Mit oder ohne Sichtschutzwand?
Freitag, 03.07.2015
Seit einigen Wochen gibt es sie auch bei uns. Von vielen gefordert, in manchen Nachbarländern schon alltäglich: mobile Sichtschutzwände. Sie sollen Unfallopfer vor Gaffern schützen. Vor denen, die nicht helfen dafür aber umso lieber Fotos machen.
Wenn Menschen schwer verletzt sind, ist der Rettungsdienst des ASB, des Arbeiter Samariter Bundes, im Einsatz. Seinen Namen hat er übrigens aufgrund der biblischen Geschichte vom barmherzigen Samariter:
Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab. Unterwegs überfielen ihn Räuber. Sie schlugen ihn zusammen und ließen ihn halb tot liegen. Nun kam zufällig ein Priester denselben Weg. Er sah den Mann liegen und ging vorbei. Genauso machte es ein Levit, als er an die Stelle kam: Er sah ihn liegen und ging vorbei. Schließlich kam ein Reisender aus Samarien. Als er den Überfallenen sah, ergriff ihn das Mitleid. Er ging zu ihm hin, behandelte seine Wunden mit Öl und Wein und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein eigenes Reittier und brachte ihn in das nächste Gasthaus, wo er sich weiter um ihn kümmerte.
Eine Sichtschutzwand spielt da keine Rolle. Oder doch? Im umgekehrten Sinn? Der Priester, der Levit, vielleicht hatten die eine Sichtschutzwand im Kopf oder im Herzen. Eine, die ihnen die Sicht auf das Leid des Überfallenen versperrte. Und wie ist das mit inneren Sichtschutzwänden? Werden sie schnell aufgebaut, wenn in der Nachbarwohnung ein Kind immer wieder jämmerlich schreit? Wenn klatschende Schläge zu hören sind? Wenn immer mehr Flüchtlinge in unsere Stadt kommen? Ist da eine Sichtschutzwand, wenn der Kollege am Arbeitsplatz die Flasche im Schreibtisch versteckt?
Mit Sichtschutzwänden ist es wie mit Erfindungen: Wichtig ist, wozu ich sie einsetze.