Neue Heimat in NRW

von Christof Beckmann

Montag, 13.01.2025

Flüchtlingsbeauftragte Stefanie Tegeler, Foto: Julian Eilers/Caritas für das Bistum Münster
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Flüchtlingsbeauftragte Stefanie Tegeler, Foto: Julian Eilers/Caritas für das Bistum Münster

Viele Tausende haben in den vergangenen Jahren eine neue Heimat bei uns gefunden. Sie sind wichtig, bringen ihre Talente und Hoffnungen mit, so Stefanie Tegeler, Flüchtlingsbeauftragte des Bistums Münster, in einer neuen Folge „kannste glauben“.

INFO: (pbm/lb). „Die Fluchtgeschichte von Maria, Josef und Jesus erinnert uns wunderbar daran, dass Flucht und Schutzsuche keine modernen Phänomene sind, sondern sie sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte ziehen.“ Das betont Stefanie Tegeler, Flüchtlingsbeauftragte des Bistums Münster, in einer neuen Folge des Bistumspodcasts „kannste glauben“. „Wir müssen akzeptieren, dass Migration ein Normalfall und Deutschland ein Einwanderungsland ist“, erklärt sie im Gespräch mit Moderatorin Ann-Christin Ladermann.

Flucht sei eine grundlegende menschliche Erfahrung, die viele in Deutschland glücklicherweise nicht machen müssen. „Hinter jedem Menschenleben steht eine Geschichte, die es wert ist, geschützt zu werden“, sagt Tegeler in der gut halbstündigen Folge. Die Flüchtlingsbeauftragte plädiert für einen offeneren Kulturbegriff, der nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten hervorhebe. „Wir alle sind Menschen und die Menschenwürde ist unantastbar.“ Die Weihnachtsgeschichte sei deshalb ein guter Anlass, um mit Empathie auf Schutzsuchende und Flucht zu schauen.

Tegeler ist Politikwissenschaftlerin und leitet seit 2023 den Fachbereich „Soziale Arbeit“ beim Diözesancaritasverband im Bistum Münster. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit den Themen Flucht und Migration, beriet bei einem Wohlfahrtsverband Geflüchtete beispielsweise zu Asylverfahren und koordinierte die Ehrenamtsarbeit. In ihrer Funktion als Flüchtlingsbeauftragte des Bistums Münster hat sie derzeit unter anderem die Situation in Syrien und die hiesige Debatte im Blick, sie unterstützt Haupt- und Ehrenamtliche in ihrem Engagement rund um Flucht und Schutzsuche, gibt Stellungnahmen zu politischen Debatten ab und setzt sich in Netzwerken für das Thema ein.

Auf den bevorstehenden Bundestagswahlkampf sieht Tegeler mit Sorge: „In diesem Überbietungswettbewerb von menschenunwürdiger Behandlung ganzer Bevölkerungsgruppen befürchte ich einen anstrengenden Wahlkampf, insbesondere für die vielen Menschen, die sich in diesem Bereich engagieren, und nicht zuletzt für diejenigen, die mit einer Flucht- und Migrationsgeschichte in Deutschland leben.“

Unsere Gesprächspartnerin: Stefanie Tegeler, studierte Politikwissenschaftlerin, leitet den Bereich Soziale Arbeit beim Diözesancaritasverband und ist Flüchtlingsbeauftragte des Bistums Münster. In den örtlichen Verbänden beraten und unterstützen Mitarbeitende in rund 20 Fachdiensten für Integration und Migration (FIM) Menschen mit Zuwanderungs- oder Fluchtgeschichte bei allen Fragestellungen und in allen Problemlagen, die einen unmittelbaren Bezug zum Flucht- und Migrationsprozess haben.
Kontakt: Stefanie Tegeler, Caritasverband für die Diözese Münster, Kardinal-von-Galen-Ring 45, 48149 Münster, Tel. 0251 8901-263, E-Mail: Tegeler@caritas-muenster.de, Internet: https://www.caritas-bistum-muenster.de.

Bistums-Podcasts „kannste glauben“: Die Folge des Bistums-Podcasts „kannste glauben“ mit Stefanie Tegeler, Flüchtlingsbeauftragte des Bistums Münster, ist auf www.kannste-glauben.de abrufbar. Zudem können alle Folgen der Reihe bei Spotify, podcaster.de, Deezer, Google Play, YouTube und Itunes kostenfrei angehört und abonniert werden.

HINWEIS zur genannten Zahl syrischer Ärzte im Gesundheitsbereich: Obwohl die Aberkennung von Berufsabschlüssen immer noch ein Problem darstellt und mit langen Wartezeiten verbunden ist, wird vor allem im Gesundheitssektor die Beteiligung von aus dem Ausland stammenden Arbeitskräften besonders deutlich. Dies berührt nicht nur den Bereich der Pflege. Lt. Rheinischem Ärzteblatt (Heft 6/2024, Seite 30) ist mit Stichtag 31.12.2023 die Zahl der ausländischen Ärztinnen und Ärzte an Rhein und Ruhr weiter gestiegen, und zwar auf 8.689. Deutschlandweit sind 64.000 Mediziner mit ausländischem Pass tätig. Fast 80 Prozent von ihnen arbeiten in Kliniken und Krankenhäusern. Das geht aus der aktuellen Ärztestatistik der Bundesärztekammer (BÄK) mit Stichtag 31. Dezember 2023 hervor.
Nach den Daten des Statistischen Bundesamts vom 27. Mai 2024 hatte jeder achte Ärztin und jeder achte Arzt hatte 2023 keine deutsche Staatsangehörigkeit, 40 % aller zugewanderten Ärztinnen und Ärzte sind weniger als zehn Jahre in Deutschland.  In der Human- und Zahnmedizin arbeiteten 2023 insgesamt 115 000 aus dem Ausland zugewanderte Ärztinnen und Ärzte, das war knapp ein Viertel (23 %) der gesamten Ärzteschaft.
Laut Statistik der Bundesärztekammer arbeiteten Ende vergangenen Jahres nicht wie im Beitrag angeführt „60.000", sondern 5.758 syrische Ärztinnen und Ärzte in Deutschland. Knapp 5.000 von ihnen waren in Kliniken beschäftigt. Damit sind sie nach Rumänien und Russland mit Abstand die größte Gruppe ausländischer Ärzte. Sie haben in der Syrischen Gesellschaft für Ärzte und Apotheker in Deutschland (SyGAAD e.V.) seit Ende 2020 eine eigene Organisation aufgebaut, die nach eigenen Angaben über 400 aktive Mitglieder zählt. Sie entstand aus einer Facebook-Gruppe, die sich 2009 gründete und aktuell mehr als 60.000 Mitglieder hat.

Montag, 13.01.2025