Misereor warnt vor Abwendung von der Welt
Montag, 07.04.2025

Elmar Noé, Asienbeauftragter von Misereor, Collage: KIP-NRW
„Das Thema Menschenwürde ist die Klammer zu dem Gründungsauftrag, den uns Kardinal Frings mit auf den Weg gegeben hat“, sagt Elmar Noé von misereor. Entwicklungszusammenarbeit ist und bleibt für ihn ganz praktische Friedensarbeit. ...
INFO: „Das Thema Menschenwürde ist die Klammer zu dem Gründungsauftrag, den uns Kardinal Frings mit auf den Weg gegeben hat“, sagt Elmar Noé, Asienbeauftragter des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in Aachen. Bewusstsein dafür schaffen – das ist für ihn nicht nur eine politische und gesellschaftliche Aufgabe, sondern auch die Mission der Kirche. Ihm persönlich haben es die spannenden Kulturen Asiens angetan, die er seit fast drei Jahrzehnten intensiv bereist. Auch für diesen Kontinent sieht er die Botschaft des Christentums als großes Angebot. Entwicklungszusammenarbeit ist für ihn ganz praktische Friedensarbeit. Zuhören, miteinander reden sei wichtig und helfe dabei, „wie man selbst in einer super komplexen Weltlage, wie wir sie jetzt gerade haben, Optimismus behalten kann und nach vorne schauen kann.“
Für verlässliche Entwicklungspolitik - Erklärung beider Kirchen: Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland werben für eine „verlässliche internationale Entwicklungszusammenarbeit“. Sie sehen Überlegungen bei den laufenden Koalitionsverhandlungen, die Entwicklungspolitik drastisch zu beschneiden, mit großer Sorge. Entwicklungshilfe sei eine elementare Investition auch in die eigene Sicherheit und Zukunftsfähigkeit: „Die Welt steht vor großen Aufgaben: Klimawandel, Hunger, Flucht und Krisen erfordern internationale Zusammenarbeit und Solidarität“, mahnten der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Tobias Bilz, und der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bertram Meier, am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung in Bonn und Hannover. „Gerade in dieser Zeit geopolitischer Verschiebungen geht es darum, dass wir verlässliche und stabile Beziehungen zu den Partnern im Globalen Süden erhalten.“
Mit der Zerschlagung der US-Hilfsorganisation USAID und der drastischen Kürzung der Mittel in Großbritannien und anderen Ländern sei die internationale Zusammenarbeit mit den ärmeren Ländern extrem gefährdet, betonen die beiden Kirchenvertreter. Sie warnten davor, dass humanitäre Ziele der Politik aufgegeben würden. Zugleich würde ein Verzicht auf Entwicklungspolitik internationale Sicherheitsrisiken verschärfen und Fluchtursachen vergrößern. „Als Kirchen haben wir Tausende Partnerschaften im Globalen Süden, die durch kontinuierliche Kontakte und gemeinsame Projekte stabilisierend wirken. Das würde ebenfalls massiv auf dem Spiel stehen“, warnen Bilz und Meier. Sie erklären, dass die Unterstützung von selbsttragenden Ernährungssystemen auf dem afrikanischen Kontinent eine Investition in eine bessere, nachhaltige Welternährung sei. Eine Förderung von Verkehrssystemen auf erneuerbare Energie in Lateinamerika reduziere Treibhausgase und bremse den Klimawandel für die gesamte Menschheit. Durch Förderung von Demokratie und Friedensprozessen würden Gesellschaften stabilisiert und die Gefahr neuer Konflikte verringert. Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sprach sich für den Erhalt des Entwicklungsministeriums aus. „Das ZdK setzt sich für eine starke zivile Stimme in den auswärtigen Beziehungen ein. Wir brauchen diese Stimme auch am Kabinettstisch und in einem möglichen Sicherheitsrat im Bundeskanzleramt“, erklärte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp in Berlin. Entwicklungszusammenarbeit sei in Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten, wenn sie den politischen Belangen des Auswärtigen Amtes untergeordnet würde.
Zuvor hatten auch Caritas international, Brot für die Welt und das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor für den Erhalt des Ministeriums plädiert. Die künftige Bundesregierung müsse in der internationalen Zusammenarbeit ambitioniert vorangehen und andere Länder dabei mitnehmen, forderten die kirchlichen Entwicklungsorganisationen Brot für die Welt und Misereor mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen bereits am 25. Februar 2025 in einem an Mitglieder des Bundestages und die Fraktionen versandten Positionspapier. Der Einsatz gegen Hunger und Armut, für die Menschenrechte und den Schutz des Klimas muss ein wesentlicher Teil deutscher Politik sein. Eine starke Entwicklungspolitik, die zivilgesellschaftliche Strukturen weltweit stärkt, kann zunehmend autokratische Tendenzen bremsen: „Internationale Zusammenarbeit darf nicht außenpolitischen Interessen untergeordnet sein, sondern muss eigenständig die globale Dimension von sozialer Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung aufzeigen. Wir brauchen mehr internationale Kooperation, mehr Verantwortungsübernahme für gemeinsame Probleme, auch um Sicherheit durch Zusammenarbeit, durch einen starken Fokus auf zivile Konfliktprävention und durch die Bekämpfung des Klimawandels zu erreichen“, so Andreas Frick, Hauptgeschäftsführer von Misereor. Die Bundesregierung solle sich auch zu dem international zugesagten Ziel bekennen, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Das gesamte Positionspapier: bfdw-misereor-positionspapier-koalitionsverhandlungen-2025.pdf
Bischöfliches Hilfswerk Misereor: Misereor mit Sitz in Aachen wurde 1958 von den deutschen katholischen Bischöfen auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet, um „den Mächtigen der Erde, den Reichen und Regierenden vom Evangelium her ins Gewissen zu reden“. Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort „Misereor super turbam / Ich erbarme mich des Volkes“. Erste Anregungen für eine regelmäßige Kollekte für Entwicklungsprojekte kamen zuvor von katholischen Laienorganisationen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Ziel der mit Partnern in Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika geleisteten Arbeit ist die Hilfe zur Selbsthilfe, für Gerechtigkeit und Bildung, gegen Hunger, Krankheit, Ausgrenzung und Menschenrechtsverletzungen sowie deren Ursachen. Gemeinsam mit einheimischen Partnern unterstützt das Hilfswerk Menschen unabhängig von ihrem Glauben, ihrer Kultur und ihrer Hautfarbe. Seit seiner Gründung wurden so laut eigenen Angaben über 114.000 Projekte mit weit mehr als 7 Milliarden Euro unterstützt, jedes Jahr steht ein anderes Thema und ein anders Land im Fokus der Fastenaktion. Derzeit arbeitet Misereor mit 1.900 Partnerorganisationen in 3.000 laufenden Projekten in gut 90 Ländern zusammen. Jeweils am fünften Sonntag der Fastenzeit – in diesem Jahr am 6. April – gehen alle Kollekten der katholischen Gottesdienste in Deutschland an Misereor. In den Wochen zuvor stellt das Hilfswerk jeweils ein Projekt beispielhaft in den Vordergrund, um den Menschen in Deutschland die Lebenswelt von Menschen nahebringen, die unter Armut und Ungerechtigkeit leiden, und zugleich Hoffnungs- und Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen. MISEREOR ist Mitglied im Bündnis Entwicklung Hilft: www.entwicklung-hilft.de.
MISEREOR-Spendenkonto: Spendenkonto 10 10 10, Pax Bank Aachen, BLZ 370 601 93, IBAN DE75 3706 0193 0000 1010 10, BIC GENODED1PAX. MISEREOR im Netz: www.misereor.de, MISEREOR-Blog: https://blog.misereor.de/, Twitter: www.twitter.com/misereor, Facebook: www.facebook.com/misereor, Instagram: www.instagram.com/misereor. Mehr: www.entwicklung-hilft.de. Kontakt: Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e. V., Mozartstraße 9, 52064 Aachen. Tel. 0241 / 442-0, Fax: 0241 / 442-188, E-Mail: info(at)misereor.de, Internet: www.misereor.de.