Misereor-Jugendaktion 2017: „Basta! Die Milch ist es wert!“ - so lautet 2017 das Motto der Jugendaktion, die MISEREOR zusammen mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ausrichtet. MISEREOR und der BDKJ rufen junge Menschen in Deutschland dazu auf, das eigene Konsumverhalten zu überdenken, über den eigenen Tellerrand zu blicken und politisch aktiv zu werden.
Inspiriert von der Arbeit der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im afrikanischen Burkina Faso wird 2017 das Grundnahrungsmittel Milch in den Mittelpunkt gestellt. Dabei geht es um die Probleme von Milchproduktion und Milchverkauf. Jugendliche sollen sich so stärker mit den Umständen der Produktion und des Vertriebs von Milch und den weltweiten Zusammenhängen auf dem Milchmarkt auseinandersetzen. Mut machende Beispiele von Minimolkereien aus Burkina Faso sollen Jugendliche in Deutschland ermuntern, sich für Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit einzusetzen.
Die Fotoausstellung „Mensch Macht Milch. EU-Agrarpolitik und bäuerliche Landwirtschaft in Nord und Süd. Auswirkungen und Perspektiven“ ist Teil des Kooperationsprojektes „Jetzt handeln! Klima- und entwicklungsfreundliche EU-Agrarpolitik“ von Germanwatch und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die Ausstellung selbst ist ein Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V., Brot für die Welt, Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V., European Milk Board e.V., Germanwatch e.V. und Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e.V. Unser Gesprächspartner: Florian Meisser M.A., seit 2014 Referent bei Misereor, Internet: http://jugendaktion.de/2017